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Das Blutgericht

Das Blutgericht

Titel: Das Blutgericht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Hilton
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einfach, ihm die Waffe abzunehmen und ihm damit ein paar Belüftungslöcher ins Hirn zu schießen.
    Beim Gedanken daran umspielte ein Lächeln seine Lippen. Er schoss gerne Leuten in den Kopf, das hatte so etwas Endgültiges an sich.
    Deshalb hatte er auch seine Mutter auf diese Art getötet.
    Sie hatte bei seinem Vater sein wollen. Also hatte er ihr diesen Wunsch erfüllt. Eine einzelne Kugel hatte ihre Wirbelsäule an der Verbindung zum Gehirn durchtrennt. Sie war auf der Stelle tot.
    Er hätte nicht weiter auf sie schießen müssen, so lange, bis er keine Kugeln mehr übrig hatte, aber mittlerweile wusste er, dass er das aus Mangel an Erfahrung getan hatte. Und aus Liebe. Er wollte nicht feststellen müssen, dass er nicht richtig getroffen hatte und dass seine Mutter den Rest ihres Lebens als Krüppel verbringen musste. Also ging er auf Nummer sicher. Es gab kein Zurück, das hatte er sich geschworen, er würde nicht von ihrer Seite weichen. So wie er nicht von Hunter ablassen würde, bis er sicher sein konnte, dass er tot war.
    »Jetzt«, sagte er sich. »Tu es jetzt.«
    Er griff an. Stach mit der Nadel zu.
    Er spürte, wie Hunter ihm die Hand fest in den Bauch rammte, aber das konnte ihn nicht abhalten.
    »Stirb, du Freak!«
    Dantalion war sich nicht sicher, wer diese Worte ausgesprochen hatte. Ob es Hunter war oder vielleicht er selbst, er konnte es nicht sagen.
    Hunters Hand grub sich in seinen Bauch, Dantalion spürte es bis in sein Innerstes. Dann glühte ein brennender Schmerz auf, und erst jetzt wurde ihm klar, dass der Mann ihn nicht nur geschlagen hatte: Er hatte ihm ein Messer in den Leib gerammt.
    Also war es Hunter, der gesprochen hatte?
    Gönnen wir ihm diesen kleinen Moment des Triumphs, dachte er. Soll er denken, dass er gewonnen hat.
    Dantalion lächelte. Er spürte, wie der Mann zusammenklappte, und wusste, dass die Droge zu wirken begann. Und sein Buch hatte ihm das Leben gerettet. Hunters Messer hatte das Buch durchstochen, sich durch den Einband und die Seiten gebohrt, war auf der anderen Seite des Umschlags wieder herausgekommen, war aber kaum mehr als zwei Zentimeter in sein Fleisch eingedrungen und hatte deshalb keine inneren Organe verletzt. Er war es nicht, der sterben würde.
    Die Finger um seine Luftröhre lockerten sich, Dantalion saugte Luft in sich hinein. Hunter lag auf seiner Schulter, als ob er sich abstützen wollte. Dantalion trat einen Schritt zurück, und der Mann sank auf die Knie. Die Finger hatte er immer noch um den Messergriff geklammert, aber er hatte keine Kraft mehr, die Waffe einzusetzen. Dantalion griff nach unten und bog jeden Finger einzeln vom Griff des Messers.
    Hunter ächzte.
    Dantalion schnaubte und kickte den Mann nach hinten um. Hunter stürzte gegen die Tür, an der Dantalions Blut klebte, und riss sie im Fallen auf. Dahinter befand sich ein Raum, der viel heller erleuchtet war als die dunklen Gänge, die sie bereits durchquert hatten. Eine erhöhte Plattform, die nach hinten abfiel, machte den ersten Teil des Raums aus. Das Licht kam von unten.
    Dantalion betrachtete das Messer, das aus seinem Körper ragte, gehalten von der Einstichwunde und dem Buch, das in seiner Kleidung steckte. Dantalion zog am Griff und zuckte schmerzerfüllt zusammen, als er spürte, wie das Messer sich aus der Umklammerung des Fleischs löste. Warmes Blut lief über seinen Bauch und sammelte sich in seiner Leistengegend.
    Er war nicht übermäßig beunruhigt. Wenn er erst einmal Hunter fertiggemacht hatte, würde die Wunde wieder heilen, und er würde sich in das höhere Wesen verwandeln, so wie er es schon immer als seine Berufung angesehen hatte.
    Er holte sein Buch hervor und zerrte das Messer heraus.
    Ein KA-BAR-Militärmesser, bemerkte er. Eine Waffe, um Menschen zu töten – aber gegen Engel war sie wirkungslos.
    Hunter hatte versucht sich zu erheben und sich dabei auf die Seite gewälzt. Dantalion bemerkte seinen verwirrten Gesichtsausdruck. Es tat ihm leid, dass Hunter nicht ganz bei Sinnen war. Er wollte, dass er mit vollem Bewusstsein erlebte, wie er von seiner eigenen Waffe getötet wurde.
    Hunter schaffte es, sich auf Hände und Knie aufzustützen.
    Dantalion stellte sich neben ihn und hob das KA-BAR.
    Dann sah er die Pistole, die im Hosenbund von Hunters Jeans steckte.
    Die Donner des Gerichts und des Zornes sind gezählt.
    Es hatte immer etwas mit Zahlen zu tun.
    Er konnte ihm die Wahl anbieten.
    »Eins: Messer?«, fragte er. Dann nahm er die SIG Sauer an sich.

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