Das Buch des Todes: Roman (German Edition)
du nun zu dem …«
»Und eine Portion Bacon extra.«
»Klar, sonst noch was?«
»Nein, das war’s.«
Ärgerlicherweise ließ Flake einfach nicht locker. »Lies mal den Flyer. Im Moment nehmen die anscheinend jeden. Nur befristet allerdings, bis sie ein paar richtige Polizisten von außerhalb bekommen. Und – bewirbst du dich jetzt?«
»Hatte ich eben Toast dazubestellt?«
»Den nimmst du doch immer.«
»Wollte nur sichergehen, dass du’s nicht vergessen hast.«
Flake kicherte. »Du bist so lustig«, sagte sie und schaute ihn voller Hoffnung mit großen Augen an. »Meldest du dich nun für den Polizeidienst, oder nicht?«
Sanchez seufzte. »Würd ich ja gerne, aber ich bin laut Vorschrift zu klein.«
»So eine Vorschrift gibt es gar nicht.« Flakes Begeisterung steigerte sich mit jeder Silbe.
»Dann bin ich eben zu alt.«
»Eine Altersbeschränkung gibt es auch nicht. Ist das nicht toll?«
»Ich hab ein Vorstrafenregister.«
»Spielt keine Rolle! Lies den Flyer doch mal richtig durch. Die nehmen wirklich jeden. Das ist deine große Chance!«
Die Frau war zweifelsfrei high. Anders war ein solcher Begeisterungssturm am frühen Morgen nicht zu erklären. Insbesondere, wenn man gerade damit beschäftigt war, fremden Leuten Frühstück zu servieren. Aber egal, Sanchez war bereit, noch ein bisschen mitzuspielen. Wenn er Flake nicht erzählte, was sie hören wollte, würde sie ihn bestimmt nicht in Ruhe essen lassen.
»Na, das sind doch mal gute Nachrichten!«, rief er geheuchelt fröhlich. »Dann fahr ich nach dem Frühstück gleich zum Revier!«
»Großartig!« Flake klatschte in die Hände. »Ich nehm dich mit, ich melde mich auch! Mann, ich bin echt froh, dass ich nicht allein hinmuss, das wird ein Riesenspaß!«
»Was?«
»Wir fahren mit meinem Wagen, sobald du mit dem Frühstück fertig bist!«
»Hä?«
»Oh, ich bin ja so aufgeregt! Mein Horoskop hat das alles genau vorausgesagt.«
»Wart mal eben, ich …«
»Du bist hiermit zum Frühstück eingeladen!« Flake lief in die Küche, um Sanchez’ Essen vorzubereiten. Ja, keine Frage, sie war wirklich ganz aus dem Häuschen. Das war offensichtlich. Schön, dachte Sanchez, wenn sie mich unbedingt zum Frühstück einladen will, kann sie das gern tun. Und danach musste er sich irgendwas einfallen lassen, um aus dieser Polizei-Nummer rauszukommen.
♦ FÜNF
Dan Harker hatte sowieso schon einen richtigen Scheißtag. Am Morgen war er ins Büro des Bürgermeisters zitiert worden, wo man ihn zum neuen Polizeichef von Santa Mondega ernannt hatte. Leider war sein erster Tag im neuen Amt nicht dafür reserviert, sich langsam einzugewöhnen. Die meisten Polizisten der Stadt waren in der Nacht zuvor zum Opfer des Gemetzels geworden, und der Bürgermeister hatte deshalb überall in der Stadt Flyer verteilen lassen. Daraufhin wurde die Bevölkerung aufgerufen, sich zahlreich für den Polizeidienst zu melden. Das war natürlich hilfreich, bedeutete aber auch, dass Harker den halben Tag mit Einstellungsgesprächen verbringen würde.
Die Untersuchung des Massakers und die Ermittlung der genauen Opferzahl versprachen eine echte Herkulesarbeit zu werden. Immerhin gab es auch eine gute Nachricht – der Bourbon Kid war erschossen und in einem Hotelflur geköpft worden. Damit sollte das Morden wenigstens ein Ende haben.
Bevor Harker sich im Polizeirevier als der neue Captain der Truppe vorstellte, musste er noch ins örtliche Museum. Der Bourbon Kid war dort von den Sicherheitskameras gefilmt worden, wie er Professor Bertram Cromwell, den Kurator, ermordet hatte. Das jedenfalls hatte der Bürgermeister Harker am Morgen berichtet.
Als Harker im Museum eintraf, erwartete ihn Cromwells Stellvertreter Elijah Simmonds bereits am Empfang. Harker war dem Mann bisher nur ein einziges Mal zuvor begegnet, und zwar ungefähr vor einem Jahr bei einer Spendenveranstaltung von Professor Cromwell. Damals war Simmonds ihm ziemlich idiotisch vorgekommen.
Er hatte einen billigen Anzug getragen, und sein Pferdeschwanz passte absolut nicht zu seinem schmalen Gesicht.
Jetzt begrüßte er Harker mit einem festen Händedruck und einem Lächeln. Der Mann schien also auch ein paar angenehme Züge zu haben. Bedauerlicherweise hatte sich nichts an seiner Frisur oder dem schlechten Geschmack in Modefragen geändert. Der Anzug heute war wieder billig und miserabel geschnitten. Simmonds Gesicht hingegen war nicht mehr so hager wie vor einem Jahr. Im Gegenteil schien er sich sogar
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