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Das Blutgericht

Das Blutgericht

Titel: Das Blutgericht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Hilton
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Ziel er ansteuerte: einen mit Maschendraht eingezäunten Gebäudekomplex. Ich nahm an, er wollte dort Deckung suchen und mich von dort aus erschießen, während ich mich ungeschützt auf dem freien Feld befand. Also rannte ich schneller, um ihm diese Möglichkeit zu nehmen.
    Dann tauchte ein Hubschrauber hinter den Gebäuden auf.
    Ich erkannte ihn als den Bell Jet Ranger, in dem ich hierher mitgeflogen war, und dann verstand ich, dass auch Special Agent Kaufman vorhatte, sich bei seinen Vorgesetzten ins rechte Licht zu rücken. Dann folgten Schüsse aus einer Automatik, und ich wurde fast umgeworfen, als der Hubschrauber wie eine Supernova explodierte.
    Kaufman brauchte sich keine Gedanken mehr darüber zu machen, unangenehme Fragen beantworten zu müssen.
    Die Luft war angefüllt vom Gestank des Flugzeugbenzins, das sich wie warmer Sirup auf meine Haut legte. Rauchwolken stiegen auf und nahmen mir die Sicht, aber ich registrierte eine Bewegung, als Dantalion wieder auf die Beine kam. Er rannte los, aber es konnte nicht nur die Tatsache sein, dass ich ihm immer näher auf die Pelle rückte, die ihm Flügel verlieh. Das Arschloch war unbewaffnet. Und er rannte aus purer Angst.
    Die Donner des Gerichts und des Zornes sind gezählt, du Spinner!
    Ich rannte ihm hinterher. Hob die SIG und gab eine schnelle Salve ab.
    Im Gegensatz zu einer weit verbreiteten Annahme kann nicht einmal ein gut ausgebildeter Schütze wie ich sein Ziel im Laufen treffen. Handfeuerwaffen sind ziemlich ungeeignet dafür, Menschen zu töten, wenn man sich nicht sehr nahe an einem unbeweglichen Ziel befindet. Aber das war schon in Ordnung. Ich wollte ihn ja nur auf Trab halten und seine Angst schüren. Meine Kugeln gönnten ihm keine Ruhepause, und als er sich zu mir umdrehte, spiegelte sich das nackte Entsetzen in seiner verzerrten Fratze.
    Dantalion erreichte den Zaun und stürzte sich auf eine Lücke im Maschendraht. Seine Kleidung verfing sich, er zerrte verzweifelt am Draht, um sich zu befreien. Währenddessen holte ich immer mehr auf und feuerte weiter. Funken flogen, wo meine Kugeln den Draht durchschlugen.
    Etwa fünfzig Meter lagen noch zwischen uns, und mit jedem meiner Schritte verkürzte sich die Distanz. Genau wie – das redete ich mir ein – die Zeit, die Dantalion noch auf Erden weilte.
    Das Telefon in meiner Tasche vibrierte.
    Ohne anzuhalten zog ich es heraus.
    Es gab nur eine Person, die am Apparat sein konnte.
    »Rink?«
    »Ich habe dein Signal verloren, mein Freund. Ich dachte, ich schau mal nach, ob du noch lebst.«
    Über meinem Kopf befand sich ein Gewirr aus Hochspannungsleitungen. Die Gebäude wirkten verwahrlost, aber ich konnte das leise Sirren der Stromleitungen hören, spürte, wie sich die Härchen in meinem Nacken aufstellten. Die Leitungen führten immer noch Strom, wir hatten Glück, dass die Telefonverbindung überhaupt zustande kam.
    »Ich lebe noch«, ächzte ich im Rennen. »Wo bist du?«
    »Kann nicht weit weg von dir sein. Ich sehe die Geier am Himmel, und wenn ich mich nicht allzu sehr täusche, dann suchen sie nach den Überresten eines großen Barbecues.«
    Bei einem hastigen Blick über meine Schulter sah ich Rinks Geier. Die zwei »Little Birds« umkreisten das Wrack des Bell Jet Ranger. Das Barbecue war Kaufmans Scheiterhaufen.
    »Dann folge ihnen einfach«, erklärte ich ihm. »Du bist nicht allzu weit weg. Die Jungs vom FBI versuchen sich jetzt als Arschlöcher aufzuspielen. Kannst du sie mir vom Leib halten, damit ich Dantalion fertigmachen kann?«
    »Ich werde mein Bestes tun.«
    »Ich hätte dich gerne bei mir gehabt, Rink, aber ich kann nicht länger warten. Gleich geht es hier los.«
    »Leg das verdammte Arschloch einfach um, damit ich wieder zu meiner Mutter zurückkann.«
    Die Verbindung brach ab.
    Ich stopfte das Telefon wieder in meine Tasche, dann schwang ich mich durch das Loch im Zaun, durch das auch Dantalion gekrochen war. Eine Metalltür in dem großen Gebäude direkt vor mir stand offen. Dantalion musste sich dort in die Dunkelheit geflüchtet haben.
    Ich war mir ziemlich sicher, dass er seine Pistole verloren hatte. Aber ich wäre nicht ganz bei Verstand gewesen, wenn ich einfach ins Gebäude gestolpert wäre, um mich dann von ihm ausknocken zu lassen, falls er hinter der Tür auf mich lauerte. Ich lief langsamer. Aus dem Augenwinkel nahm ich einen der Kampfhubschrauber wahr, der auf mich zuhielt. Vielleicht gaben sie mir die Schuld am Tod ihres Anführers. Vielleicht wollten sie

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