Das Dunkle Muster
Fler und dem Schiffsleib befand, war zu klein, um sie ins Wasser schieben und sich vom steinigen Grund des Sees abstoßen zu können. Da sie auch noch gegen die Strömung arbeiten mußten, die in der Seemitte am stärksten war, konnten sie das Schiff nur langsam bewegen. Erst als die Mole hinter ihnen lag, schafften sie es, mit den Staken ins Wasser zu stoßen und sich über den felsigen Grund wegzumanövrieren.
Burton ordnete an, den Bug der Hadji II herumzuschwingen. Nachdem das geschehen war, eilten jene Besatzungsmitglieder, die auf der Backbordseite gearbeitet hatten, an die Steuerbordseite, um gemeinsam mit den anderen zu verhindern, daß das Schiff abdriftete oder sich im Kreis drehte. Die Staken stießen plötzlich ins Leere. Der Fluß wurde tiefer. Sie mußten die Staken jetzt horizontal halten und gegen die Strömung ankämpfen.
Burton hörte eine unbekannte Stimme und warf einen Blick nach hinten. Die dunkle Gestalt auf dem Turm bewegte sich nun und schrie etwas in den Nebel hinein. Andere Stimmen, schwächere als die des Steuermannes, antworteten.
Das gewaltige, runde, finstere Objekt war inzwischen noch größer geworden. Im Sternenlicht wirkte es wie der Kopf eines Riesen. Burton schätzte, daß der Abstand zwischen dem Turm und dem anderen Objekt mindestens einhundert Meter betrug. Möglicherweise verfügte auch das Floß über ungeahnte Dimensionen. Wie breit es war, war jetzt noch nicht zu erkennen, und Burton hoffte inbrünstig, dies auch nicht zu erfahren, bevor die Hadji II die andere Seite der Insel erreicht hatte.
Als er an seine Arbeit zurückkehren wollte, sah er einen weiteren Mann auf dem Turm auftauchen. Er winkte mit beiden Händen, und seine Stimme war so stark, daß sie die seines Vorgängers um ein Vielfaches übertraf.
»Sie kommen!« schrie Frigate.
Burton nahm es ihm nicht übel, daß er offenbar in Panik geraten war. Ihm selbst schlotterten ebenfalls die Knie. Und das war kein Wunder, denn es war nicht einfach, die Ruhe zu bewahren, wenn sich Hunderte, vielleicht sogar Tausende von Tonnen auf einen zuwälzten.
»Nehmt euren ganzen Mumm zusammen!« brüllte er. »Wenn wir uns jetzt nicht voll ins Zeug legen, werden sie uns zermalmen!«
Der Bugspriet der Hadji II hatte jetzt eine volle Drehung gemacht. Noch zehn Anschübe mit den Staken, und sie mußten aus der Gefahrenzone heraus sein.
Die Rufe vom Floß kamen immer näher und wurden gleichzeitig lauter. Burton warf einen schnellen Blick auf den Turm. Er war nur noch knapp hundertzwanzig Meter von ihnen entfernt. Außerdem sah er ihn jetzt in einem anderen Winkel. Burton fluchte. Das konnte nur bedeuten, daß das Floß sich ebenfalls gedreht hatte, wahrscheinlich deswegen, um nicht gegen die Insel zu prallen. Leider wandte sich das Wassergefährt nach links statt nach rechts.
»Staken!« brüllte Burton.
Er fragte sich, auf welchem Teil des Floßes sich der Turm befand. Am Bug? Oder am Heck. Wenn letzteres der Fall war, bedeutete das, daß das Floß ihnen näher war, als es den Anschein hatte. Auf jeden Fall schien man alles zu unternehmen, um nicht mit der Insel zu kollidieren, und das war Burton recht, solange das nicht bedeutete, daß sein Schiff dabei zu Bruch ging.
Der Bug der Hadji II befand sich nun außerhalb der Strömung, aber einige starke Wirbel drohten den Schiffsleib gegen einige felsige Ausläufer der Insel zu pressen. Außerdem trafen die Staken nun auf einen Boden, der zu glatt war, als daß man sich auf ihm hätte abstützen können.
»Staken, ihr Hundesöhne, staken!« donnerte Burton.
Ein ungeheures Krachen ertönte, dann hob sich das Deck unter seinen Füßen, und die Hadji II legte sich seitwärts auf die Felsen. Burton wurde mit solcher Kraft gegen etwas Hartes geworfen, daß ihm die Beine weggerissen wurden und er das Bewußtsein verlor. Wie durch einen dichten Nebel bekam er mit, daß er auf das Deck prallte, und versuchte, sich mit zitternden Knien einen Weg durch die graue Umgebung zu bahnen. Überall erklangen Schreie. Das Geräusch zersplitternden Holzes und das Donnern einer weitentfernten Explosion waren das letzte, was er wahrnahm, ehe er von neuem bewußtlos wurde.
7
Der Nebel blendete Jill Gulbirra nahezu völlig.
Obwohl sie sich in unmittelbarer Nähe des rechten Uferstreifens aufhielt, konnte sie kaum Gralsteine ausmachen. Was sie sah, wirkte wie vereinzelt hingesetzte Riesenpilze inmitten einer unfruchtbaren Ödnis.
Der nächste Stein brachte das Ende ihrer Reise. Sie
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