Das dunkle Universum 04 - Evolution der Leere
blinkten Icons in Marius' Exosicht auf. In der Nähe öffnete sich ein Wurmloch. Sensoren zeigten ihm das exotische Gefüge, das sich von einem Punkt eine Million Kilometer von dem Asteroiden entfernt ausbreitete. Beinahe sofort verflüchtigte es sich, tauchte dann, mit seinem Terminus an einer anderen Stelle, aber ebenfalls in einer Distanz von einer Million Kilometer zu dem Asteroiden, wieder auf.
»Er scheint an den Koordinaten irgendwas einzusammeln«, sagte Marius. Jetzt, da er die Umlaufbahnparameter besaß, ließ er die Passivsensoren des Schiffs den Eine-Million-Kilometer-Orbitalring scannen. Sie konnten drei weitere Satelliten ausmachen. Ebenso oft schnappte das Wurmloch noch zu und pflückte sie einen nach dem anderen aus dem All. Dann baute sich abermals die T-Sphäre auf, und das Schiff des Delivery Man materialisierte außerhalb des Asteroiden. Augenblicklich tauchte es in den Hyperraum ein.
»Verfolgung aufnehmen«, befahl Ilanthe. »Finden Sie heraus, was er vorhat.«
Sobald die fünf Konfluenznester im vorderen Frachtraum untergebracht waren, teleportierte Gore die Last Throw aus dem Asteroiden. Der Delivery Man hielt den Atem an, gespannt, wie das andere Schiff reagieren würde.
»Das muss Marius sein«, sagte er.
»Höchstwahrscheinlich«, stimmte Gore zu. »Aber das bedeutet, Ilanthe weiß, dass ich wieder im Spiel bin. Sie wird unbedingt wissen wollen, welches Ziel ich verfolge. Für den Moment wird Marius nichts unternehmen. Und wenn sie es herausgefunden haben, wird es zu spät sein.«
»Was genau ist Ihr Plan?«
»Mein ursprünglicher Plan war eigentlich nicht schlecht. Ich hätte nur Inigo gebraucht, damit er für mich in die Leere geht. Aber jetzt hat die ganze Sache Gottes ureigenstes Kuddelmuddel in Mitleidenschaft gezogen, ich werde ziemlich improvisieren müssen, um den ganzen Schlamassel wieder zu kitten.«
»Sie beabsichtigen doch wohl nicht, uns in die Leere zu fliegen, oder?«, fragte der Delivery Man alarmiert. Ihm wurde schlagartig bewusst, dass Justine den Skylord vermutlich dazu bringen konnte, für Gore die Grenze zu öffnen.
»Nein. Wir schlagen die andere Richtung ein. Wovon die Galaxis jetzt abhängt, ist, ob wir die Leere ein für alle Mal eliminieren.«
»Wir?«
»Sie und ich, Sohnemann. Sonst gibt's ja niemanden mehr. Wir hatten uns doch schon darüber unterhalten, dass man verratzt ist, wenn man sich auf Politiker verlässt, oder?«
»Wie in Ozzies Namen sollen wir das anstellen? Die Raiel haben sie nicht mit einer ganzen Armada lahmlegen können. Und dabei hatten sie vor einer Million Jahren bereits Schlachtraumer, gegen die unsere Navy wie eine Segelschiffflotte aus dem neunzehnten Jahrhundert aussieht.« Allmählich begann sich der Delivery Man zu fragen, ob der Austritt aus ANA Gores Basisdenkroutinen geschadet hatte.
»Von lahmlegen war keine Rede, ich sagte eliminieren. Mit Gewalt geht's offenbar nicht, also bieten wir eine Alternative an.«
»Bieten wem eine Alternative an?«
»Der Leere.«
»Eine Alternative wozu?«
»Zu ihrer gegenwärtigen Existenz, zu ihrem Dasein selbst.«
»Wie?« Der Delivery Man gab sich Mühe, nicht zu schreien.
»Sie steckt fest. Was immer sie ursprünglich tun sollte, es hat nicht funktioniert, sie hat sich seit Millionen, vielleicht Milliarden von Jahren nicht weiterentwickelt. Sie hockt einfach bloß da und zieht sich Bewusstseine und Materie rein, ist zwecklos und außerdem höchst gefährlich geworden. Wir müssen ihren Evolutionsprozess wieder anschmeißen, ob ihr das gefällt oder nicht.«
»Ich dachte, das hätten sich Ilanthe und die Accelerators vorgenommen.«
»Hören Sie, Jungchen, ich weiß, Sie meinen es nur gut und sind gestresst wegen Ihrer Familie und so, aber kommen Sie mir nicht mit Klugscheißerei. Ich schlag mich mit dem Luder jetzt schon seit über zwei Jahrhunderten rum. Ich hab keine Ahnung, was ihr scheiß Inversionskern ist, aber glauben Sie mir, wenn er eines nicht tun wird, dann die Accelerator-Fraktion mit dem Nukleus verschmelzen, sodass sie sich an den eigenen Haaren in postphysischen Zustand hochziehen kann. Das Ganze ist nichts anderes als ihr persönlicher Versuch, sich zu einer Gottheit aufzuschwingen, und das ist mit Sicherheit für niemanden g ut .«
»Das wissen Sie nicht.«
»Oh doch, das tu ich. Weil es nämlich, wenn ihr alle wirklich so versessen darauf seid, postphysischen Zustand zu erreichen, weitaus bessere und einfachere Methoden als diesen Irrsinn gibt.«
»Wie zum
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