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Das Burggespenst von Schreckenstein

Das Burggespenst von Schreckenstein

Titel: Das Burggespenst von Schreckenstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Hassencamp
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Sicher klaut ihr auch!“
    „Das tun wir nicht!“ riefen die drei Ritter im Chor.
    „Lüge!“ tobte Jean. „Wo ist die silberne Tabaksdose? Wo sind die Löffel...? Und die... die... Wer hat sie?“
    „Wir jedenfalls nicht“, sagte Stephan möglichst ruhig, weil derjenige, der hochgeht, letzten Endes der Dumme ist. Sofort wurde auch der schlaue Jean ruhig und fragte mit einem giftigen Lächeln „Wer denn sonst?“
    Ottokar wusste: Jetzt muss ich mit meinem Trumpf heraus! Auch er lächelte und sagte mild: „Sie haben’s nötig! Schlösser durchsägen, in fremde Gebäude eindringen...“
    „Ich? Ich...“, stotterte Jean und wirkte gar nicht mehr vornehm, „ich säge keine Schlösser...“
    „Wer denn sonst?“ Stephan lächelte nahezu liebevoll.
    „Droben liegen sie, in Ihrem Zimmer! Unsere Schlüssel passen!“ fuhr Ottokar fort. Da fiel ihm ein, dass auch das gegen sie ausgelegt werden könnte: Ihr geht also in fremde Zimmer! Doch der Dürre fuhr dazwischen. „Macht das unter euch aus! Mich hat dieses Hotel jedenfalls gesehen!“
    „Und ich behalte mir vor, die Sache anzuzeigen!“ giftete die Frau und schlackerte drohend mit ihren drei Kinnen. Beide wandten sich um, knallten die Wagentüren zu, schössen zwei Abgassalven auf die Gruppe ab und verschwanden in der Tordurchfahrt. Hatten die Ritter erwartet, dass jetzt erst das große Donnerwetter kommen würde, sahen sie sich enttäuscht.
    Jeans Ohren hingen beleidigt in die Gegend. Augen und Mund waren zusammengekniffen, und mit einem Ton, als wären die Tränen nahe, presste er heraus: „Nicht einmal ein Trinkgeld! Und zwei Zimmer leer. Da seht ihr, was ihr angerichtet habt! Ihr fliegt! Dafür werde ich sorgen.“
    Während Jean mit hocherhobener Nase und eingezogenem Hinterteil, wie eine ausgepfiffene Opernsängerin, ins Haus verschwand, fragte jemand: „Was war denn da los?“
    Jetzt erst merkten die Ritter, dass sie Zuhörer hatten. Offenbar schon eine ganze Weile. Barbarossa und die Brillenschlange. Hier fielen ihnen Antworten leichter.
    Mücke machte den Anfang, Ottokar folgte und Stephan vervollständigte:
    „Jean will uns den Pilotenschein machen lassen!“
    „Von seinen Trinkgeldern!“
    „Die ganze Schule!“
    Ohne eine Antwort abzuwarten, rannten sie in das Hotel. Jean stand nicht hinter dem Empfangstisch.
    „Was wollen wir eigentlich hier?“ fragte Mücke. In diesem Augenblick begriff er und gab sich selbst die Antwort. „Klar! Was denn sonst?“
    Jetzt gab es keinen Ausweg mehr, und das war gut so. Die drei nahmen die Sache in die Hand. Für alle. Wortlos stiegen sie die Treppe hinauf, nach allen Vorsichten und Rücksichten froh, dass es offen ums Ganze ging. Mit der Wahrheit, wie es Schreckensteiner Art entsprach.
    Auch im zweiten Stock fanden sie keine Spur von Jean. Vielleicht war er auf seinem Zimmer und versteckte die Schlösser.
    Dann standen sie vor der Entscheidung. Stephan wollte gerade an Mauersäges Tür klopfen, da wurde sie von drinnen geöffnet.
    Vor ihnen stand der Burgherr und schaltete. „Ks... Eben habe ich an euch gedacht!“ näselte er, wirkte aber nicht unfreundlich.
    „Was habt ihr denn heute auf dem... ks...? Kommt... ks...!“ Seine Geste besagte, sie mögen eintreten.
    Das Wohnzimmer mit den Waffen und Gemälden der Ahnen war unverändert. Aus einem Sessel in der Ecke erhob sich der Schäferhund Harro und bellte. Doch er beruhigte sich gleich wieder.
    Nachdem Mauersäge in seinem Ledersessel Platz genommen hatte, setzten sie sich auf das große Sofa, als war’s der Richtertisch in der Folterkammer. Mauersäge neigte sich vor, mit schräggehaltenem Kopf, wie Paule, um zu hören, was sie ihm zu berichten hätten.
    „Wir haben Schwierigkeiten, Graf, begann Ottokar. „Mit dem Hotel. Das heißt, eigentlich nur mit Jean. Er behauptet, wir würden klauen. Auch vor Gästen. Das können wir uns nicht länger gefallen lassen...“
    „Weil das Rufmord ist!“ warf Stephan ein und erzählte von dem Feuerzeug, von den Löffeln und von der Zwickmühle. Mücke berichtete von dem Kleidertausch, von der darauf erfolgten Abreise und schloss: „Das war kein Schreckensteiner Streich. Da wurden Dinge beschädigt und jetzt stehen zwei Zimmer leer, was ein Schaden für das Hotel ist. Wir waren es nicht, sind aber trotzdem schuld, weil wir nicht genügend aufgepasst haben.“
    Mauersäge hatte sich alles ruhig angehört. Jetzt tat er etwas, das die Ritter nicht an ihm kannten. Er nahm eine silberne Tabaksdose vom Tisch —

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