Das blutige Land: Die Götterkriege 3 (German Edition)
ein paar Tage ohne Schlaf.«
»Das bist du ja gewohnt«, lächelte Serafine. »Ich erinnere mich daran, wie du mit Askannon zusammen vier Tage lang nach einer Möglichkeit gesucht hast, wie ihr die Kanalisation in Gasalabad mit Wasser versorgen könnt, ohne dass es zu einer Versandung kommt. Da hast du auch kaum ein Auge zugetan. Als ihr zurückgekommen seid, hast du gesagt, dass es das erste Mal wäre, dass ihr zusammen keine Lösung hättet finden können.«
»Ich erinnere mich«, sagte Asela abgelenkt, während sie noch immer die Karte studierte. »Es war aber auch enttäuschend.«
»Ja, Balthasar«, sagte Serafine. »Obwohl du schon damals deinen Vater verraten hast, warst du stolz auf deine Arbeit.«
Asela erstarrte und richtete sich dann ganz langsam auf. »Verflucht«, meinte sie dann müde und sah mich fragend an. »Habt Ihr es ihr verraten?«
»Nein, das hat er nicht«, antwortete Serafine für mich. »Du warst es selbst. Ich kannte euch ja beide.« Tränen liefen ihr das Gesicht herab, doch ich bezweifelte, dass sie es bemerkte. »Ich habe nur eine Frage«, sagte sie gebrochen. »Nein, zwei. Wie? Und warum lässt Havald es zu, dass du uns schon wieder verrätst?«
»Ich bin kein Verräter«, sagte Asela mit belegter Stimme. »Nicht mehr. Und zu deiner ersten Frage … als Ser Roderik den Weltenstrom auf mich lenkte, zog Kolaron sich aus meinem Geist zurück. Er blieb das eine oder andere Mal schon zu lange in denen, die er kontrollierte und die dann starben, den Fehler wollte er wohl nicht wiederholen. Ich hatte einen Lidschlag lang Zeit, meinem Schicksal zu entrinnen, obwohl der Weltenstrom mich schon verbrannte, also versuchte ich den Weltenstrom nach Askir zu reiten … und fand mich dort als Geist wieder, während mein Körper noch im Weltenstrom gefangen war. Als Desina den Versuch vereitelte, das Tor im Handelsrat zu öffnen und zudem Feltor besiegte, passte ich Asela ab, als sie von dort fliehen wollte. Ich zwang sie dazu, ihre geraubten Seelen abzustoßen und versuchte sie von Kolarons Einfluss zu befreien. Es gelang mir auch zum Teil, doch Kolarons Einfluss war zu stark. Aber in dem letzten Moment ihres Lebens wusste sie wieder, wer sie war, und konnte klar denken. Als sie sich daran erinnerte, was alles geschehen war, dann noch Feltors Tod …«
Aselas Stimme brach, und sie brauchte einen Moment, um sich zu sammeln. »Sie wollte nicht mehr leben.«
»Erzähl weiter«, bat Serafine sie kühl.
»Wir wussten beide, dass, solange Kolaron noch Einfluss auf sie hatte, der Turm sie nicht passieren lassen würde. Sie … ich … ich löste ihre Seele von ihr, vielleicht ließ sie es auch einfach nur geschehen. Sie ging zu Soltar, von Kolaron und ihrer Last befreit, und ließ mir alles, was sie war, zurück. Danach … danach gewährte der Turm mir Eintritt. Es gelang mir sogar, meinen Körper aus dem Weltenstrom zu holen, nur war er zu stark beschädigt und konnte kein Leben mehr tragen. Aber Asela …« Wieder riss sie sich mühsam zusammen. »Das Schlimmste waren ihre Erinnerungen, die sie mir zurückgelassen hatte, an all das, was man ihr angetan hatte. Aber ich schwöre dir bei allen Göttern, dass sie mir in ihrem letzten Moment verzieh.« Asela lächelte schmerzlich. »Ich werde langsam zu ihr, Finna«, sagte sie dann leise. »Sie übernimmt mich … manchmal vergesse ich, wer ich wahrhaftig bin. Zuerst war ich entschlossen, für sie an Kolaron Rache zu nehmen, doch Ser Roderik überzeugte mich davon, dass es da jemanden gibt, der meine Hilfe brauchen kann. Desina. Sie ist meine Tochter, Finna. Ich werde sie nie verraten, und ich bin meinem Eid wieder treu … und Kolaron wird nie wieder Einfluss auf mich nehmen können.«
Serafine hatte sich das alles angehört.
»Weiß sie es? Desina?«
Asela schüttelte den Kopf. »Nein. Sie darf es auch nie erfahren, es würde alles zunichte machen.«
»Das geschieht, wenn man eine Lüge lebt«, sagte Serafine kühl.
»Es ist keine Lüge«, widersprach Asela mühsam. »Ich bin jetzt schon mehr sie als Balthasar.« Sie wischte sich erneut die Tränen ab. »Das ist die Wahrheit, Finna.«
»Was ist mit dir, Havald, glaubst du ihr die Geschichte?« fragte mich Serafine.
»Es hat mit Glauben nichts zu tun«, sagte ich bedächtig. »Ich weiß, dass es wahr ist. Und du weißt es auch. Du warst mit im Tempel, als sie vor Soltar trat. Sie hat uns nicht angelogen, sie sprach immer wieder davon, dass sie nicht Asela ist und dass deine Freundin
Weitere Kostenlose Bücher