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Das Buch Von Ascalon: Historischer Roman

Das Buch Von Ascalon: Historischer Roman

Titel: Das Buch Von Ascalon: Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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Stadt Nicaea zu belagern, die sich die Türken unter den Nagel gerissen haben.«
    »Und die anderen? Was ist mit den Rittern der Provence? Den Franken? Den Normannen?«
    »W as soll mit ihnen sein?« Der Bogenschütze zuckte mit den breiten Schultern. »Sie haben es unserem Herren gleichgetan und den Eid geleistet, einer wie der andere. Raymond de Toulouse, Stephen de Blois, der Graf von Flandern – und auch Robert von der Normandie.«
    »Demnach ist er noch am Leben«, folgerte Conn laut – um sich sogleich einen Narren zu schelten, als er sah, welches Befremden seine Worte in den Gesichtern der beiden anderen hervorrief.
    »W eshalb sollte der Herzog nicht mehr am Leben sein?«, erkundigte sich Bovo mit hochgezogenen Brauen.
    »Für einen Fremden stellst du ziemlich viele Fragen, Conwulf«, stellte Hernaut fest und richtete sich auf dem Stein, auf dem er saß, ein wenig auf, sodass man den Dolch an seinem Gürtel sehen konnte. »W ie man hört, unterhält der Kaiser Spitzel …«
    » Keineswegs«, beeilte sich Conn zu versichern. »Ich bin kein Spion, glaubt mir. Es ist nur so, dass ich …«
    »W ollt ihr uns nicht vorstellen?«
    Conn verstummte, als jemand zu ihnen ans Feuer trat. Überrascht blickte er an dem Fremden hoch, dessen Gestalt und Gesicht vom Feuerschein beleuchtet wurden – und stellte zu seiner Verblüffung fest, dass er den Mann kannte!
    Dieselben hageren Züge.
    Dasselbe rotblonde Haar.
    Dieselbe schwarze Kutte.
    Nur das Lodern der Begeisterung war aus den Augen gewichen. Ansonsten war Conn sicher, genau jenen Mönch vor sich zu haben, dessen flammende Predigt ihn damals in Rouen so berührt hatte.
    »Natürlich, Pater«, erklärte Hernaut sich ohne Zögern bereit. »Dies ist Conwulf, des Normannen Baldrics Sohn. Conwulf – Pater Berengar vom Orden der Benediktiner.«
    »Der Segen des Allmächtigen sei mit dir, Conwulf«, sagte der Mönch und zeichnete mit der rechten Hand ein Kreuz in die Luft.
    »I-ich kenne Euch«, stammelte Conn.
    »Tatsächlich?« Ein Lächeln huschte über Berengars Züge, die seit ihrer letzten Begegnung noch ein wenig schmaler geworden waren, jedoch nicht mehr blass wie damals, sondern von der Sonne gebräunt. »Das sollte mich wundern. Denn ich, junger Freund, kenne dich nicht.«
    »Das könnt Ihr auch nicht«, räumte Conn ein. »Es waren damals viele Menschen auf dem Platz. Und alle haben sie Euch zugehört.«
    »W ann? Und wo?«, wollte der Mönch wissen.
    »In Rouen«, erwiderte Conn ohne Zögern. »V or einem Winter.«
    »Meiner Treu, das stimmt«, stellte Berengar fest. In einer Geste, die ein übelwollender Beobachter als Stolz hätte deuten können, schob er die Daumen in den Strick, den er um seinen L eib geschlungen hatte, und nickte. »In Rouen bin ich gewesen – und wenn ich mich recht entsinne, habe ich dort feurige Worte für den Feldzug Christi gefunden. Jedenfalls«, fügte er einschränkend hinzu und zog die Hände aus dem Gürtel und faltete sie, so als würde er sich jäh des Demutsgebots entsinnen, »waren sie sehr viel feuriger, als sie es heute sind.«
    »Tatsächlich? Wieso?«
    »W eil, mein junger Freund, ich heute manches weiß, das ich damals noch nicht wusste«, beschied ihm der Mönch mit einem Lächeln, das milde war und zugleich voller Bitterkeit. »Soll ich dir davon berichten? Auch wenn deine Überzeugung dadurch womöglich auf eine harte Probe gestellt wird?«
    »Durchaus«, versicherte Conn, obschon das Gegenteil der Fall war. Nach allem, was hinter ihm lag, war sein Glaube ohnehin schwer geprüft worden, auch ohne dass der Mönch noch zusätzliche Zweifel säte. Dennoch wollte Conn wissen, was Berengar zu sagen hatte. Er brannte geradezu darauf – sei es, weil der Benediktinermönch etwas wie eine letzte Verbindung zur alten Heimat darstellte oder weil Conn sich insgeheim erhoffte, etwas von jener Zuversicht wiederzufinden, die er damals in Rouen empfunden hatte. Als der Ordensmann sich jedoch neben ihm am Feuer niederließ, ahnte Conn bereits, dass ihm dies verwehrt bleiben würde.
    »V on Rouen bin ich weiter nach Caen gereist«, berichtete Berengar. »V on dort nach Blois und nach Poitiers und weiter nach Süden, und wohin ich auch kam, habe ich die Kunde vom Willen Gottes und vom Feldzug gegen die Heiden verbreitet. In Le Puy schließlich schloss ich mich dem Heereszug des Grafen von Toulouse an, der mit den Seinen gen Osten zog und dem sich auch Adhémar, der Bischof von Le Puy, zugesellte, den der Papst zum Legaten und zum

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