Das Bronze-Bataillon
Schiff. Mal sehen, wie viele Wachposten schlafen«, verkündete sie.
Pahner lächelte. In den zwei Dienstzeiten, die er jetzt bei der Garde hinter sich gebracht hatte, war ihm niemals ein Wachposten untergekommen, der nicht absolut wach und aufmerksam gewesen wäre. So weit kam man einfach nicht, wenn man dazu neigte, während einer Wache auch nur die Schultern hängen zu lassen. Aber es konnte natürlich nie schaden, noch mal nachzuschauen.
»Viel Spaß«, wünschte er Kosutic.
Ensign Guha war damit fertig, ihre Schiffsstiefel zu versiegeln, und blickte sich in der Kajüte um. Alles war blitzblank; also hob sie den schwarzen Beutel zu ihren Füßen auf und berührte den Knauf, um die Luke zu ihrer Kajüte zu öffnen. Irgendwo in den Tiefen ihres Verstandes schrie eine leise Stimme auf. Aber es war eine sehr leise Stimme.
Sie trat aus der Kajüte heraus, wandte sich nach rechts, und schulterte ihren Stoffbeutel. Dieser Beutel war ungewöhnlich schwer.
Was sich darin befand, wäre bei jeder Sicherheitsüberprüfung entdeckt worden, wie sie standardmäßig durchgeführt wurde, bevor ein Mitglied der Kaiserlichen Familie an Bord kam … und so war es auch gewesen. Und dann war der Inhalt akzeptiert worden. Dieses Landungsschiff war schließlich darauf ausgelegt, eine vollständig gerüstete Marines-Einheit aufzunehmen, und zu deren Ausrüstung gehörten auch Explosivstoffe. Die sechs hochverdichteten Pakete bestanden aus dem leistungsstärksten chemischen Sprengstoff, der jemals entwickelt worden war, und dieser sollte einfach jeder Aufgabe gewachsen sein. Den Gedanken empfand sie als erfreulich, und in ihrer Position als Logistik-Offizierin hatte sie jederzeit Zugriff auf dieses Material. Noch erfreulicher. Alles in allem sprühte Guha geradezu vor Freude.
Ihre Kajüte lag im Außenbereich des Schiffes, zusammen mit den meisten anderen Quartieren; und bis zum Maschinenraum hatte sie einen recht weiten Weg zurückzulegen. Doch es würde ein angenehmer Weg werden … trotz der leisen Schreie, die sie immer noch in ihrem Inneren hören konnte.
Mit großen Schritten ging sie den Gang hinunter, lächelte freundlich den wenigen Gestalten zu, die trotz der ›Nachtruhe‹, die offiziell jetzt an Bord des Schiffes eingehalten wurde, unterwegs waren.
Es waren wirklich nur wenige. Doch niemand fragte die Logistik-Offizierin, warum sie zu so später Stunde noch unterwegs sei. Die ganze Fahrt über hatte sie derartige Nachtspaziergänge unternommen, und so schrieb man ihre nächtlichen Wanderungen durchs Schiff schlicht Schlaflosigkeit zu. Und das war auch durchaus richtig: Schließlich litt sie tatsächlich an Schlaflosigkeit, obwohl gerade in dieser Nacht an ihrer Schlaflosigkeit wirklich nichts ›schlicht‹
war.
Sie schritt durch die geschwungenen Korridore der riesigen Kugel, fuhr mit Fahrstühlen zu den unteren Etagen, beschrieb einen Umweg, der sie dennoch immer näher an den Maschinenraum brachte.
Diesen ›Umweg‹ hatte sie bewusst so ausgewählt, um den Marines auszuweichen, die an strategischen Punkten des Schiffes Wache standen. Obwohl deren Detektoren ihre Sprengsätze nur entdecken würden, wenn sie ihnen wirklich sehr nah käme, würde ihnen wohl kaum die voll aufgeladene Energiezelle der Perlkugelpistole entgehen, die sich in dem gleichen Beutel befand.
Der Horizont in den grau gestrichenen Korridoren wurde immer schmaler, während sie sich dem Zentrum der riesigen Kugel näherte. Schließlich trat sie aus dem letzten Fahrstuhl heraus.
Der Korridor, den sie nun betrat, war zur Abwechslung einmal gerade, an seinem Ende lag eine Panzertür. Neben dieser Panzertür stand – so, dass er die Kontrolltafel der Tür versperrte – ein einzelner Marine in der silbergrauen Paradeuniform der Hauses der Mac
Clintock.
Private Hegazi nahm Haltung an; eine Hand glitt sofort zu seiner Handfeuerwaffe, als sich die Fahrstuhltür öffnete; doch er entspannte sich fast sofort wieder, als er die Offizierin erkannte. Er war ihr schon häufig bei ihren Wanderungen durch das Schiff begegnet, aber noch nie in der Nähe des Maschinenraums.
Wahrscheinlich langweilt sie sich und will mal wieder was Neues sehen , überlegte er. Die wird ja wohl kaum meinetwegen hier sein? Ganz egal, ihm war klar, welche Pflicht er zu erfüllen hatte.
»Ma'am«, sprach er sie an, immer noch in der Grundstellung, während sie sich ihm näherte. »Dieser Bereich ist gesperrt. Ich muss Sie bitten, das Sperrgebiet umgehend zu
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