Das Dante-Ritual: Thriller ***Weihnachtsaktion*** (German Edition)
„Mit welchem Recht pfuschst du wieder in meinem Leben rum?“ Ich bereute den Satz im selben Moment, in dem ich ihn aussprach. „Entschuldige, Eva, ich -“
„Was hätte ich denn sonst tun können?“, schrie sie mich mit Tränen in den Augen an. „Ich hab mir Sorgen um dich gemacht, Philip. Wenn bei Franks Selbstmord nachgeholfen wurde, muss es dafür einen Grund gegeben haben. Was, wenn jemand Frank zum Schweigen bringen wollte? Muss dieser Jemand dann nicht auch in dir eine Gefahr sehen? Schließlich hast du mit Frank zusammengewohnt.“
„Trotzdem hättest du mir das sagen müssen.“
„Ach ja? Und wie hättest du reagiert? Wenn ich aus unserer Beziehung eines gelernt habe, dann, dass du ein verdammter Dickschädel bist. Du hättest einer Überwachung niemals zugestimmt, Philip, das weißt du ganz genau.“
„Hat man den Täter fassen können?“, fragte ich kleinlaut.
Eva schienen noch andere Vorwürfe auf der Zunge zu liegen, die sie mir schon immer mal an den Kopf werfen wollte. Doch sie schüttelte nur den Kopf. „Der konnte entkommen. Anscheinend hat Polizeimeister Deiters – das ist der Beamte, der dich überwachen sollte – den Angreifer ohne Einsatz seiner Dienstwaffe überwältigen wollen. Hat ihm zwei Schnittwunden an den Armen eingebracht. Rensing ist fuchsteufelswild, weil er dem Polizeipräsidenten Rede und Antwort stehen musste. Der Personenschutz war wohl nicht mit ihm abgesprochen. Sei froh, dass es nur ein einfacher Überfall war.“
„Das war kein Überfall.“ Das Reden fiel mir schwer. Meine Kehle war ausgetrocknet. „Ich habe Durst.“
Eva verschwand hinter dem grauweiß gestreiften Vorhang, der den Waschbereich vom Rest des Zimmers abtrennte, und kam mit einem mit Leitungswasser gefüllten Zahnputzbecher zurück.
„Ich hole dir gleich eine Flasche Mineralwasser.“
Als ich nach dem Becher greifen wollte, drückte Eva meinen Arm zurück. Sie legte eine Hand hinter meinen Kopf, hob ihn behutsam an und führte mir mit der anderen Hand den Becher an den Mund. Ich trank ein wenig. Auch das Schlucken schmerzte.
„Was meinst du damit, das war kein Überfall?“ Sie stellte den Becher auf den Krankenbetttisch.
„Schon mal von einem Dieb gehört, der sein Opfer mit Namen anspricht?“
Eva musterte mich verwirrt. „Das wirst du geträumt haben.“
„Nein. Das habe ich nicht geträumt.“
„Was soll das, Philip? Willst du mir Angst einjagen? Ich hab in den letzten Stunden genug Angst um dich gehabt. Du warst fast zehn Stunden ohne Bewusstsein. Dein Nasenbein ist an mehreren Stellen gebrochen. Du hast eine Gehirnerschütterung, und aus deinem linken Auge mussten Holzsplitter entfernt werden. Komm mir jetzt nicht mit solchen Schauermärchen.“
Ich betastete meine Nase. Sie fühlte sich geschwollen an.
„Das ist kein Schauermärchen, Eva. Du hast es doch gerade selbst gesagt. Für Franks Mörder bin ich eine Gefahr.“
Eva sprang von ihrem Stuhl auf. „Dann musst du mit Rensing reden! Das hab ich dir von Anfang an gesagt. Was hattest du überhaupt mitten in der Nacht auf der Promenade verloren?“
„Geht das auch ein wenig leiser?“ Ich griff mir an die Schläfen. Hinter der Stirn konnte ich meinen hämmernden Pulsschlag fühlen. „Jan Lohoff hat mich auf ein paar Cocktails eingeladen. Ich war auf dem Nachhauseweg.“
„Was hast du denn auf einmal mit diesem Lohoff zu schaffen? Da siehst du, was dir deine Detektivspielerei einbringt. Das ist doch Wahnsinn, Philip!“
Eine Stunde später war Eva gegangen. Ich hatte ihr meinen Schlüssel gegeben und sie gebeten, ein paar Klamotten aus meiner Wohnung zu holen. Noch war mir nicht klar, wie lange ich in der Klinik bleiben müsste. Schwester Agathe, eine mollige Wuchtbrumme jenseits der Fünfzig, mit einer Stimme, die die Trompeten von Jericho übertönen könnte, hatte mir gesagt, dass der Chefarzt noch am Morgen zu einer Visite erscheinen würde. Im Moment war sie damit beschäftigt, mein Bett zu richten und den Sitz der Katheter zu überprüfen.
„Zappeln Sie nicht so herum, Herr Kramer“, bellte sie vergnügt. „So kann ich nicht arbeiten.“
„Sie könnten sich die Arbeit sparen, wenn Sie diesen Gartenschlauch aus meinem Hintern ziehen und mich zur Toilette gehen lassen würden“, stöhnte ich.
Schwester Agathe lachte donnernd. „Aber Herr Kramer, wir wollen doch nicht ungeduldig sein. Seien Sie brav, dann lege ich ein gutes Wort für Sie ein, dass man Ihnen eine Bettpfanne bringt.“
„Na, das
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