Das Dunkle
Tornados aus.“
„Staubteufel sind auch so was wie Tornados. Allerdings sehr schwache. Als ich gerade erst hier angekommen war, bin ich oft in die Wüste geflogen und habe mich mitten in sie hineingestellt.“
„Hm.“ Jessica entdeckte Pappbecher und eine Seite aus einer Zeitung, die in dem Wirbel schwebten. „Sieht eigentlich eher nach einem Müllteufel aus.“
„Hier in der Nähe der Stadt vielleicht. Aber nicht draußen in der Wüste. Reiner Oklahomastaub.“
„Hört sich … staubig an.“ Jessica sah nach oben. Der finstere Mond war hinter den Wolkenfetzen gerade noch sichtbar.
Sie seufzte. Die Mitternachtsstunde war schon bald wieder vorüber.
Sie saßen an der Kante des Schildes und ließen die Beine über dem gefährlichen Abgrund baumeln. Als sie sich mit einem Arm bei Jonathan unterhakte, floss seine Leichtigkeit wieder zu ihr herüber und der Abstand zum Boden schien weniger schrecklich.
Noch ein herrlicher Blick , dachte sie. Der Highway nach Tulsa erstreckte sich vor ihnen, mit Zugmaschinen gesprenkelt, deren Fahrer sich die Nacht um die Ohren schlugen. Sie sah eine weitere Eule hoch über ihnen, die auf den Luftströmen des Staubteufels balancierte.
Jessica presste ihre Schulter an Jonathan, und ihr fiel auf, dass sie sich heute Nacht erst einmal geküsst hatten.
„Vielleicht sollten wir über den Physiktest reden“, sagte er.
„Ach ja. Unbedingt.“ Sie sah ihn mit zusammengekniffenen Augen an. „Du magst Physik wirklich, oder?“
„Warum auch nicht?“ Er zog einen Schokoriegel aus seiner Tasche und verschlang ihn in Nullkommanichts. Jonathan wurde vom Fliegen hungrig. Jonathan wurde hungrig, wenn er nur einatmete.
Jessica seufzte. „Na, die ganzen Formeln, die man sich merken muss, massenweise Hausaufgaben.“
„Stimmt, aber Physik gibt Antworten auf alle wichtigen Fragen.“
„Welche zum Beispiel?“
„Die hier zum Beispiel: Was passiert, wenn man in einem Auto mit Lichtgeschwindigkeit fährt und das Fernlicht einschaltet?“
Jessica schüttelte den Kopf. „Stimmt, wie konnte ich überleben, obwohl ich das nicht weiß?“ Sie runzelte die Stirn.
„Und ich hab nur noch drei Monate bis zum Führerschein.
Meinst du, die kommt auf dem Fragebogen vor?“
Jonathan lachte. „Du weißt, was ich meine. Physik steckt voll mit solchen verrückten Sachen, ist aber trotzdem real. “
„Mit dir schon.“ Jessica zog seine Hand an ihre Lippen.
„Hier in der Mitternacht.“
Sie dachte an den Vierteldollar, der in ihrem Zimmer in der Luft schwebte, und lächelte. „Hier kommt eine Physikfrage für dich, Jonathan. Wenn du eine Münze in die Luft schnippst, bleibt sie dann oben am höchsten Punkt einen Moment stehen oder nicht?“
„Das ist einfach: Nein.“ Er hörte sich absolut sicher an, sehr zu ihrem Ärger.
„Warum nicht?“
„Weil wir auf der Erde sind, die auf einer Umlaufbahn die Sonne umkreist, und die Sonne bewegt sich durchs All mit ungefähr sechshundert Metern pro …“
„Halt, stopp.“ Sie seufzte. „Also gut, sagen wir, die Erde und all die anderen Sachen würden sich nicht drehen. Würde die Münze dann am höchsten Punkt anhalten?“
„Nein“, sagte er, ohne zu zögern, und starrte in den Wirbel des Staubteufels, als ob er dort die Antwort gefunden hätte.
„Die Münze würde sich um ihre eigene Achse drehen und vermutlich in einem Bogen bewegen.“
„Diese Münze nicht“, sagte Jessica bestimmt. „Sie fliegt senkrecht hoch und runter und dreht sich nicht. Ganz oben gibt es also einen Punkt, an dem sie sich nicht bewegt, richtig?“
„Falsch.“
„Warum zum Teufel nicht?“
Jonathan sagte mit entnervender Sicherheit: „Nun, es gibt ganz oben einen Punkt, an dem der Vektor der Münze null ist.
Wo die Schwerkraft die Aufwärtsbewegung ausgleicht.“
„Also bewegt sie sich nicht.“
Er schüttelte seinen Kopf. „Nein. Die Münze fliegt hoch und im nächsten Moment wieder runter. Null Zeit vergeht, während sie sich nicht bewegt, also bewegt sie sich immer.“
Jessica stöhnte. „Physik! Manchmal denke ich, die Darklinge haben den richtigen Plan. Diese ganzen neuen Ideen machen einem bloß das Hirn kaputt. Jedenfalls hast du nicht recht. Die Münze hält an.“
„Nein, tut sie nicht.“
Sie griff nach seiner Hand und zog ihn auf die Füße.
„Komm mit in mein Zimmer. Ich werde es dir beweisen.“
Er sah sie stirnrunzelnd an. „Was ist mit …?“
Sie zog ihn dichter an sich heran und küsste ihn. „Jetzt komm
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