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Das Dorf der verschwundenen Kinder

Das Dorf der verschwundenen Kinder

Titel: Das Dorf der verschwundenen Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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privatisierte Variante der alten Wasserbehörde, hatte die drohenden Wasserkürzungen zu Beginn der diesjährigen Dürre heruntergespielt, indem er sich über die Badewut der englischen Bevölkerung lustig machte und hinzufügte: »Wenn Sie ein Schiff säubern wollen, legen Sie es schließlich auch nicht in die Badewanne, oder? Sie legen es ins Trockendock!«
    Dalziels Erstaunen begründete sich auf die Tatsache, daß Purlingstone mit seinem sozialen Status und seiner Politik zu den Menschen gehörte, deren Gesellschaft Ellie normalerweise ebenso mied wie die von Kopfläusen.
    »Genau der«, bestätigte Pascoe. »Zandra ist in Rosies Klasse an der Edengrove, und sie haben sich gegenseitig als beste Freundin erwählt.«
    »Ach ja? Bei all dem Zaster hätte ich erwartet, daß er sie auf ’ne Privatschule schickt. Natürlich ist Edengrove eine gute Schule, und wahrscheinlich auch sehr praktisch, weil sie gleich bei ihm um die Ecke liegt.«
    Dalziel klang keineswegs boshaft, aber Pascoe sah, daß Ellie sich provoziert fühlte. Die Grundschule Edengrove hatte einen exzellenten Ruf und mit Miss Martindale eine angesehene Direktorin. Sie mochte zwar gleich bei Purlingstones um die Ecke liegen, doch war sie gut vier Meilen vom Haus der Pascoes entfernt, wohingegen die private Grundschule Bullgate nur eine halbe Meile südlich lag. Aber Ellie hatte Erkundigungen eingezogen und Bullgate für zu lasch und hochtrabend befunden.
    »Wenn Derek demokratisch genug ist, seine Tochter auf eine staatliche Schule zu schicken, sehe ich nicht ein, warum wir ihm einen Irrtum bescheinigen sollen, indem wir Rosie die Freundschaft mit Zandra verbieten, oder?« entgegnete sie herausfordernd.
    Normalerweise hätte Dalziel nichts lieber getan, als Ellie Pascoe ein bißchen zu ärgern. Doch an diesem Morgen, auf dieser schönen Terrasse im warmen Sonnenschein, verspürte er ein solches Verlangen, in einen Liegestuhl zu sinken, sich ein kühles Bier reichen zu lassen und den Rest des Tages in Gesellschaft dieser beiden Menschen zu verbringen, die ihm mehr bedeuteten, als er jemals zugeben würde, daß er nicht einmal Lust nach einem Scheinstreit verspürte.
    »Tja, Sie haben recht, meine Liebe«, sagte er also. »Wer immer nett zu Ihrem kleinen Mädchen ist, auf den soll’s Gold und Silber regnen. Aber ich dachte, ihre beste Freundin hieße Nina oder so ähnlich, nicht Zandra. Als ich neulich abends anrief und Rosie dran ging, fragte ich sie, was sie grade macht, und sie sagte, sie spielt Krankenhaus mit ihrer besten Freundin Nina. Haben die sich gestritten, oder was?«
    Pascoe lachte auf und sagte: »Nina hat viele Vorzüge, aber ein Pony und ein Swimmingpool gehören nicht dazu. Zumindest kein richtiges Pony und kein richtiger Swimmingpool. Nina ist Rosies beste imaginäre Freundin. Seit Wieldy ihr letztes Weihnachten das hier geschenkt hat, sind die beiden unzertrennlich.«
    Er ging ins Wohnzimmer und kam mit einem Hochglanz-Büchlein zurück, das er dem Dicken überreichte.
    Auf dem Umschlag war unter dem Titel »Nina & der Nix« das Bild eines Tümpels unter dem hohen Gewölbe einer Höhle zu sehen, an dessen Rand eine schuppige, menschenähnliche Kreatur mit spitzen Zähnen und fransigem Bart saß. Die Gestalt griff über den Tümpel hinweg nach einem kleinen Mädchen, das sich die Ohren zuhielt und angsterfüllt Mund und Augen aufriß. Darunter stand »Druck: Eendale Press«.
    »Hey«, meinte Dalziel. »Ist das nicht die Druckerei von diesem ätzenden Typ, an den unser Wieldy geraten ist?«
    »Edwin Digweed. Der nämliche«, antwortete Pascoe.
    »Hier steht: zehn Guineas. Ich hoffe, der Kerl gibt seinen Freunden wenigstens Rabatt! Sind Sie sicher, daß das für Kinder geeignet ist? So ein Bild könnte bei einem kleinen Mädchen Alpträume auslösen.«
    Er klingt wie ein besorgter Großvater, dachte Pascoe.
    Er sagte: »Caddy Scudamore hat die Illustrationen gemacht. Können Sie sich an die noch erinnern?«
    »Diese Künstlerschnecke?« Dalziel schnalzte anzüglich mit der Zunge. »Wie ein heißer Marmeladen-Doughnut, der grade aus der Pfanne in den Zucker gehüpft ist. Lecker.«
    Ein Vergleich, über den ein Lyrikprofessor in Oxford eine Stunde lang referieren könnte, dachte Ellie. Laut sagte sie jedoch spröde: »Was das Titelbild angeht, bin ich geneigt, Ihnen zuzustimmen, Andy.«
    »Ach was«, meinte Pascoe. »In Disney-Comics sieht sie schlimmere Sachen. Es ist eher Nina, die mich beunruhigt. Neulich mußte ich für sie schon Eis

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