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Das dunkle Volk: Mondschein: Roman (German Edition)

Das dunkle Volk: Mondschein: Roman (German Edition)

Titel: Das dunkle Volk: Mondschein: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmine Galenorn
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Aue, Neffe von Lainule, der Königin. Chatter war sein Cousin, doch nicht von Adel. Grieve hatte immer schon gern das Sagen gehabt, war aber dabei stets fair geblieben. Nun umgab ihn eine Aura gesteigerter Autorität, die mich nervös machte. Und Chatter, der stets jovial gewesen war, warf ständig hastige Blicke über die Schulter und erinnerte mich an einen geprügelten Hund.
    »Leute sind tot, das wisst ihr, nicht wahr? Die Mitglieder der Dreizehn-Monde-Gesellschaft sterben oder verschwinden. Marta hat man die Kehle herausgerissen. Und Heather, meine Tante, wird vermisst.« Während ich sprach, zwang ich mich, Grieve unverwandt anzusehen.
    Chatter warf Grieve einen Blick zu, doch der schüttelte nur den Kopf.
    Nach einem Moment des Schweigens hob Grieve wieder an. »Ich werde dir jetzt etwas sagen, und zwar nur dieses eine Mal. Und ich tue es nur, weil ich dich einmal geliebt habe. Sag deiner Cousine, dass es in ihrem eigenen Interesse ist, wenn ihr verschwindet. Verlasst die Stadt. Dieser Wald – ganz New Forest – wird nun von Myst, Fürstin der Verwüstung, Königin des Indigo-Hofs, beherrscht. Jedes Wissen, das darüber hinausgeht, wird dir nicht bekommen.«
    Weil ich dich einmal geliebt habe. Ich schwankte, aber ich versuchte, die Fassung zu bewahren. Ich hatte geahnt, dass er wahrscheinlich nicht auf mich warten würde, aber es bestätigt zu wissen traf mich wie ein Fausthieb in die Eingeweide. Und dann wurde mir bewusst, dass er vom Indigo-Hof gesprochen hatte, und mir wurde eiskalt. Was hatte Grieve mit Rhiannons Vision zu tun?
    »Grieve, ich werde bleiben. Du hast mir gefehlt. Und ich brauche deine Hilfe.«
    »Wenn du bleibst, bekommst du etwas Schlimmeres als meine Hilfe«, verspottete er mich.
    Tränen brannten in meinen Augen, aber ich wischte sie wütend weg. Er würde mich nicht zum Weinen bringen. »Willst du mir drohen?«
    »Sieh es, wie du willst.«
    Ich ließ mich vom Stamm gleiten und klopfte mir die Hände an meiner Jeans ab. »Unsere Wurzeln sind hier. Meine Tante ist hier zu Hause. Sie ist ein Mitglied der Gesellschaft.« Impulsiv fügte ich hinzu: »Was muss ich denn tun, damit du mir hilfst? Soll ich betteln? Weinen? Für sie tue ich es – ich werde vor dir auf die Knie gehen und dich um Verzeihung bitten.«
    Grieves Augen blitzten auf, und wieder packte er meinen Arm. »Fordere mich nicht heraus, Cicely. Das wird dir nicht bekommen.«
    Das Gewicht seiner Hand auf meinem Körper war wie Feuer.
    Wütend und gedemütigt versuchte ich, mich von ihm loszumachen. »Und du, gängle mich nicht! Ich bin zäher, als du denkst, und ich lasse mir nichts gefallen.«
    Grieve war mir gefährlich nahe gekommen. Ja, ich hatte tatsächlich Angst vor ihm, aber ich wusste, dass ich es ihm nicht zeigen durfte. Dieser neue Grieve erschreckte mich, und doch, bei aller Härte und Wildheit, die er ausstrahlte, spürte ich auch immer noch seinen für ihn typischen Starrsinn, der mit der neuen Energie, woher sie auch stammen mochte, untrennbar verschmolzen war. Ich wollte ihn in Rage bringen, wollte ihm den Fehdehandschuh hinwerfen. Der Wolf auf meinem Bauch knurrte, aber ob er warnen wollte oder provozieren, wusste ich nicht, und im Augenblick interessierte es mich auch nicht.
    »Hör mir zu, und zwar genau. Wenn du dich unbedingt kindisch verhalten und bleiben willst, dann kann ich dir nicht helfen. Und vielleicht würde ich sogar …« Er ließ den Satz verklingen.
    »Was würdest du?«
    »Du bist schön und stark«, sagte er mit rauchiger Stimme. »Deine Energie spricht mich immer noch an …« Sein Mund war dicht an meinem Ohr, und seine Zunge schoss heraus, um meinen Hals zu kitzeln. Ich konnte nicht anders. Ich presste mich an ihn.
    Er griff mir ins Haar und hielt mich fest. »Du weißt, was die Männer des Indigo-Hofs mit schönen Frauen machen, nicht wahr?«, flüsterte er. »Du willst nur zu gern herausfinden, wie sehr ich mich verändert habe, ist es nicht so, Cicely? Ich könnte dir zeigen, was es bedeutet, Geliebte eines dunklen Fürsten zu sein.«
    »Ich weigere mich, dein Spiel mitzuspielen«, erwiderte ich ebenfalls flüsternd. »Du machst mir keine Angst.«
    Nur noch ein winziges Stück näher, und er würde mich küssen. Und als Grieve seine Lippen an meinen Hals legte, nahm ich einen seltsamen Geruch wahr. Staub und frostige Nächte unter dem herbstlichen Himmel. Felder, zu Asche niedergebrannt, Moschus. Der metallische Hauch von Blut. Ein modriger, ursprünglicher Geruch, der mir

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