Die Ernaehrungsfalle
Dieses Buch...
entstand auf Leserwunsch. Ich wurde gefragt, ob es nicht eine Art Lexikon gebe, in dem alles steht, was ich zur modernen industriellen Nahrung geschrieben habe. Eine Quintessenz gewissermaßen aus all meinen bisherigen Büchern, von Aromen und Allergien über Tierfutter bis zu Zucker und Zusatzstoffen.
Der Wunsch war mir Befehl. Ich machte mich an die Arbeit, gemeinsam mit meiner Mitarbeiterin Maike Ehrlichmann. Wir trugen alles zusammen, aus meinen Büchern, aber auch aus den neuesten Erkenntnissen, die wir auf www.food-detektiv.de regelmäßig veröffentlichen. Und ergänzten es mit aktuellen wissenschaftlichen Informationen.
So entstand gewissermaßen ein Standardwerk zur modernen Nahrung aus dem Supermarkt. Ein Führer durch jene Parallelwelt der Ernährung, die sich neben der Welt der echten Lebensmittel etabliert hat.
In der Welt der echten Lebensmittel gibt es Äpfel, Karotten, Brokkoli, Hühner, Sahnetorten. In der Parallelwelt gibt es Babybrei Apfel-Zimt, Hühnersuppe aus der Tüte, Sahnedessert im Plastikbecher. Und jede Menge Chemikalien.
In der Welt der echten Lebensmittel geht es um Wohlgeschmack und Wohlbefinden. In der Parallelwelt geht es um lange Haltbarkeit und Billigpreise.
Die Herren der Parallelwelt führen einen ständigen Kampf gegen die Natur - mit den Mitteln der Chemie und der Technologie. Denn Lebensmittel halten von Natur aus nur kurz, im Supermarkt aber müssen sie widernatürlich lange haltbar sein.
Dieser Kampf richtet sich letztlich auch gegen den Menschen. Krankheiten sind die Folge: Allergien, Herzprobleme, Krebs, die Zuckerkrankheit Diabetes.
Diese Parallelwelt ist normalerweise streng abgeschottet. Nichts soll das idyllische Bild beeinflussen, das mit Milliardenaufwand in der Werbung gezeichnet wird. »Wir sind eine sehr diskrete Branche«, sagte mir einst lächelnd einer der Herren des Geschmacks, der Manager einer Aromafabrik, die mit winzigen Mengen an Chemie großartige Geschmacksillusionen zaubert.
Dieses Buch gibt einen Blick hinter die Kulissen.
Dieses Buch enthält nicht: Informationen über chemische und medizinische Details, die heute allgemein zugänglich sind.
Dieses Buch zeigt die Hintergründe und Zusammenhänge, es klärt auf über die verborgenen Seiten der Nahrung aus dem Supermarkt.
Handlich, praktisch, übersichtlich - entsprechend dem Wunsch des Lesers, der am Anfang stand.
Stuttgart, im Sommer 2010
Hans-Ulrich Grimm
Das Lexikon
Abfallfreie Lebensmittelwirtschaft
Abfallfreie Lebensmittelwirtschaft ist für die Food-Branche ein Thema von großem ökonomischen Reiz. Dabei sollen Reste der Nahrungsproduktion zu wertvollem Rohstoff aufgewertet werden, sodass statt Entsorgungsgebühren Gewinne anfallen. Staatliche Stellen in Amerika und Europa unterstützen Recyclingprojekte, Wissenschaftler erforschen Wiederaufbereitungsmöglichkeiten. Für die Verbraucher bleibt ein unappetitlicher Beigeschmack, zumal wenn das Recycling von Abfällen im großindustriellen Maßstab stattfindet.
Auch in der traditionellen Lebensmittelherstellung in Küche oder Gaststätte werden Abfälle in unterschiedlicher Weise wiederverwertet. Den Knochen bekam der Hund, die übrigen Speisereste das Schwein, was übrig blieb, kam auf den Kompost und bildete Dünger für künftige Nahrung. Kreislaufwirtschaft in dieser Form ist ressourcenschonend und ökologisch sinnvoll.
Die industrielle Form der Kreislaufwirtschaft zieht größere Kreise und entfernt sich dabei auch eher von den natürlichen Abläufen. Diesen modernen Formen der Resteverwertung standen anfangs noch gewisse Ressentiments entgegen. So wurde ein Patentantrag zur »Verwertung von Nährwertabfallstoffen« beispielsweise noch im Jahre 1988 abgelehnt. →Schlachtabfälle , Blut, Federn und Borsten sollten dabei nach dem Willen des Erfinders als Grundstoffe für die Gewinnung von Proteinen und →Fetten dienen. Die Animositäten wurden indessen bald überwunden. Mittlerweile sind große Konzerne beim Upgrading des Abfalls tätig. Eine besondere Rolle bei der Wiederaufbereitung
spielen die sogenannten →Enzyme , mit denen auch kleine Reste wieder zu größeren Einheiten zusammengefügt werden können. Der dänischen Firma Novozymes gelang es beispielsweise, aus Schlachtabfällen, Schweinehäuten und ähnlichen Restmaterialien neu geformten Schinken zu gewinnen, dank eines Enzyms namens Protamex. Ein ähnliches Erzeugnis verkauft der weltgrößte
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