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Das Crusenriff

Das Crusenriff

Titel: Das Crusenriff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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Tiere und zwang diese, ständig ihr Aussehen zu verändern.
    Dunkel gähnende Höhlen, geheimnisvoll hingestreut in eine Landschaft, in der sich oft gespenstisches Leben regte; enge Spalten, Schluchten, aus denen schweflige Dämpfe hervorquollen – Giftgase, in deren Nähe alles Leben zum Siechtum verurteilt war – und die in eine endlose Tiefe führten. Das war das Riffland – von Pfadern gemieden, von seinen Bewohnern verflucht und geliebt zugleich.
    Die Luft war trüb, durchsetzt vom Samen dämonischer Pflanzen, und manchmal reichte die Sicht nur wenige Dutzend Schritte weit. Dann wieder schienen selbst die fernsten Erhebungen zum Greifen nahe, dann hallte ein Raunen über das Land. Ängstliche Seelen behaupteten, die Stimme Verstorbener zu erkennen, die von ihrem Leben jenseits aller Mühsal berichteten.
    Ioban hatte seine Hütte verlassen, dieses lehmverschmierte Geflecht aus Ästen, Steinen und lebenden Ranken. Der alte Mann fühlte sich unbehaglich. Die auffrischende Strömung kühlte sein brennendes Gesicht und trocknete den Schweiß, der in seinen Augen brannte.
    Die Oberfläche der Cruse war rauh, doch längst nicht so zerfurcht wie die der ausgewachsenen Tiere. Nur vereinzelt hatten Schmarotzer Fuß gefaßt. Wie sie in der Dünung wogten, erinnerten sie Ioban an die ausgedehnten Getreidefelder seiner Heimat.
    Rasch kletterte er die Strickleiter hinab, die ihm am Fels entlang in die Tiefe führte. Hier oben war die Luft dünn und vermochte ihn nicht zu tragen; ein einziger Fehltritt konnte sein Ende bedeuten.
    Ioban kannte das Riff land, er wußte, wo bei starker Strömung mit reicher Beute zu rechnen war, und welche Orte dann nicht geheuer erschienen. Viele Jäger und Fallensteller hatten von ihm gelernt, und selbst heute noch galt ihnen sein Rat mehr als eigene Erfahrungen.
    Die Düsternis war aufgerissen. Ioban konnte weit ins Riff hineinschauen.
    Ein Polyp trieb nahe vorbei, ein mächtiges, gut zwei Mannslängen messendes Tier, dessen Fangarme sich in ständiger Bewegung befanden. Vorübergehend wagte der Ay nicht einmal zu atmen. Langsam entfernte sich das Monstrum gegen die Strömung.
    Ioban erreichte einen schmalen, gewundenen Pfad. Halb in einer kleinen Höhle verborgen, lag ein winziges Boot vertäut – ein mit Axt und Feuer ausgehöhlter morscher Baumstamm, der dennoch fest genug war, um einen einzelnen Mann zu tragen.
    Kniend glich er die Schwankungen aus, als die Strömung das Boot erfaßte.
    Weit genug entfernt, um nicht Opfer ihrer Fangarme zu werden, glitt Ioban an den Crusen vorbei, von denen viele sich inzwischen geöffnet hatten.
    Ioban sah andere Boote. An einem schmalen Durchlaß hatten Fallensteller ihre Netze verankert.
    Vor einer hoch aufragenden, von Schlinggewächsen überwucherten Felsnadel teilte sich die Schwere Luft. Heftig stieß der Ay sein Paddel über die Bordwand. Der Einbaum schwang schwerfällig herum und schrammte über glitschiges Gestein.
    Zu spät bemerkte Ioban das Korallenfeld, das von den Pflanzen halb verdeckt wurde. Abwehrend riß er die Arme hoch.
    Und schon waren sie heran, schlugen schmerzhaft gegen seinen Körper und saugten sich an der Kleidung fest.
    Ioban schrie, doch niemand hörte ihn. Er verlor das Paddel und stürzte vornüber. Die Schmerzen raubten ihm fast die Besinnung. Neben ihm splitterte Holz. Er verspürte einen heftigen Schlag, als sein Boot gegen die Felsen krachte. Plötzlich waren da kräftige Hände, die ihn packten. Ioban konnte sich kaum noch bewegen. Wie eine zweite, eiserne Haut umklammerten ihn die Korallen.
    »Bringt Salz!« rief jemand.
    Glühend rote Augen senkten sich herab. Ioban erkannte das lederhäutige Gesicht mit der plattgedrückten Nase und den schiefen Reißzähnen. Yurkas war einer der besten Jäger des Rifflands. Er war ein Mischwesen, sprach so gut wie nie über seine Herkunft, doch Ioban war sicher, daß dämonisches Blut in seinen Adern floß. Der kahle, schuppige Schädel wuchs ohne erkennbaren Übergang aus breiten, muskulösen Schultern hervor. Seine vier Arme, seine ungeheure Schnelligkeit und die Gewandtheit, mit der er sich inmitten feindlicher Umgebung bewegte wie kein anderer, machten ihn zum unbesiegbaren Gegner. Sein Unterleib war eher der eines Bockes als eines Menschen.
    Die Felsen ringsum erglühten in blendender Helligkeit, als würde eine innere Glut sie verzehren. Dinge wurden offenbar, die nie eines Menschen Auge geschaut hatte.
    Leise wie das Flüstern des Windes vernahm Ioban seinen Namen.
    Er

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