Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das blutige Land: Die Götterkriege 3 (German Edition)

Das blutige Land: Die Götterkriege 3 (German Edition)

Titel: Das blutige Land: Die Götterkriege 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
Vom Netzwerk:
und wie es sich für einen Bullen gehörte, besaß er eine flache Stirn, ausgeprägte Augenbrauen und ein Kinn, mit dem er Steine klopfen konnte. Jetzt wurde er rot und sah verlegen zur Seite weg. »Ich schreibe gerne Gedichte«, gab er verlegen zu. »Vor allem, wenn ich Angst habe.«
    Ich sah ihn sprachlos an … wie die anderen auch. Ich konnte mich so oft ich wollte ermahnen, mich nicht von Äußerlichkeiten leiten zu lassen, es half nichts, es geschah mir immer wieder.
    »Wie kommt’s?«, traute sich einer der anderen Rekruten zu fragen; für den Moment schienen sogar die Barbaren vergessen.
    »Meine Mutter ist eine Bardin gewesen«, erklärte er uns verlegen. »Und mein Mädchen mag die Gedichte auch. Sie ist blind, und ich muss sie ihr vorlesen, aber sie sagt, dass sie so mit meinem Herzen sieht.«
    »Warum bei allen Höllen bist du hier, Jenner, wenn du doch zu Hause ein Mädchen hast?«, fragte Armus fast schon empört.
    »Die Schwestern der Astarte sagen, es gäbe vielleicht eine Möglichkeit, sie zu heilen. Doch sie erwarten eine Spende.« Er kramte in seiner Tasche und zog ein sorgfältig mit Wachs versiegeltes Tintenfässchen aus fein verziertem Silber heraus. »Es ist das Einzige, das mir von meiner Mutter blieb«, erklärte er. »Deswegen hat mir Kana verboten, es zu verkaufen. Sie sagt, sie will lieber blind bleiben, als das von mir anzunehmen.«
    »Also weiß sie nicht, dass du dich verpflichtet hast«, stellte Armus fest.
    Jenner sah ihn überrascht an. »Woher …«
    »Glaub mir«, meinte Armus rau. »Sie will dich lieber lebend ohne dieses Fässchen als tot mit.« Er seufzte und sah seine Kameraden an. »Und ich dachte, nur der Abschaum würde sich für die Legion bewerben.«
    »So falsch liegst du da nicht«, meinte ein Rekrut mit Namen Simplar grinsend. »Ich war ein Dieb, und als sie mich erwischten, hatte ich die Wahl, mich freiwillig zu melden oder …« Er zupfte an seinem Ohr. »Und da ich wusste, dass es nirgendwo so leicht ist, an Gold heranzukommen, man muss ja nur faul irgendwo herumliegen, dachte ich, ich versuch mich einfach als Soldat.« Er wies auf seine schlammige Rüstung und sah bedeutsam in Richtung des Feindeslagers. »Wie ihr alle unschwer sehen könnt, lag ich damit richtig.«
    Beinahe wäre das Gelächter laut genug gewesen, um die Aufmerksamkeit des Feindes auf uns zu lenken.
    Ich musterte die stählernen Gesichter meiner Kameraden und verstand zum ersten Mal, warum es diese Gesichtsmasken gab. Abgesehen davon, dass sie einen schützten, wenn man nur den leichten Helm trug, erfüllten sie ihren Zweck, die grimmige Miene aus Stahl verbarg jede Angst und Unsicherheit. Mit den schlammverdreckten Rüstungen und den verschmutzten Umhängen sahen sie nicht mehr aus wie Rekruten, sondern wie stählerne Legionäre.
    Jedem von ihnen hatte Armus, der von uns allen am besten zeichnen konnte, mit Tusche, die er mit Schlamm versetzt hatte, um sie zu strecken, einen stilisierten Wolf auf den linken Brustpanzer gemalt. Ich hatte mich meiner Rüstung entledigt und trug nur das Beinzeug, meine alten Stiefel und mein Schwertgehänge.
    »Jetzt glaube ich dir, dass du schon gekämpft hast«, hatte er mir leise mitgeteilt, als er mir den Wolf auf die Brust malte. Denn die hässlichen Wülste der Narbe über meinem Herzen, die der Opferdolch meines Mörders hinterlassen hatte, waren, anders als die an meinem Hals, noch deutlich sichtbar. So wie die Narbe aussah, hatte ich es mir nicht eingebildet, dass der Dolch eisig gebrannt hatte, als er in mein Herz fuhr.
    Um meinen Hals trug ich eine schwere Silberkette, an der ein Wolfskopf aus massivem Silber hing. Wo die Kette und das Amulett mich berührten, kribbelte es mir auf der Haut, ganz so, als ob Leandras Funken über mich tanzten. Abgesehen davon fror ich; in kalten, feuchten und nebelverhangenen Wäldern mit bloßem Oberkörper herumzulaufen, hielt ich normalerweise nicht für eine gute Idee.
    Die Armbrüste und das Zweihandschwert, das Jenner getragen hatte, hatten wir zurückgelassen, er hatte es gegen Bemmerts Schwert getauscht. Jeder trug ein Schild und die blankgezogene Klinge. Jetzt waren nur noch die Wachen ein Problem … die in den Bäumen, nicht die, die darauf warteten, dass man sie fand.
    »Bist du sicher, dass sie so reagieren, wie du hoffst?«, fragte Armus leise, während er an seiner Gesichtsmaske herumfingerte. Seine Stimme klang seltsam hohl und vielleicht auch ein wenig unheimlich.
    »Nein«, antwortete ich ihm. »Aber

Weitere Kostenlose Bücher