Santa Clause - Eine Unglaubliche Geschichte
JoanD.Vinge
Eine unglaubliche Geschichte
Ein zeitloses Märchen
Ein spektakulärer Film
Ein zauberhaftes Buch
Titel der Originalausgabe: SANTA CLAUS – THE MOVIE
BASTEI-LÜBBE-TASCHENBUCH Band 10 640
Deutsche Erstveröffentlichung
© 1985 der deutschsprachigen Ausgabe by
Gustav Lübbe Verlag GmbH, Bergisch Gladbach
Titelbild: SANTA CLAUS – THE MOVIE
TM Calash Corporation N.V.
Licensed by Merchandising Corporation of America, Inc.
© 1985 Calash Corporation N.V. All Rights Reserved.
Ein eisiger Wind fegte durch die Wipfel der dunklen Tannenwälder. Er brachte eine Fracht auf seinem Rücken mit, die er bald abladen würde auf die armseligen Behausungen, die sich unter ihm zwischen den Bäumen duckten. Es war ein Wintertag im Mittelalter mit einem schon so düsteren Nachmittagshimmel, als wäre es Nacht – so düster, wie es im Leben der Bauern aussah, wenn der Nordlandwinter ihre Felder und Häuser unter Schnee begrub.
Bitterkalt fuhr der Wind durch die Ritzen der Wände einer Scheune, die am Rand eines kleinen Dorfes stand. Es war ein aus ungeschälten Baumstämmen roh gezimmertes Gebäude, in dem nicht nur das Vieh und die übrigen Haustiere wohnten, sondern auch deren Besitzer, eine vielköpfige Bauernfamilie. Mensch und Tier teilten sich den einen großen Raum und die kostbare Wärme. Sie bildeten eine Gemeinschaft – besonders heute, am Weihnachtstag, wo alle Dorfbewohner einen Augenblick lang ihre Existenznöte vergaßen. Noch herrschte der Winter im Land; doch mit dem Weihnachtsabend kehrten neue Hoffnungen, das Versprechen der Wiedergeburt und der Frühling in ihre Herzen ein. Er versprach auch ein ruhiges Fest — und einen ganz besonderen Gast. Die älteren Kinder erwarteten ihn schon ungeduldig, während die jüngeren noch still im Kreis um die Großmutter saßen und gebannt ihrer Geschichte lauschten. Die Kinder, die im flackernden Herdfeuer um ihre Großmutter versammelt waren, trugen alle die gleiche armselige, oft geflickte Kleidung. Einige saßen mit großen Augen und geradem Rücken auf einer Kiste, andere wieder lagerten auf gesteppten Decken und Kissen, die Beine über einen geduldigen Schlittenhund oder ein wolliges Lamm gelegt, während die Großmutter ihre traditionellen Weihnachtsgeschichten erzählte. Auch das Vieh ruhte in der Nähe des Feuers – ob der Geschichten oder nur der Wärme wegen, wußten die Kinder nicht so genau. Doch ihre Großmutter, die so unglaublich gut erzählen konnte wie keiner sonst, hatte ihnen gesagt, an diesem wundersamen Tag im Jahr könnten sogar die Tiere sprechen und verstehen. Die meisten kannten die Geschichte schon, die die alte Frau ihnen erzählte; doch wenn man wußte, wie es weiterging, machte das Zuhören besonders viel Spaß:
»... als plötzlich die Eisberge aufsprangen und wunderschöne Lichter den Himmel erleuchteten.« Die alte Frau breitete lächelnd die Arme aus, als könne sie das wunderschöne Licht in den flackernden Kerzen erkennen. »Und heraus kamen die Vendequm . . . Hunderte von ihnen in ihren strahlend bunten Kleidern.«
Die jüngeren Kinder seufzten ergriffen, weil sie offenbar irgendwo in dem wunderbaren Land ihrer Phantasie die herrlichen Lichter und die großen Berge aus Eiskristall genau so deutlich sehen konnten wie die alte Frau. »Was ist denn ein Vendequm, Großmama?« piepste die kleine Else. Sie war erst drei, zu klein, um sich noch an das letzte Jahr erinnern zu können, und nicht ganz sicher, ob sie sich auch das Richtige vorstellte.
Die alte Frau zog den Schal fester um die Schultern, beugte sich lächelnd hinunter und streichelte das blonde, daunenweiche Haar, das unter Elses Kappe hervorschaute. »Die Vendequm«, sagte sie, »sind die kleinen Wesen, die in den Eisbergen hoch oben auf dem Dach der Welt unter dem Nordstern wohnen.«
»Im Eis?« fragte Else tief beeindruckt. »Sind sie denn so klein wie ich?«
»Fast«, sagte die alte Frau nickend. »Und sie lieben Kinder, die so klein sind wie du . . .« Ihre Augen füllten sich wieder mit ihren wundersamen Visionen, und sie fuhr mit ihrer Erzählung fort.
»Es ist dieselbe Geschichte, die sie mir im letzten Jahr erzählte«, murmelte Hans bei sich, der am Fenster saß. Er war dreizehn und kam sich schon zu klug vor für solche Kindermärchen. Mit frostklammer Hand wischte er die phantastischen Eisblumen, die bei jedem seiner Atemzüge nachwuchsen, von der Butzenscheibe und lugte
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