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Das dunkle Universum 04 - Evolution der Leere

Das dunkle Universum 04 - Evolution der Leere

Titel: Das dunkle Universum 04 - Evolution der Leere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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Schleierfetzen der farbenprächtigen Vakuumschwingen den Inversionskern, als der an den schimmernden kristallinen Körper des Skylords heranglitt. Ilanthe konnte die Textur seiner sonderbar verzerrten Geometrie erkennen, eine Art Honigwabe aus gewöhnlicher Materie und irgendetwas, das einer Kraft aus exotischer Energie ähnelte; beides befand sich in konstantem Fluss, was dem Ganzen diese charakteristische Oberflächeninstabilität verlieh. Die Zusammensetzung dieses Wesens war faszinierend. Aber trotz seiner unfassbaren Komplexität fehlte es den Gedanken, die es beseelten, an Wirkmächtigkeit. Ihre eigene Entschlossenheit, durch die in dem Inversionskern vorhandenen Nervenbahnen verstärkt, war um ein Vielfaches stärker. »Ich wäre dankbar, wenn du dich mir öffnen würdest«, sagte sie zu ihm.
    »Ich enthalte dir nichts vor.«
    »O doch, das tust du.« Und sie griff nach dem Skylord, zwängte ihre verhärteten, zielgerichteten Gedanken mitten hinein in seine reinen und schlichten Routinen. Umschlang sie inniglich. Setzte sich fest.
    »Was tust du?«, fragte der Skylord.
    Sie unterdrückte das aufflackernde Nichtbegreifen, beruhigte seinen tiefsitzenden Instinkt, Mittel einzusetzen, die ihn weit von diesem Ort fortbringen würden.
    »Dein Eindringen hindert mich, meine Aufgabe zu erfüllen. Teile von mir setzen aus. Zieh dich zurück.«
    »Ich helfe dir nur dabei, zu etwas noch viel Größerem zu werden. Zusammen bilden wir eine Synergie«, versicherte sie ihm. »Ich werde dich zum Gipfel der Erfüllung führen.«
    Und der Festschmaus begann.
    »Ich ende«, verkündete der Skylord.
    »Hören Sie auf«, schrie Araminta. »Sie bringen ihn um.«
    »Haben Sie nichts über die Leere gelernt?«, gab Ilanthe scharf zurück.
    Dunkler Farbenspuk begann, das frohe Gefunkel der Vakuumschwingen zu durchweben, griff um sich, breitete sich aus. Die zarte Wolke aus Molekülen, die das physikalische Erscheinungsbild der Flügel formte, zerbarst. Lichtlose, kalte Partikel stoben wie ein schwarzer Schneesturm durch den Raum. Jetzt züngelten die dunklen Flammen über das verworrene Geflacker der Oberfläche des Skylords, fraßen sich nach innen.
    Und alles, was er einmal gewesen war, ergoss sich in den Inversionskern, eine Exstirpation, welche die Fähigkeiten und das Wissen seiner Art in Ilanthe hineinfließen ließ.
    In diesem Moment bedauerte sie es fast, kein menschliches Gesicht mehr zu haben. Wie würde sie jetzt lächeln. Angeschwollen und angereichert von der Essenz des Skylords, ragte ihre Herrschaft über dieses fremde Kontinuum ins Absolute. Auf einer instinktiven Ebene begann sich Funktionsmanipulation mit ihrer Persönlichkeit zu verzahnen. Sie hörte den Ruf der Sternennebel, die transdimensionalen Einfallstellen von Rationalität drillten sich durch die Quantenfelder der Leere hinaus, jammernd nach Intelligenz, die die Eskalation zu etwas Größerem, bisher nie Erblicktem versprach. Sie mussten zu dem obersten Bewusstsein führen, wusste sie. Zu dem Herzen selbst. Von diesem Nukleus aus ließ sich alles kontrollieren.
    Der lokale Raum wurde von Verzweiflung und Abscheu über den Tod des Skylords überflutet. »Bald werdet ihr mir dankbar dafür sein«, teilte sie den belanglosen menschlichen Bewusstseinen mit. Eines von ihnen war anders als die anderen, ein kleiner Teil von Ilanthe erkannte den Träumer Araminta, dessen Gedanken sich irgendwie fortspannten, auf eine Art und Weise, wie sie das Leerengefüge nicht benutzte. Es war nicht von Bedeutung.
    Wieder strömten ihre Gedanken in die Struktur, um die temporalen und gravitatonischen Funktionen der Leere zu manipulieren, diesmal korrekt. Ein großer Bereich um den Inversionskern herum begann zu funkeln, als der Partikelstaub ringsum von dem Effekt erfasst wurde und in Helldunkel-Windungen dahintrieb.
    Ilanthe beschleunigte hart. Gleichzeitig negierte sie den Temporalfluss um die Hülle des Inversionskerns. Binnen Sekunden schrumpfte die Pilgerflotte zusammen zu nichts, als sie null Komma neun Lichtgeschwindigkeit erreichte.
    Weit, weit vor ihr wurde der Sirenengesang des Sternennebels, den die Menschen von Querencia Odins See genannt hatten, lauter.
    Araminta hatte sich während der ganzen Gräueltat nicht von der Stelle bewegt. Das Drama hatte sich keine zehn Kilometer entfernt direkt vor der Licht der Herrin abgespielt, und sie hatte absolut nichts dagegen tun können. Hilflos hatte sie mitansehen müssen, wie die Vakuumschwingen des Skylords sich zu einem

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