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Das Darwin-Virus

Das Darwin-Virus

Titel: Das Darwin-Virus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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blieb er nachdenklich stehen.
    Ihm fiel ein, wie er sich vor Monaten mit Jane Salter über die Schreie der Affen in den alten Kellerräumen unterhalten hatte.
    Er klopfte mit der Fußspitze den Rhythmus eines alten Kinderliedes auf den Boden und murmelte: »Die Affen rasen durch den Wald …«
    Jetzt gab es keinen Zweifel mehr: Christopher Dicken gehörte zum Team. Er hatte nur noch einen Wunsch: mit Hilfe seiner Intelligenz und Gefühle – und mit einigen unversehrten Körperteilen – zu überleben.
    Er nahm das Päckchen und die Ordner. Dann verließ er das Büro.
65
    Baltimore
28. April
    Kaye schwang sich den Kleidersack über die Schulter. Mitch stand mit den beiden Koffern in der Hand an der Tür, die von einem Gummistopper offen gehalten wurde. Drei Kisten hatten sie bereits im Auto in der Tiefgarage der Wohnanlage verstaut.
    »Sie sagen mir, wir sollten in Verbindung bleiben«, sagte Kaye und hielt ein schwarzes Handy in die Höhe, damit Mitch sich davon überzeugen konnte. »Marge bezahlt hier alles, und Augustine erklärt, ich solle keinerlei Interviews geben. Damit kann ich leben.
    Was ist mit dir?«
    »Meine Lippen sind versiegelt.«
    »Von Küssen?« Kaye stieß ihn mit der Hüfte an.
    Benson folgte ihnen in die Tiefgarage. Mit einem Ausdruck unverhohlener Missbilligung sah er zu, wie sie Mitchs Auto beluden.
    »Meine Vorstellung von Freiheit liegt Ihnen nicht?«, fragte Kaye den Leibwächter mit spitzbübischer Miene, als sie den Kofferraum zuknallte.
    Die hinteren Stoßdämpfer ächzten.
    »Sie nehmen alles mit, Ma’am«, erwiderte Benson unbewegt.
    »Ihm gefällt nicht, welchen Umgang du pflegst«, sagte Mitch.
    »Na ja«, sagte Kaye, die neben Benson stand, und strich sich die Haare zurück, »das liegt daran, dass er ein Mann mit Geschmack ist.«
    Benson lächelte. »Sie sind verrückt, hier ohne Schutz wegzufahren.«
    »Vielleicht«, erwiderte Kaye. »Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit. Geben Sie bitte meine Empfehlungen weiter.«
    »Jawohl, Ma’am«, erwiderte Benson. »Viel Glück.«
    Kaye umarmte ihn. Benson errötete.
    »Fahren wir«, sagte sie dann.
    Sie betastete den Türrahmen des Buick, dessen mattblauer Lack im Laufe der Zeit weißlichstumpf geworden war, und fragte Mitch, wie alt der Wagen sei.
    »Keine Ahnung«, sagte er. »So etwa zehn, fünfzehn Jahre.«
    »Such’ schon mal einen Gebrauchtwagenhändler«, antwortete sie. »Ich kaufe uns einen funkelnagelneuen Landrover.«
    »Na gut, das war deutlich«, sagte Mitch und zog eine Augenbraue hoch. »Es wäre mir allerdings lieber, wenn wir nicht so auffallen.«
    »Schön wie du das machst«, erwiderte Kaye und hob dramatisch ihre viel weniger eindrucksvolle Augenbraue. Mitch musste lachen.
    »Also scheiß drauf«, sagte sie. »Fahren wir mit dem Buick. Wir kampieren draußen unter den Sternen.«
66
    Kurz vor Washington, D. C.
    Die FalconPassagiermaschine der Airforce rollte sanft Richtung Osten. Augustine nippte an einer Cola und blickte häufig durch das Fenster – Fliegen machte ihn jedes Mal nervös. Das hatte Dicken bisher nicht von ihm gewusst; sie hatten noch nie zusammen in einem Flugzeug gesessen.
    »Wir können mit gutem Grund die Auffassung vertreten, dass SHEVASekundärfeten selbst dann, wenn sie die Geburt überleben sollten, die Träger eines breiten Spektrums ansteckender HERVs wären«, sagte Augustine.
    »Woher stammen die Belege?«, fragte Jane Salter. Ihr Gesicht war leicht gerötet – die Luft in der Maschine war kurz vor dem Start sehr warm. Sie war von dem ganzen militärischen Brimborium, gelinde gesagt, wenig beeindruckt.
    »Zwei Wissenschaftler der Taskforce haben während der letzten zwei Wochen auf meine Anweisung hin Biopsiebefunde zusammengetragen. Ich hatte einfach so eine Ahnung. Wir wissen, dass HERVs unter allen möglichen Bedingungen exprimiert werden, aber die Viruspartikel waren bisher noch nie infektiös.«
    »Wir wissen immer noch nicht, welchen Zweck die nichtinfektiösen Partikel haben und ob sie überhaupt zu etwas nütze sind«, entgegnete Salter. Die anderen Mitarbeiter, die jünger waren und weniger Erfahrung hatten, saßen still auf ihren Sitzen und begnügten sich damit, zuzuhören.
    »Ein guter Zweck ist es nicht«, erwiderte Augustine und tippte auf seine Armlehne. Er schluckte heftig und sah wieder aus dem Fenster. »Die HERVs produzieren auch weiterhin nichtinfektiöse Viruspartikel … bis SHEVA dann irgendwann das gesamte Werkzeugarsenal liefert, alles was notwendig ist, damit das

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