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Das dunkle Universum 04 - Evolution der Leere

Das dunkle Universum 04 - Evolution der Leere

Titel: Das dunkle Universum 04 - Evolution der Leere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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Tor den Innenhof, wo weiß und hellrot blühende Gurk-Reben über die Mauern bis zu den oberen Balkonen hinauf wuchsen, während in dem Teich in der Mitte fröhlich ein Springbrunnen plätscherte. Mehrere Ge-Schimpansen waren mit der Hege und Pflege der stark duftenden Blumenbeete beschäftigt, indessen andere den grauweißen Hofboden kehrten. Über die breite Haupttreppe begab sich Edeard hinauf in den dritten Stock.
    Am oberen Treppenende erwartete ihn eine junge Novizin, ihre blauweiße Robe war makellos sauber. Sie neigte zur Begrüßung leicht den Kopf. »Waterwalker.«
    »Wie geht es ihm?«
    »Heute ist einer der besseren Tage, glaube ich. Die Schmerzen waren nicht ganz so schlimm heute Morgen. Er ist bei klarem Verstand.«
    »Dann nimmt er also seine Tränke?«
    Sie lächelte bekümmert. »Nur wenn ihm danach ist, oder wenn die Schmerzen unerträglich werden.«
    »Kann ich zu ihm?«
    »Natürlich.«
    Finitans Zimmer besaß hohe, schmale Fenster, die vom Boden bis zur Decke reichten. Wände und Decke waren weiß, während der Fußboden in einem polierten Rotbraun schimmerte, durchsetzt mit smaragdgrünen, blattförmigen Tupfern, als hätte die Stadtsubstanz die Dielen über die Jahrtausende versteinert. Möbliert war der Raum gleichermaßen schlicht, mit einem Schreibtisch und einigen tiefen Sesseln. Das Bett war groß und zur Hälfte in einem halbrunden Alkoven untergebracht. Mitten darauf saß Finitan, den Rücken gegen einen Stapel fester Kissen gelehnt.
    »Ich warte draußen«, sagte die Novizin leise und schloss die schwere geschnitzte Tür.
    Edeard ging hinüber zum Bett, während seine dritte Hand einen der Sessel anhob und heranzog. Er setzte sich und betrachtete seinen alten Freund. Finitan war inzwischen ziemlich abgemagert, die Krankheit schien ihn von innen her zu verzehren. Trotzdem hatte er sich ihr noch bis vor ein paar Monaten erfolgreich entgegengestemmt; jetzt hingegen wirkte er sichtlich hinfällig. Blaue Adern zeichneten sich unter der aschfahlen Haut ab, und das bisschen, was von seinem feinen Haar noch übrig war, war ein mattes Grau.
    Edeards Fernsicht untersuchte den Körper, enthüllte die bösartigen Geschwülste in seinen Lungen und an seinem Brustkorb.
    »Sei nicht so verdammt neugierig«, sagte Finitan keuchend.
    »Entschuldigung. Ich hab' nur ...«
    »Nachsehen wollen, ob sie sich zurückbilden, ob ich auf dem Weg der Besserung bin?«
    »So was in der Richtung, ja.«
    Finitan brachte ein schwaches Lächeln zustande. »Keine Chance, die Herrin ruft. Um ehrlich zu sein, bin ich inzwischen immer ziemlich überrascht, wenn ich mich morgens beim Aufwachen erwische.«
    »Sag so etwas nicht.«
    »Um der Herrin willen, Edeard, akzeptier einfach, dass ich sterbe. Ich hab's jedenfalls schon vor einer ganzen Weile getan. Oder willst du mir jetzt mit irgendwelchen Durchhalteparolen kommen, dass ich bald wieder auf den Beinen sein werde und so weiter? Von wegen Kopf hoch, das wird schon wieder.«
    »Nein, das hab' ich nicht vor.«
    »Der Herrin sei Dank. Das tun nämlich diese blöden Novizinnen schon zur Genüge. Sie denken, dass mir das hilft, aber in Wirklichkeit macht es mich bloß depressiv. Kannst du dir das vorstellen? Da hab' ich eine ganze Schar zwanzigjähriger Mädchen, die einen Riesenwirbel um mich machen, und das Einzige, was ich mir wünsche, ist, dass sie die Klappe halten und verschwinden. Was ist denn das für ein Ende für einen Mann?«
    »Ein würdiges?«
    »Ja, klar, geschissen. Ich weiß, wie ich lieber geh'n würde. Wär das nicht was, eh? Zum Schluss noch mal alle so richtig schockieren?«
    Edeard grinste, auch wenn ihm mehr nach Weinen zumute war. »Das wär' allerdings was. Vielleicht hat der Doktor ja noch irgendein Wundermittelchen in petto, das dir zu einem letzten Manneskraftschub verhilft.«
    »Schon besser. Danke, dass du vorbeigekommen bist, ich weiß das zu schätzen. Vor allem gerade jetzt, wo du da draußen Wahlkampf führen solltest. Wie läuft's übrigens?«
    »Na ja, Trahaval muss sich wohl keine Sorgen machen. Was mich betrifft, bin ich mir nicht so sicher. Meine Wahlkampfberater haben mir im Vertrauen erzählt, dass es nur um ein paar Prozentpunkte geht. Gut möglich, dass Yrance zum Hauptkonstabler gewählt wird.« Er verkniff sich eine bissige Bemerkung.
    Finitan grinste breit und legte seinen Kopf zurück auf den hohen Kissenstapel. »Und das ärgert dich, hab' ich recht? Das ist das Schöne an dir, Edeard, nach all dieser Zeit kannst du immer noch

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