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Das Doppelspiel

Das Doppelspiel

Titel: Das Doppelspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Plenjakow tonlos. »Nein, Bob!«
    »Du wolltest in Amerika bleiben als John Barryl.«
    »Mit Dunja …«
    »Das geht nun nicht mehr. Aber für John Barryl ist überall Platz.«
    »Ich bin Andrej Nikolajewitsch Plenjakow, Major der Roten Armee!« sagte John deutlicher. Die lähmende Erschütterung wich von ihm. Verloren, alles, dachte er. Die Frau, die ich liebe. Den Freund, der wie ein Bruder für mich ist. Die wichtigsten Meldungen, die Moskau in den letzten dreißig Jahren bekommen konnte. Alles verloren. Soll da auch noch der Major Plenjakow auf den Müll geworfen werden?
    »Tritt dem Major der Roten Armee in den Arsch!« sagte Bob laut.
    »Das hättest du nicht sagen dürfen, Bob. Das nicht!« Plenjakow atmete tief auf. »Bleiben wir das, was wir sind, Bob. Mit allen Konsequenzen. Jetzt erst recht. Wir sind allein … und was jetzt stattfindet, ist unser eigener kleiner Krieg. Ein Major der Roten Armee gegen einen Major der US-Army!«
    »Merkst du nicht, wie blöd das ist?« schrie Bob Miller. »Du hast doch keine Chance!«
    »Ich habe die Chance, als ein guter Offizier unterzugehen. Ich habe die Ehre, für mein großes, schönes Land etwas getan zu haben.«
    »Der Sprücheklopfer aus der ideologischen Fabrik von Moskau.« Bob blickte hinüber zu Dunja. »Warum sagst du nichts, Dunjenka?«
    »Ich warte«, antwortete sie rauh.
    »Hast du eine Waffe bei dir, Bob?« sagte Plenjakow.
    »Nein. Ich komme zu keinem Freund mit einer Waffe.«
    »O Himmel, sag nicht mehr Freund!« Plenjakow griff nach seinem Trommelrevolver. Aber gleichzeitig ertönte Dunjas helle Stimme. Hart und schneidend.
    »Leg sie weg, Andrej! Ich ziele schon.«
    Plenjakow fuhr herum. Er sah in die Mündung der kleinen, versilberten Pistole, und wenn die Waffe auch winzig war … auf diese Entfernung gab es kein Entrinnen. Er ließ die Hände heruntersinken, und sein Kopf fiel nach vorn.
    »Ach schieß, Dunjaschka«, sagte er leise. »Ich bitte dich, ich flehe dich an: Schieß! Das ist ein Abschluß, den ich akzeptiere. Die beiden Menschen, die mir die liebsten im Leben sind, bringen mich um. Das ist ein anständiger Tod für mich.«
    »Du bist ein idealistisches Rindvieh«, sagte Bob grob. »Das habe ich schon in Winniza gemerkt. Gibt es nur Rußland für dich?«
    »Ja. Solange ich atmen, fühlen, schmecken und sehen werde. Niemand auf der Welt wird das begreifen. Rußland ist kein Staat … Rußland ist eine heilige Mutter, und wir alle sind ihre Kinder.«
    »Das sagt ein Nihilist!«
    »Nihilist gegenüber eurem christlichen Gott. Aber Rußland anzubeten, Rußlands Boden zu küssen, über seine Steppen und durch seine Wälder zu reiten, in den Sonnenblumenfeldern, die vom Horizont bis zum Horizont reichen, zu baden wie in einem Meer von Millionen kleinen Sonnen, an den großen Strömen zu stehen und zu spüren, wie hier die Ewigkeit an einem vorbeirinnt, diese Unermeßlichkeit von Schönheit und Segen der Natur – das alles ist ein Gott, vor dem ich niederknien kann. Und da fragst du, ob es nur Rußland für mich gibt? Ob ich nicht John Barryl sein möchte? Bob, hast du schon jemals einen Russen gesehen, der sagt: ›Ich bin ein glücklicher Emigrant‹? Wenn du Rußland nennst, werden ihm die Tränen in die Augen schießen.« Er wandte sich zu Dunja. Sie zielte noch immer auf Plenjakows Stirn, der sicherste Punkt für sein Ende. »Auch bei dir wird es so sein, Dunjenka. Du wirst Norma Miller heißen … aber jeden Morgen, wenn du dir die Haare kämmst, wird dich aus dem Spiegel Dunja Andrejewna ansehen. Trotzdem wirst du mit Bob glücklich sein, das weiß ich. Aber was bleibt mir?«
    Er breitete die Arme weit zur Seite und kam langsam auf Bob Miller zu.
    »Wassja Grigorjewitsch – ich nenne dich zum letztenmal so –, du bist mein einziger Freund. Nimm den Revolver aus meinem Gürtel und liquidiere mich!«
    »Du bist total verrückt, Andrej«, sagte Bob tonlos und verkrampft. »Total, mein Junge.«
    »Gönn mir einen anständigen Tod.«
    »In den Arsch trete ich dich und fahre mit dir zum nächsten Motel, wo wir uns besaufen.«
    »Ich bin Major der Roten Armee!« Plenjakow blieb nahe vor Bob Miller stehen. Sie starrten sich in die Augen, und alle Freundschaft brach wieder in ihnen aus und würgte sie ab. »Ich weiß, wenn ich dich anspringe, schießt mir Dunja in den Rücken. Das ist kein anständiger Tod, Bob. Ich habe Besseres verdient.«
    »Das Leben, Andrej! Das Leben!«
    »Jetzt noch?«
    »Einen Augenblick.« Bob Miller ging um Plenjakow

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