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Das Darwin-Virus

Das Darwin-Virus

Titel: Das Darwin-Virus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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vomeronasale Reaktion. Unsere Katze zu Hause hat das auch gemacht, wenn sie etwas Interessantes gerochen hat –
    eine Maus zum Beispiel oder die Achselhöhle meiner Mutter.«
    Kaye hob das leise jammernde Baby hoch und schnupperte an Kopf, Hals und Bauch. Dann hielt sie die Nase noch einmal hinter Stellas Ohr. »Riech’ mal hier«, sagte sie.
    Mitch schnupperte, fuhr zurück und unterdrückte ein Niesen.
    Vorsichtig tastete er hinter dem Ohr seiner Tochter. Sie zuckte zusammen, fühlte sich offensichtlich nicht mehr ganz wohl und gab ein Glucksen von sich, als ob sie gleich weinen wollte. »Nein«, sagte er entschieden. »Nein.«
    Kaye öffnete ihren Büstenhalter und legte Stella an, bevor sie sich richtig ärgerte.
    Mitch zog den Finger zurück. Die Spitze war ein wenig schmierig, als hätte er nicht einem Baby, sondern einem Teenager hinter das Ohr gefasst. Aber die Schmiere war eigentlich kein Hauttalg.
    Sie fühlte sich beim Reiben rau und wachsartig an, und sie roch nach Moschus.
    »Pheromone«, sagte er. »Oder wie würdest du es nennen?«
    »Vomeropherine. Einladung à la Baby. Wir müssen noch eine Menge lernen«, erwiderte Kaye schläfrig, während sie Stella ins Schlafzimmer trug und neben sich legte. »Du bist zuerst aufgewacht«, murmelte sie. »Du hattest schon immer eine ausgezeichnete Nase. Gute Nacht!«
    Mitch tastete hinter seinen eigenen Ohren und schnupperte dann an seinem Finger. Plötzlich musste er wieder niesen, und dann blieb er hellwach am Fußende des Bettes stehen. Seine Nase und sein Gaumen prickelten.
    Nachdem er es geschafft hatte, wieder einzuschlafen, verging noch nicht einmal eine Stunde, dann wachte er erneut auf, stand eilig auf und zog sich sofort die Hose an. Draußen war es noch dunkel.
    Er tippte an Kayes Fuß.
    »Lastwagen«, sagte er. Gerade hatte er sich das Hemd zugeknöpft, da trommelte jemand gegen die Tür. Kaye schob Stella in die Mitte des Bettes und schlüpfte eilig in Hose und Pullover.
    Mitch öffnete, ohne sich auch nur die Manschetten zuzuknöpfen. Draußen stand Jack, die Mundwinkel weit heruntergezogen und die Mütze so tief in der Stirn, dass man die Augen kaum erkennen konnte. »Sue liegt in den Wehen«, sagte er. »Ich muss wieder in die Klinik.«
    »Wir kommen sofort«, sagte Mitch. »Ist Galbreath schon da?«
    »Sie kommt nicht. Und ihr solltet jetzt auch hier verschwinden.
    Die Treuhänder haben gestern Abend abgestimmt, während ich bei Sue war.«
    »Wie …«, setzte Mitch an, aber dann sah er drei Lastwagen und sieben Männer auf dem Schotter des Vorplatzes stehen.
    »Sie sind zu dem Schluss gelangt, dass die Babys krank sind«, sagte Jack jämmerlich. »Sie wollen, dass die Regierung sich um sie kümmert.«
    »Sie wollen ihre blöden Jobs wiederhaben«, entgegnete Mitch.
    »Mit mir reden sie nicht mehr.« Jack berührte seine Maske mit einem kräftigen, dicken Finger. »Immerhin habe ich die Treuhänder dazu gebracht, dass sie euch gehen lassen. Ich kann nicht mitkommen, aber diese Männer werden euch auf dem Feldweg bis zur Hauptstraße begleiten.« Jack hob hilflos die Hände. »Sue wollte Kaye bei sich haben. Es wäre schön, wenn ihr dort sein könntet.
    Aber ich muss los.«
    »Danke«, sagte Mitch.
    Kaye kam hinter ihm aus dem Wohnwagen. Das Baby trug sie im Kindersitz. »Ich bin so weit«, sagte sie. »Ich will zu Sue.«
    »Nein«, sagte Jack. »Es liegt an der alten CayuseFrau. Wir hätten sie zum Teufel jagen sollen.«
    »Es ist nicht nur sie«, erwiderte Mitch.
    »Aber Sue braucht mich!«, schrie Kaye.
    »Sie werden euch nicht mehr in ihre Nähe lassen«, entgegnete Jack unglücklich. »Zu viele Leute. Sie haben es in den Nachrichten gehört – Tote in Mexiko bei San Diego. Ausgeschlossen. Mit dem, was sie jetzt denken, sind sie hart wie Stein. Als Nächstes sind wir wahrscheinlich dran.«
    Kaye wischte sich voller Wut und Enttäuschung über die Augen.
    »Sag’ ihr, dass wir sie lieb haben«, sagte sie. »Und danke für alles, Jack. Sag’ ihr das.«
    »Mache ich. Ich muss los.«
    Die sieben Männer traten zurück, als Jack zu seinem Kleinlaster ging und einstieg. Er ließ den Motor an und brauste in einer Wolke aus Staub und Schottersteinen davon.
    »Der Toyota ist in besserem Zustand«, sagte Mitch. Er wuchtete die beiden Gepäckstücke unter den wachsamen Blicken der sieben Männer in den Kofferraum. Sie tuschelten und hielten sich ein Stück entfernt, als Kaye mit Stella auf dem Arm herauskam und den Kindersitz auf der Rückbank

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