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Das dunkle Volk: Mondschein: Roman (German Edition)

Das dunkle Volk: Mondschein: Roman (German Edition)

Titel: Das dunkle Volk: Mondschein: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmine Galenorn
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Grieve. Und Chatter stand neben ihm, beide genauso umwerfend und faszinierend, wie ich sie in Erinnerung hatte.
    Grieve und Chatter hatten olivfarbene Haut und schräge Augen, und ihr Kinn war spitz und schmal, als hätte man Haut und Gewebe straff um den Kopf gezogen. Grieve hatte dichtes platinblondes Haar, das wellig über seinen Rücken fiel, während Chatter, der etwas Stämmigere der beiden, sein rabenschwarzes Haar zu einem Pferdeschwanz zusammengefasst hatte. Sie trugen enge, gut sitzende Camo-Jeans und lange Staubmäntel.
    Aber etwas war anders. Während Chatters Augen noch immer hellblau in der Farbe der Kornblumen leuchteten, hatten sich Grieves Augen verändert. Sie waren dunkel geworden – nichts Weißes war mehr zu sehen, auch keine Pupillen, die Iris war ein glänzender Kreis aus Ebenholz. Doch anders als bei Vampiren, bei denen nur tintige Schwärze zu sehen war, funkelten in Grieves Augen weiße Sterne. Wie bei der Frau in Rhiannons Vision.
    »Grieve, was ist mit dir geschehen?« Mein Flüstern durchschnitt die Stille, und mein Herz pochte noch immer zu laut in meiner Brust. Als ich einen Schritt auf ihn zugehen wollte, zischte Ulean in mein Ohr, um mich aufzuhalten.
    Sei auf der Hut, sei vorsichtig.
    Ich hielt inne, stimmte mich auf die Frequenz der Energie ein und taumelte. Grieve hatte etwas an sich, an das ich mich nicht erinnerte, eine spürbare Arroganz. Chatter weniger. Aber Grieve schien wachsam, fast schon feindselig.
    Ich hielt den Atem an. Am liebsten hätte ich mich in seine Arme geworfen, beherrschte mich aber und nickte beiden nur leicht zu. Gib dich locker. Bleib zunächst an der Oberfläche.
    »Ich bin wieder da, Jungs, ich bin zu Hause. Und bleibe. Habt ihr mich vermisst?«
    Chatter brach zuerst das Schweigen. Er streckte mir die Arme entgegen und zog mich an sich.
    »Cicely, Liebes. Natürlich haben wir dich vermisst. Der Wind hat uns geflüstert, dass du wieder zurück bist.« Er roch nach Gras und Himbeeren, und seine Umarmung war wie frische Bettwäsche in einer kalten Nacht.
    »Aber du solltest nicht hier sein. Nicht jetzt. Du musst den Wald verlassen«, flüsterte er so leise, dass ich den Eindruck hatte, nicht einmal Grieve konnte ihn hören. »Bevor die Dunkelheit kommt, solltest du zu deiner eigenen Sicherheit von hier verschwinden.«
    Ich trat einen Schritt zurück, um ihm in die Augen zu schauen. Er wirkte angstvoll.
    »Chatter, du hast mir gefehlt.« Ich wandte mich zu Grieve um und zögerte, bevor ich weitersprach. »Und du auch.« Bitte, o bitte, weise mich nicht zurück.
    Aber Grieve kam mir weder entgegen, noch breitete er die Arme aus, wie Chatter es getan hatte. »Du bist also zurück.« Ein Hauch Misstrauen lag in seiner Stimme, er wirkte verärgert. »Ich dachte, du wärst fertig mit mir. Mit New Forest. Das hast du beim letzten Mal jedenfalls gesagt.«
    »Das habe ich wohl verdient«, gab ich zurück, gekränkt, obwohl mir klar war, dass er ein Recht darauf hatte, wütend zu sein. Ich bohrte die Schuhspitze in den Boden. »Bist du denn so unglücklich, mich zu sehen?«
    Er trat einen Schritt zurück und schüttelte den Kopf. »Du musst gehen. Du musst aus dem Wald verschwinden. Sofort. Und halte dich vor allem bei Nacht fern.« Doch während er mich betrachtete, erhellte sich sein Gesicht, und seine Zungenspitze erschien und leckte sich einen Mundwinkel.
    Ich war verwirrt und wusste nicht, was ich davon halten sollte, aber mein Körper übernahm, und Lust stieg in mir auf, als ich sah, wie seine vollen Lippen sich zur Andeutung eines Lächelns verzogen. Allein sein Anblick weckte in mir das Bedürfnis, nach ihm zu greifen und … Berühre mich, nimm mich, fühle mich, halte mich. Mein Wolf stieß ein tiefes, hungriges Knurren aus.
    Grieve hatte sich vor Jahren in mein Herz eingepflanzt, und die Wurzeln waren stark. Seine Zurückweisung tat mir weh, obwohl ich wusste, dass ich die Schuld daran selbst trug.
    »Wenn ich so unwillkommen bin, warum sorgst du dich dann um mich?« Ich verschränkte die Arme. »Du weißt, dass ich ganz gut auf mich selbst aufpassen kann.«
    »Du bist diejenige, die sich sorgen sollte, Cicely«, sagte Grieve und verengte die Augen zu Schlitzen. Der Wind trug die Andeutung einer Drohung heran, und ich musterte ihn wachsam. O ja, und wie Grieve sich verändert hatte!
    Zeig niemals Furcht, wenn du nicht sicher bist, ob du es mit Freund oder Feind zu tun hast. Lektion Nummer neunundzwanzig von Onkel Brody, einem alten Schwarzen in dem

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