Das dunkle Universum 04 - Evolution der Leere
Grinsen. »Mir scheint, Sie haben diesen Teil unserer Bitte an den Skylord vergessen, Träumer«, bemerkte er spöttisch.
Araminta sah, wie das gequälte rote Glühen von den Rändern der transparenten Fläche verschwand, während der Schein der Sternennebel an Kraft zunahm. Irgendwo hinter ihnen schloss sich die Leerengrenze wieder. Zum ersten Mal seit Tagen ließen die Übelkeit und Desorientiertheit, hervorgerufen dadurch, mit zwei Geschwindigkeiten zu leben, nach. Ihre Gedanken klärten sich.
»Und damit scheint es mir mit Ihrer Einzigartigkeit zu Ende zu sein«, fuhr Ethan fort. Aramintas Fernsicht erlaubte ihr, seine Gedanken, die Niedertracht, die dort schwärte, offen wahrzunehmen, während er sich allmählich der Möglichkeiten der Leere bewusst wurde und sich die Techniken, die Edeard angewandt hatte, in Erinnerung rief. Ihre Fernsicht zeigte ihr außerdem, was er in den vielen Falten seiner Robe versteckte.
»Das stimmt«, sagte sie. »Aber damit führen wir jetzt auch das wirkliche Leben der Leere.«
Ethan griff nach der altmodischen Pistole, die er verborgen hatte. Im gleichen Moment packte ihn Aramintas dritte Hand und schleuderte ihn in hohem Bogen durch das Beobachtungsdeck. Aufschreiend gleichermaßen vor Schreck wie vor Angst flog er durch die Luft. Ein Schrei, der jäh abgeschnitten wurde, als er mit dem Gesicht voran gegen die Trennwand krachte. Heftig knallte er auf den Boden, winselnd vom Schmerz der zerschmetterten Knochen. Blut rann ihm aus Nase und Mund.
»Als Rah und die Herrin nach Makkathran kamen, hatten sie nur Politik und rohe Gewalt, um ihrem Gesetz Geltung zu verschaffen«, sagte Araminta leichthin, während sie auf Ethan zuschritt, der sich krabbelnd in Sicherheit zu bringen versuchte. »Wie passend, dass auch wir uns bei unserem Neuanfang dieser Talente bedienen.«
Ethan setzte zu einer Herzquetsche an. Araminta wehrte sie mühelos ab. Sie streckte eine Hand aus, die Innenseite nach oben gerichtet, und hob sie. Abrupt wurde Ethan vom Boden gehoben. Ein Finger winkte ihn heran. Hilflos glitt er auf sie zu.
»Sie hatten recht«, sagte sie zu Aaron. »Ich brauchte nur etwas Übung. Er ist ein hinterhältiges kleines Stück Scheiße.«
Taranse, Darraklan und Rincenso verhielten sich mucksmäuschenstill; sie alle beeilten sich, ihre eigenen mentalen Schilde zu errichten, falls der Träumer auf die Idee kam, ihre Gedanken zu lesen.
»Sie glauben nicht«, zischte Ethan durch blutige Lippen. »Taten es nie.«
»Aber Sie glauben an mich, oder nicht?«, drang sie mit heiserer Stimme in ihn, wobei sie sich auf Tathals äußerst effektive Anwendung von willenbrechender Dominierung im sechsundzwanzigsten Traum besann. Nun setzte sie diese Fähigkeit gegen den sich windenden Geist vor ihr ein. »Ich war es, der euch zu der Barriere gebracht hat. Ich, der die Skylords gerufen hat. Ich bin es, der euch nach Querencia bringt. Ist das nicht so?«
»Ja«, röchelte Ethan.
»Und für diesen Akt selbstloser Großzügigkeit sind Sie dankbar, nicht wahr?«
»Ja.«
»Und wie könnten Sie dann die Person, die es möglich gemacht hat, den Traum endlich zu leben, nicht lieben?«
»Ich könnte es nicht.«
»Lieben Sie mich, Ethan? Vertrauen Sie mir?«
»Ja. Oh ja.«
»Danke, Ethan, von ganzem Herzen.« Behutsam ließ sie ihn aufs Deck hinunter und schenkte ihrem bestürzten Publikum ein sanftes Lächeln. »Der Ex-Conservator scheint von den Ereignissen etwas mitgenommen zu sein. Würden Sie ihn bitte auf die Krankenstation bringen?«
Taranse nickte nervös und kniete sich nieder, um Ethan zu helfen. Darraklan eilte herbei, und gemeinsam schafften sie es, ihn zwischen sich auf die Beine zu ziehen.
Da sie es sich nicht erlauben konnte, Schwäche zu zeigen, sah Araminta ihnen milde lächelnd zu, während Araminta Zwei in der Mellanie's Redemption sich gleichzeitig fast die Eingeweide aus dem Leib kotzte wegen der Abscheulichkeit der Tat, die sie soeben begangen hatte.
»Träumer, sehen Sie nur!«, rief Rincenso in dem Moment staunend. Er deutete auf den vorderen Teil des Beobachtungsdecks. Jenseits der transparenten Aussichtsfront näherte sich der Pilgerflotte ein Schwarm Skylords. So sehr sie diese Geschöpfe fürchtete und so wenig sie sie auch mochte, es war ein majestätischer Anblick, wie sie dort aus der lichten Sternenlandschaft auftauchten.
Kaum hatte sich die Leerengrenze hinter ihr geschlossen, befahl Ilanthe dem Schiff, seine Frachtraumluken zu öffnen. Sie konnte spüren, wie
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