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Das Dunkle

Das Dunkle

Titel: Das Dunkle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Westerfeld
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Jess.“
    Sie blieb einfach stehen, sodass er über den Rasen auf sie zukommen musste. Seine Schritte hoben ihn in weichen Bögen vom Boden ab, etwa wie einen Astronauten, der auf dem Mond entlangspaziert.
    „Was ist los?“
    „Nichts. Ich sehe dir bloß beim Gehen zu.“
    Er verdrehte die Augen. „Das ist härter, als es aussieht, weißt du. Ich fliege lieber.“
    „Ich auch.“ Mit den Armen am Körper beugte sie sich vorsichtig vor und schloss die Augen. Als ihre Lippen seine berührten, verließ die Schwerkraft Jessicas Körper, und eine bekannte Leichtigkeit durchströmte sie.

    Sie entzog sich und seufzte, als ihre Turnschuhe ins Gras zurücksanken.
    Seine langen, dunklen Wimpern blinzelten. „Du hast seltsame Laune.“
    Jessica zuckte mit den Schultern. „Ich bin einfach nur …“
    Sie sah sich um, ihr Blick streifte die sanft leuchtenden Häuser, den leeren Himmel. „Das alles scheint sicher, endlich.“
    „Verstehe. Also brauchst du mich nicht mehr, um dich zu beschützen?“
    Sie wirbelte zu Jonathan herum. Jetzt grinste er breit.
    „Kann schon sein.“ Sie tätschelte Demonstration noch einmal. „Wir müssen aber für diesen Physiktest büffeln.“
    Er streckte seine Hand aus. Jessica ergriff sie, und die Leichtigkeit durchströmte sie wieder.

    Fliegen mit Jonathan war für Jessica fast so selbstverständlich wie Atmen geworden. Sie redeten kaum, einigten sich über ihre Richtung, indem sie auf ein freies Stück Straße deuteten. Kurz vor jedem Sprung packte Jess mit ihrer rechten Hand seine linke fester. Sie liebte es, die Welt so wie er zu sehen, vom höchsten Punkt ihrer Flugbahn nach unten blickend, auf Bixbys Netz aus staubigen Straßen und herbstlich ausgedünnten Rasenflächen, mit seinen erstarrten Autos und den dunklen Häusern.
    Heute Nacht wandten sie sich nicht Richtung Innenstadt.
    Sie zog ihn auf verschlungenen Pfaden am Rande von Bixby entlang. Sie sprach es nicht aus, aber Jessica wollte testen, wie nahe sie den Badlands kommen durfte, ohne Aufmerksamkeit zu erregen. Seit sie ihr Talent entdeckt hatte (das längst nicht so wunderbar wie Jonathans war, aber wesentlich eindrucksvoller), hatte sich keins der Wesen, die in der erstarrten Zeit lebten, an sie herangewagt.

    Die Badlands konnte man von hier aus sehen, einen dunklen Flecken, der sich am blauen Horizont erstreckte. Noch war sie mit Jonathan allein am Himmel, von einer erstarrten Eule abgesehen, die im schweigenden Wind schwebte.
    Die Darklinge und ihre Genossen hatten immer noch große Angst vor ihr, redete sich Jessica ein.
    „Pause gefällig?“, fragte Jonathan.
    „Gerne. Gleich.“
    Das Fliegen war harte Arbeit. Mit aller Kraft musste sie wieder und wieder abspringen, sich mit allen Sinnen den seltsamen Gesetzen von Jonathans Mitternachtsschwerkraft anpassen. In Physik hatten sie gerade die drei Newtonschen Gesetze der Bewegung durchgenommen. Jessica hatte vier eigene aufgestellt.
    Eins: Spring gleichzeitig mit Jonathan. Sonst kommst du ins Trudeln.
    Zwei: Stoß dich nach vorn ab, nicht steil nach oben. Du willst irgendwo hinkommen, nicht in der Luft rumhängen.
    Drei: Glatt ist gut. Versuche auf Dächern, Parkplätzen und Straßen zu landen. Zierrasen kann schmerzhaft sein.
    Vier: Lass Jonathans Hand niemals los. (Diese Regel hatte sie auf die harte Tour gelernt. Zwei Wochen danach wurden die Schrammen an Knien und Ellenbogen allmählich blasser.)
    „Wie wäre es da oben?“ Jonathan zeigte auf ein Tankstellenschild, das hoch über der Autobahn schwebte. Der Blick war nach allen Seiten frei, Überraschungsangriffe ausgeschlossen.
    „Perfekt.“
    Sie landeten auf dem Dach der Tankstelle, stießen sich dann im großen Winkel ab und flogen aufwärts bis zur Kante des unbeleuchteten Schildes, wo sie mit den Füßen weich auf dem rostigen Metall landeten. Als Jonathan Jessicas Hand losließ, wurde sie von ihrem normalen Gewicht nach unten gedrückt.
    Sie schluckte und suchte mit den Füßen festen Halt. Mit der Schwerkraft kehrte auch die Höhenangst zurück.
    Etwas Seltsames fiel Jessica ins Auge. Verschwommen sah sie auf dem freien Feld hinter der Tankstelle eine Nebelsäule aus dem Gestrüpp aufragen.
    „He, was ist das denn?“
    Jonathan kicherte. „Das ist Oklahomas leibhaftiger Staubteufel.“
    Jessica versuchte, mehr in der Dunkelheit zu erkennen.
    Reglose, schimmernde Fragmente waren über die Erscheinung verteilt, schwebten in einem verschwommenen, gedrungenen Turm aus Blau. „Es sieht wie der Geist eines

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