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Das Blutgericht

Das Blutgericht

Titel: Das Blutgericht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Hilton
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mich erschießen. Ich glaubte es aber nicht. Ich winkte dem Piloten zu und dirigierte ihn über das Gebäude hinweg, damit er die Ausgänge auf der anderen Seite überwachen konnte. Der Hubschrauber musste den Hochspannungsleitungen über dem Gelände ausweichen, aber es sah danach aus, als ob sie sich an meine Hinweise hielten. Der andere Hubschrauber flog davon; er hatte Bradley an Bord.
    Marianne Dean war in Sicherheit. Und nun würde Bradley es auch bald sein. Ich wollte nur noch eins: sicherstellen, dass Dantalion keinen der beiden jemals wieder bedrohen würde.
    Ich drückte mich gegen die Wand neben der offenen Tür und zog mein KA-BAR. Dantalion konnte sich überall versteckt haben, und das Messer wäre eine bessere Waffe als meine Pistole, wenn ich im Dunkeln mit ihm zusammenprallte. Ich steckte die SIG hinten in meinen Hosenbund und schlich mich in das Gebäude.
    Als Erstes entfernte ich mich aus dem Lichtstrahl, der durch die offene Tür fiel. Ich entschied mich für den Weg nach links und bewegte mich geräuschlos durch die Dunkelheit. Dann blieb ich stehen. Ich hielt den Atem an und schloss meine Augen. Selbst in einem rabenschwarzen Raum können einem die Augen einen Streich spielen. Man sieht eine Bewegung in der Dunkelheit, wo eigentlich gar keine ist, man springt auf Bilder an, die das Hirn heraufbeschwört, weil es mit dem plötzlichen Sichtverlust zurechtzukommen versucht. Weitaus besser ist es da, sich auf seine restlichen Sinne zu verlassen und den einen auszublenden, der unter mangelndem Input leidet. Die Augen zu schließen ist für uns ein natürlicher Vorgang, deshalb zeigt das Hirn keine Abwehrreaktion, stattdessen sorgt es dafür, dass Hörvermögen, Geruchs- und Tastsinn verstärkt werden. Außerdem bin ich felsenfest davon überzeugt, dass es einen sechsten Sinn gibt, eine übersinnliche Wahrnehmung, die vor Gefahren warnt. Vielleicht liegt es einfach daran, dass sämtliche Sinne in völligem Einklang arbeiten, vielleicht ist es ein paranormales Phänomen, aber es gibt so etwas. Ich stellte mich auf die Dunkelheit ein, lauschte, roch, schmeckte die Luft. Eine kühle, aber beständige Brise wehte von irgendwoher aus dem Gebäude. Sie umspielte mein Gesicht, aber es gab keine Verwirbelungen – nichts, was darauf hindeutete, dass sich in der Nähe ein menschliches Wesen bewegte und den Luftstrom dadurch beeinflusste.
    Überzeugt davon, dass Dantalion sich nicht in meiner unmittelbaren Nähe befand, wagte ich mich tiefer in die Dunkelheit. Nach zehn Schritten blieb ich wieder stehen. Der Luftstrom blieb konstant, aber etwas reizte meinen Geruchssinn. Ich merkte, dass ich Blut riechen konnte. Es war nur ein Hauch des strengen kupferartigen Geruchs, aber er war da. Ich schob mich weiter vor, der Geruch wurde stärker.
    Ich bin kein Bluthund, es war also nicht so, dass ich den Killer mit meiner Nase erschnüffeln konnte, aber ich war mir ziemlich sicher, dass ich mich in seine Richtung vorarbeitete. Eine Veränderung in der Luftströmung sagte mir, dass sich vor mir etwas getan hatte. Dantalion hatte lautlos eine weitere Tür geöffnet und Zuflucht in einem Vorraum gesucht.
    Jetzt drang der Geruch nach verrosteten Maschinenteilen gemischt mit einem Hauch von Ozon an meine Nase. Irgendwo in der Nähe nahm ich elektrostatisches Brummen wahr. Ich versuchte alle diese Wahrnehmungen auszublenden, aber es nutzte nichts. Ich öffnete die Augen. Mein Sehvermögen hatte sich inzwischen auf die Dunkelheit eingestellt, so dass ich in der Lage war, die Umrisse der Maschinen links und rechts von mir zu erkennen. Wie amorphe Kreaturen wachten sie still über mein Vordringen in das Gebäude. Vor mir erkannte ich einen dunkleren Schatten. Ich schob mich vorsichtig darauf zu, das KA-BAR-Messer eng an meinen Körper gepresst, damit Dantalion es mir nicht aus der Hand schlagen konnte. Mit dem Stiefel ertastete ich eine Erhöhung im Boden und stellte fest, dass ich vor einer Betontreppe stand. Kiesel knirschten unter meinen Sohlen, als ich hinaufstieg. Ich hielt inne. Lauschte, ob meine Bewegungen irgendeine Reaktion provozierten.
    Nichts zu hören, ich ging weiter.
    Die Treppe führte mich zu der Tür, von der ich annahm, dass Dantalion durch sie den Raum verlassen hatte. Ich tastete mit meiner freien Hand nach ihr, hielt das KA-BAR in der anderen bereit, presste meine Finger in den schmalen Schlitz zwischen Türblatt und Rahmen und öffnete mit vorsichtigem Druck die Tür. Sie schwang leise auf, und ich betrat

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