Das dunkle Universum 04 - Evolution der Leere
werden wir alles daransetzen, sie in die Tat umzusetzen.«
»Sie sind gerade gestartet.«
»Das ist mir bekannt. Paula, falls du dich uns anschließen willst, wenn diese Galaxis fällt, nehme ich dich gerne mit.«
»Ich weiß, dass der High Angel dazu dienen soll, Leben aus dieser Galaxis zu retten, aber irgendetwas ist geschehen, Qatux, etwas, von dem mir mein Instinkt sagt, dass es entscheidend sein könnte. Ich möchte dich daher um einen Gefallen bitten. Einen sehr großen Gefallen.«
Der See besaß einen Durchmesser von über zehn Kilometern und Ufer mit reizvollen, ausladenden Buchten. Zwei Drittel des umliegenden Landes wurden von dichtem, wildem Wald bedeckt, dessen Vegetation bis hinab zu den Felsen kroch, die das sich sanft kräuselnde Wasser säumten. Das verbleibende Drittel nahm eine Alien-Stadt ein, deren Kugeln und Zacken den Horizont dominierten. Seit Jahrtausenden verlassen, erinnerte die Form ihrer Eisenkonstruktionen an jene von Octorons kleiner Menschengemeinde. Doch diese Metropole war in wesentlich größerem Stil errichtet; vielleicht ein wenig zu imposant. Die in der Octoron-Kammer lebenden Menschen hatten niemals auch nur den Versuch unternommen, sich hier niederzulassen.
Ozzies betagte Kapsel glitt über die schmalen Türme hinweg und sank auf die riesige halbkreisförmige Hafenbucht auf der anderen Seite hinab. Mehrere kleine Inseln waren über das Wasser versprengt. Sie hielten auf die größte davon zu, die mit einem breiten, an beiden Enden von großen Felsvorsprüngen bewachten Sandstrand lockte. Das Gebiet hinter dem Strand selbst bestand aus einem Streifen langgezogener Dünen, bevor das Terrain zu dem zentralen Berg der Insel hin anzusteigen begann.
Zwischen Dünen und bewaldetem Hang stand einsam ein schlichtes, weiß getünchtes Haus. Es war auf drei Seiten von einer Veranda umgeben. Der Vorbau besaß ein Laubdach aus dichten, um ein altertümliches, durchhängendes Holzspalier geschlungenen Kletterpflanzen. Hohe Sprossenfenster mit hölzernen Außenläden verliehen dem Gebäude den Anstrich eines provencalischen Bauernhauses.
Die Kapsel landete vor dem freistehenden Haus. Aaron scannte es flüchtig. Ein weiterer Mensch, eine Frau, hielt sich hinter den Lamellentüren, die sich vom Wohnzimmer aus auf die Veranda hin öffneten, versteckt. Sie verfügte über Biononics, aber keine mit Waffenkonfigurationen. Da waren ein paar Zusatzenrichments, die er nicht einordnen konnte, doch ihr geringer Energieverbrauch sprach dafür, dass sie keine Bedrohung darstellten. Im Haus selbst registrierte er ein paar wenige technische Gerätschaften: eine Kücheneinheit, eine Medi-Kapsel, zwei äußerst hochwertige Replikatoren, ein Geschwader altmodischer Maidbots sowie fünf Smartcores, größer als alle, die ihm jemals untergekommen waren. Kurz gesagt: der perfekte Rückzugsort für jemanden wie Ozzie.
»Okay, wir können aussteigen«, sagte Aaron.
Ozzie schenkte ihm einen langen Blick. »Bist du sicher?«
» Ja .«
»Na dann, also gut, aber pass auf die Mutantentintenfische im See auf.«
»Ich verstehe, dass unser Eindringen unwillkommen ist, wir sind so schnell wieder von hier verschwunden, wie es geht.« Obwohl das für Aaron nicht wirklich so selbstverständlich war. In Erwartung von Inigos Erwachen aus der Bewusstlosigkeit begannen in einem Hinterstübchen seines Kopfes ein paar Ideen Gestalt anzunehmen. Er warf einen raschen Blick auf den schlafenden Messias. Nicht mehr lange, und er würde wieder zur Besinnung kommen.
»Und denk dran, nie bei Nacht das Haus verlassen«, sagte Ozzie in unschuldigem Ton.
»Wieso?«
»Vampire.«
Aaron schluckte seine Antwort herunter. Er war sich nicht ganz im Klaren, wie viel von Ozzies Haltung auf das Konto seiner Verärgerung darüber ging, dass er in seinem Eremitendasein gestört worden war. Falls sein Groll echt war, konnte es möglicherweise unerquicklich werden. Was Aaron nicht hoffte.
Ozzie stieg aus der Kapsel und überließ es Aaron, sich um die beiden Bewusstlosen, die ausgestreckt auf der gerundeten Polstersitzbank im hinteren Teil des Passagierraums lagen, zu kümmern. »Na großartig«, murmelte Aaron. Er wuchtete Inigo hoch und warf ihn sich über die Schulter. Einen Moment lang war er versucht, Corrie-Lyn ein weiteres Sedativum (oder auch zehn) auf den Pelz zu brennen, aber Inigo wäre darüber wohl nicht erfreut. Und zwei lebende Legenden mit übersteigerten Egos am Hals zu haben, die eine Stinkwut auf ihn hatten, war
Weitere Kostenlose Bücher