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Das Doppelspiel

Das Doppelspiel

Titel: Das Doppelspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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wohin wir gehen werden. Wassja … sei ein so großer, einmaliger Freund, danach nicht zu fragen. Wir wollen für immer unsere Ruhe haben. Auch vor dir, verzeih. Nicht vor dir als Mensch … aber immer, wenn wir dich sehen würden, müßten wir an Moskau denken.«
    »Rußland werdet ihr doch nie vergessen können.«
    »Das wollen wir auch nicht. Dunja und ich, wir sind ein eigenes, kleines, glückliches Rußland.«
    Sie lauschten wieder in die Dunkelheit. Von den Felsen her hörten sie das typische Tuckern und Knattern eines Mopeds. Die Nacht warf den Schall vielfach verstärkt von den kahlen, verbrannten Bergen zurück.
    »Dunjenka kommt!« sagte Plenjakow voll Zärtlichkeit. »Wassja, versteck dich wieder hinter den Tannen. Ich will Dunja auf dich vorbereiten. Erspare ihr den Schock. Weißt du überhaupt noch, wie sie aussieht?«
    »Ich habe eine vage Erinnerung.«
    »Sie ist noch schöner geworden. Es gibt keine schönere Frau. Los, versteck dich, Brüderchen!«
    Bob Miller tauchte in den Schatten der Tannen unter. Kurz darauf erschien im Eingang der Schlucht die kleine, flackernde Lampe des Mopeds. Das Knattern blubberte aus, Dunja stellte den Motor ab, das Licht erlosch. Das letzte Stück schob sie das Moped, ging an dem alten VW vorbei und wußte dadurch, daß Plenjakow schon da war. Auf dem Mopedsattel, unter ihrer Handfläche, lag die kleine, versilberte Pistole. Der Sicherungsflügel war herumgeschoben … so schnell, wie sie schießen konnte, würde kein Ahnungsloser reagieren können.
    »Andrej Nikolajewitsch!« rief sie leise. »Wo bist du? Komm, spiel kein Verstecken! Wenn du wüßtest, wie müde ich bin. Es war ein schwerer Tag … Was hast du dir überlegt?«
    »Einen Himmel voll Glück, Dunjaschka!« Plenjakow kam aus dem Schatten heraus. »Das Schicksal hat uns lieb, es spielt mit, auf unserer Seite. Mit drei großen Trümpfen in der Hand kaufe ich uns von Moskau los. Bleib jetzt ruhig … ganz ruhig, mein Täubchen … Es ist jemand gekommen, der uns hilft, weil er wie unser Bruder ist … Zeig dich, mein Freund!«
    Dunja umklammerte die kleine Pistole und starrte auf den dunklen Fleck der acht Tannen. Das Moped hielt sie vor sich, als sei es ein Schild, der sie unverletzlich machte.
    Langsam trat Bob aus der Dunkelheit hervor. Zuerst nur ein Schemen, aber als Dunja im fahlen Nachtlicht die Umrisse der Uniform erkannte, schrie sie hell auf.
    »Bob! Nein! Bob! Zurück! Zurück! Bob –«
    Plenjakow lachte hell. »Du hast ihn sofort erkannt, was? Ja, Wassja Grigorjewitsch ist da! Ist das eine Überraschung? Er wird Moskau das Material überbringen und uns untertauchen lassen –«
    »Bob!« stammelte Dunja. Sie hielt die kleine Pistole in den Fingern, hinter dem Sattel des Mopeds versteckt.
    Miller hob beide Arme. »Ich konnte nicht anders, Dunja. Aber jetzt ist der Weg wirklich frei –«
    »Du hörst es!« schrie Plenjakow vor Freude. »Er bestätigt es uns! Und was ein Major Shukow sagt –«
    Bob Miller sah Plenjakow mit traurigen Augen an. In diesem Moment war es nicht nur Mitleid mit Andrej Nikolajewitsch, nicht nur das würgende Gefühl einer alle Maße sprengenden Tragik … in seinem Inneren war eine furchtbare Leere, in der seine eigene Stimme immer lauter widerhallte: Bob, welch ein Schwein bist du! Welch ein Riesenschwein! Dieses Doppelspiel ist durch nichts zu entschuldigen, am allerwenigsten mit Patriotismus. Du bist das gemeinste Scheusal, das herumläuft. Du hast die Seele eines wahren Freundes zerrissen. Frag dich bloß nicht, ob du jemals darüber hinwegkommst.
    »Ich bin Bob Miller –«, sagte er tonlos.
    »Bob! Er bringt dich um!« schrie Dunja. Ihre Stimme überschlug sich fast. »Geh aus dem Licht, Bob!«
    Plenjakow sah fassungslos von Dunja zu Bob und zurück. Er begriff noch nichts. Das einzige, was er dachte, war: Sie glaubt, ich bringe Wassja um, weil er Dunja nach Moskau zurückholen soll. Mein armes Täubchen, du ahnst ja nicht, was wir besprochen haben. Wassja Grigorjewitsch steht auf unserer Seite … Wir sind freie Menschen. Frei!
    »Erklär ihr alles, Wassja«, sagte Plenjakow und rieb sich die Hände. Der Trommelrevolver stak wieder in seinem Ledergürtel, den er um den Overall gebunden hatte. »Sag ihr, daß du …«
    »Ich muß es dir sagen, Andrej Nikolajewitsch: Ich bin Bob Miller –«
    »Natürlich!« Plenjakow lachte wieder. »Ein Muster von Amerikaner. Mach es nicht so spannend, Brüderchen. Dunja, warum begrüßt du ihn nicht … Wer hätte das gedacht, daß

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