Das Buch des Todes: Roman (German Edition)
erst mal anpassen.«
»Ich weiß nicht, ob ich schon so weit bin, andere Leute abzumurksen.«
Dante zog Kacy an sich und drückte ihr einen Kuss auf das lange dunkle Haar. »Wir sind jetzt Vampire, Süße«, wiederholte er. »Bis wir das Auge des Mondes finden und uns in Menschen zurückverwandeln können, müssen wir mitmachen.«
»Wahrscheinlich hast du recht«, sagte Kacy. »Aber Vanity meinte, die Vampirarmee will die Stadt unterwerfen. Sollen wir das etwa unterstützen?«
»Weiß nicht, Süße, aber ohne den Bourbon Kid wird sie keiner davon abhalten können. Zumindest sind wir dann auf der Seite der Sieger.«
»Das stimmt, aber ich krieg einfach das Bild des kleinen Jungen in der Polizeistation nicht aus meinem Kopf.«
»Na danke auch, den hatte ich gerade vergessen.«
»Ich schaff das nicht. Es macht mich immer noch fertig.«
»Versuch, an was anderes zu denken.«
»Woran denn?«
»Baseball.«
Kacy seufzte. »Es ist nicht nur die Erinnerung allein, sondern auch, was das für uns bedeutet.«
»Hä?«
Dante kapierte einfach nicht, worauf sie hinauswollte, also musste sie es ihm wohl erklären. »Ich könnte niemals ein Kind verletzen. Was, wenn unser Blutdurst uns dazu bringt, Kinder zu töten?«
»Du würdest niemals einem Kind etwas antun, Kacy, und ich auch nicht.«
»Ich weiß, aber falls sich das nun ändert? Ich will auf keinen Fall die Kinder von irgendwelchen Leuten umbringen. Ich wäre am liebsten sofort wieder ein Mensch.«
Dante küsste sie auf die Stirn. »Schon okay, Süße. Ich sag dir was. Wenn wir mitbekommen, dass ein Vampir ein Kind aussaugen will, schlag ich dem Vampir den Schädel ein.«
»Und ich helf dir dabei.«
»Abgemacht, aber du weißt, dass wir vor allem und zuallererst das Auge des Mondes finden müssen, ja?«
»Hast du schon einen Plan?«
»Nein. Wann hatte ich jemals einen Plan? Pläne sind was für Weicheier.«
Wenn Dante so leidenschaftlich wurde und dabei alle Gefahren in den Wind schlug, wusste Kacy wieder, warum sie sich in ihn verliebt hatte. Er mochte zwar ein unterbelichteter Idiot sein, aber er hatte wirklich Mut.
»Ich liebe dich«, sagte sie.
Dante kniff ihr in den Hintern. »Ich liebe dich auch, und dieser ganze Vampirkram ist für uns bald Geschichte. Vertrau mir.«
♦ VIER
Sanchez hasste Schnee. Bisher kannte er ihn zwar nur aus dem Fernsehen, aber das reichte. Als er an diesem ersten November nach den schrecklichen Ereignissen der letzten Nacht aufgewacht war, gaben ihm die schneebedeckten Straßen den Rest. Das Zeug war über Nacht dick und reichlich vom Himmel gefallen und lag nun zehn Zentimeter hoch draußen herum. Die Kinder waren begeistert und eifrig damit beschäftigt, Schneemänner zu bauen. Als Sanchez zu seinem Auto gegangen war, hatte ihn jemand mit einem Schneeball beworfen. Er hatte den Zeitungsjungen in Verdacht – dieser kleine Scheißer. Das einzig Gute an dem eisigen Wetter war, dass er endlich mal Gelegenheit bekam, seine Top-Gun-Lederjacke anzuziehen, die er sich im Internet bestellt hatte. Seitdem allerdings war es für die Jacke in Santa Mondega immer zu warm gewesen. Daher war sie bisher nur in seinem Schlafzimmer zum Einsatz gekommen, wenn er vor dem Spiegel stand und Tom Cruise spielte.
Seine Fahrt zum Olé Au Lait, wo er immer frühstückte, dauerte heute länger als sonst. Das lag zum Teil an den glatten Straßen, aber vor allem daran, dass Sanchez ein paar Mal die Fahrbahn verließ, um Schneemänner auf dem Bürgersteig zu erledigen.
Kurz nach neun Uhr trudelte er im Café ein. Schlimme Erfahrungen hatten ihn gelehrt, möglichst früh dort aufzutauchen – bevor die Rentner sich hier einfanden. Die setzten sich nämlich bevorzugt an einen der Tische neben ihm und furzten vor sich hin, während er frühstückte.
Mit einem schwarzen Beutel über der Schulter betrat er das Café. Falls er heute Morgen hier essen wollte, musste er erst seine Schulden bei Rick begleichen. Dem gehörte der Laden. Am Tag zuvor hatte Rick ihn angerufen und ihm einige wertvolle Informationen zugespielt. Sanchez hatte ihm dafür eine Flasche Schnaps versprochen, und diese Flasche steckte jetzt in seinem Beutel. Allerdings hoffte er, dass Rick vielleicht gerade nicht da war und er das Zeug deshalb nicht übergeben musste. Abgesehen vom Schnaps befand sich in Sanchez’ Beutel auch noch ein Buch, das er aus der Bibliothek gestohlen hatte. Das Buch des Todes . Leider hatte er darin nichts über das Buch ohne Namen gefunden und auch
Weitere Kostenlose Bücher