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Das dunkle Volk: Mondschein: Roman (German Edition)

Das dunkle Volk: Mondschein: Roman (German Edition)

Titel: Das dunkle Volk: Mondschein: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmine Galenorn
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dich.«
    »Und du willst das wirklich? Noch einmal rausgehen?« Rhiannon kam mühsam auf die Füße.
    »Ja. Ich passe auf mich auf.« Ich zog den Reißverschluss meiner Jacke zu. »Habt ihr vielleicht Handschuhe für mich?«
    Rhiannon gab mir ein Paar Lederhandschuhe und einen Schal. »Pack dich gut ein, es ist eisig draußen. Und bitte sei vorsichtig. Ich will nicht auch noch dich verlieren.«
    Bevor ich hinausging, lief ich nach oben und holte mein Springmesser. Klar war es illegal, eine solche Waffe mitzuführen, aber das war mir vollkommen egal. Ich hatte schon früh in meinem Leben auf die harte Tour gelernt, dass sich selbst beschützen zu können das Risiko wert war, von der Polizei aufgegriffen und durchsucht zu werden. Als ich auf die Veranda hinaustrat, war Rhiannon bereits am Telefon, um einen Termin beim Anwalt zu machen.
    Es hatte zu schneien aufgehört, und die Wolken teilten sich gerade weit genug, um den Mond zu zeigen, der voll und rund am nachmittäglichen Himmel aufging. In der Luft hing der Geruch von Ozon, der einen schweren Wintersturm ankündigte.
    Ich überquerte den Rasen. Als wir noch klein waren, durften Rhiannon und ich nicht allein in die Klamm hinabsteigen, aber wir schafften es immer, uns davonzustehlen, ohne erwischt zu werden. Ich vermutete, dass meine Tante es immer gewusst, aber nie etwas gesagt hatte.
    Das Gebiet hatte keinen offiziellen Namen. Die Furche wand sich gute zwanzig Meilen durch das Vorgebirge der westlichen Cascades, die sich am anderen Ende von New Forest, Washington, erhoben.
    Grieve hatte das Dickicht den Goldenen Wald genannt, aber in meiner Vorstellung war es der Spinnenhimmel. Im Frühling, Sommer und Herbst hingen weiße und goldene Radnetzspinnen zuhauf im Dickicht und spannen ihre Netze von Ast zu Farn zu Busch, und die dichten, klebrigen Fallen wurden Fliegen, Mücken und der einen oder anderen Libelle zum Verhängnis.
    Ich rammte meine Fäuste in die Taschen meiner Jeans, als ich an den Rand des Gartens kam und zum Haus zurückblickte. Rhiannon saß im Wohnzimmer an Heathers Tisch und sprach in den Hörer. Ich runzelte die Stirn. Irgendwie gefiel es mir überhaupt nicht, dass ich sie von hier aus so deutlich erkennen konnte; ich kam mir vor wie ein Jäger, der durch das Zielfernrohr das Wild beobachtete.
    Ich holte tief Luft, um das Gefühl abzuschütteln, und näherte mich der Kante zur Klamm. Meine Stiefel knirschten im Pulverschnee. Adlerfarn und Brombeersträucher verdichteten sich immer mehr, und der Venushaarfarn war fast halb so hoch wie ich. Die Geräusche klangen zunehmend gedämpft, als ich in den Schutz der hohen Tannen trat. Ich stieß den Atem aus und sah mich um. Nichts sprang aus den Schatten auf mich zu oder rannte hinter mir her. Ich machte noch einen Schritt und noch einen.
    Dämmriges Licht drang durch die Baumwipfel und warf ein unheimliches Schattenspiel auf Stämme und Blätter. Meine Schritte knirschten, als ich den überwachsenen Pfad abwärtsstolperte und hinunter ins Herz der Klamm vordrang. Wieder hielt ich inne, schloss die Augen, lauschte.
    Zunächst hörte ich nur das Trippeln und Rascheln kleiner Tiere, die durch das Unterholz huschten, das Lied eines Vogels, das in der kalten Luft widerhallte. Nach einem Augenblick fing ich die Schwingung des Windes ein und ließ meinen Geist schweifen.
    Da – Stimmen zu meiner Rechten.
    »Grieve?« Ich flüsterte seinen Namen und schickte ihn in den Sog des Windschattens. Es war eine Weile her, dass ich zum letzten Mal versucht hatte, den Wind auf diese Art für mich einzuspannen. In der Stadt gab es wenig Verwendung dafür, aber hier strömte wieder alles auf mich ein.
    Ich wartete einen Moment lang, dann flüsterte ich erneut seinen Namen. »Grieve, bist du da? Bist du noch da?«
    Nicht so ungeduldig. Grieves Stimme erklang in meiner Erinnerung. Lass dir Zeit. Du versuchst es zu krampfhaft. Ich weiß, dass es schwer ist, Geduld zu haben, wenn man jung ist, aber du brauchst diese Fähigkeiten, Cicely. Du wirst sie brauchen, wenn du erwachsen bist.
    Er hatte es gewusst, dachte ich. Er hatte gewusst, dass ich bald gehen würde, und er hatte versucht, mich vorzubereiten.
    Also wartete ich. Und dann erhob sich langsam der Wind und trug die Laute eines Streits zu mir. Und ehe ich michs versah, standen zwei Männer neben mir.
    Mein Herz hämmerte in meiner Brust, und am liebsten wäre ich in Tränen ausgebrochen. Es war so lange her, so viele Jahre, und doch war er hier. Grieve … es ist

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