Das Blut der Rhu'u
den zu viel entzogenen Teil seiner Lebenskraft wieder zurückgeben. Aber dazu bist du noch nicht in der Lage.«
Kara blickte ihn eindringlich an. »Aber du kannst das, nicht wahr?«
»Nun«, Kyle zögerte, »ja.«
»Also werden wir jetzt in dieses Krankenhaus fahren und genau das tun!«, entschied Kara.
»Damit bringen wir uns unnötig in Gefahr.«
Das interessierte sie nicht die Bohne. Sie sah ihm ernst in die Augen. »Ich will und werde nicht als Mörderin herumlaufen. Wenn du mir jetzt nicht hilfst, das wieder rückgängig zu machen – und auch in den nächsten Tagen, bis ich meine ... diesen Hunger kontrollieren kann –, dann, das schwöre ich dir, werde ich meinem Leben ein Ende bereiten. Heute noch.«
Er starrte sie ungläubig an, fühlte aber offensichtlich, dass sie es bitter ernst meinte. Das wurde auch ihr selbst erst in diesem Moment richtig bewusst. Natürlicher Instinkt oder nicht, Überlebensinstinkt oder nicht, sie würde nicht in dem Bewusstsein leben, dass sie den Tod noch wer weiß wie vieler Männer beschleunigte, bis sie ihren »Instinkt« im Griff hatte. Für sie selbst hatte der Tod begonnen, seinen Schrecken zu verlieren.
Kyle schüttelte den Kopf. »Das darfst du nicht tun, Carana. Wir brauchen dich doch.«
Sie verengte die Augen. »Ach ja? Und wozu? Noch vor gut einer Woche wusstet ihr nicht mal, dass es mich überhaupt gibt.«
Kyle nahm sie in die Arme. »Aber wir wissen es jetzt. Und ich habe schon mein ganzes Leben gespürt, dass irgendwo in der Welt noch ein Teil von mir existiert. Dich wieder zu verlieren, wäre mehr, als wir ertragen könnten. In jedem Fall sehr viel mehr, als ich ertragen könnte.«
Sie spürte, dass er die Wahrheit sagte. Doch sie fühlte auch, dass er ihr etwas verschwieg. Aber darüber würde sie sich später Gedanken machen.
»Also lass uns gehen und mein, hm, Verbrechen wieder rückgängig machen.«
»Nicht Verbrechen«, korrigierte er sanft. »Unfall.« Er schüttelte den Kopf. »Dad wird toben, wenn er das erfährt.«
»Lass ihn toben«, knurrte Kara mitleidlos. »Ihr habt alle ganz genau gewusst, dass das passieren würde, und habt mich trotzdem ins offene Messer rennen lassen. Ihr habt billigend in Kauf genommen, dass ich zur Mörderin werde. Habt ihr überhaupt keine Moral?«
Kyle blickte sie verletzt an. »Doch, die haben wir. Aber weil wir unsere Nahrungsaufnahme beherrschen und mir keine derartigen Unfälle passiert sind, als ich erwachsen wurde, ist keiner von uns auf den Gedanken gekommen, dass bei dir so ein Problem auftauchen könnte. Denn wenn wir das geahnt hätten, das glaube mir, Carana, dann hätten wir dich niemals in so eine Situation gebracht.«
Kara fühlte, dass sie errötete. »Entschuldige bitte. Ich ...«
»Schon gut.« Er legte ihr beruhigend die Hand aufs Knie. »Wir bringen das wieder in Ordnung.«
Sie folgten dem Krankenwagen zum Krankenhaus.
»Du bleibst im Wagen, während ich das erledige«, befahl Kyle.
»Aber ich sollte dabei sein und die Technik lernen, damit ich ...«
»Nein«, unterbrach er sie entschieden. »So, wie der Mann aussah, hat er dich mit Sicherheit am Schluss in deiner wahren Gestalt gesehen. Er würde dich wiedererkennen. Mich dagegen kennt er nicht.«
Sie blickte ihn verwirrt an. »Wahre Gestalt?«
Er nickte. »Schon vergessen? Wenn du deine Lockmagie einsetzt, sieht dein damit angelockter Partner dich in der Gestalt seiner absoluten Traumfrau. Nachdem am Ende des Aktes bei dir aber die Lockmagie höchstwahrscheinlich versagt hat, hat er dich gesehen, wie ich dich jetzt sehe. Das heißt, er kann dich beschreiben und wird den Ärzten garantiert eine wilde Story erzählen. Und wenn nur ein Mensch die glaubt ...« Er sah sie vielsagend an und deutete auf die Überdachung des Eingangs zum Krankenhaus, durch den der Mann eingeliefert worden war. Dort hing deutlich sichtbar eine Überwachungskamera. »Wir können mit unserer Magie zwar die Augen der Menschen täuschen, aber nicht Kameras und Fotoapparate. Ältere Dämonen wie Dad und Tante Cayuba können auch das, aber wir noch nicht. Vielleicht werden wir das nie können, weil wir Mischlinge sind. Warte hier auf mich. Das wird eine Weile dauern.«
Es dauerte sogar drei Stunden, bis Kyle zurückkam, die Kara in banger Erwartung verbrachte.
»Erledigt«, sagte er zufrieden und erleichtert. »Ich musste warten, bis er allein in einem Zimmer war. Dann habe ich mich in einem Arztkittel aus der Wäschekammer reingeschlichen und ihm so viel
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