Das Echo aller Furcht
fahl, dunkle Ringe umgaben seine Augen. Fowlers sonst immer sorgfältig gekämmtes Haar war zerzaust. »Ryan, haben Sie die Kerle?«
»Ja, Sir. Zwei unserer Agenten schnappten sie in Mexico City: Ismael Kati und Ibrahim Ghosn. Wer Kati ist, wissen Sie ja; ihn suchen wir schon seit Jahren. Er war an dem Bombenanschlag auf die Marines in Beirut beteiligt und hat alle möglichen anderen Aktionen inszeniert, darunter zwei Flugzeugentführungen und weitere Terroranschläge, vorwiegend in Israel. Ghosn gehört zu seiner Organisation und ist anscheinend Ingenieur. Irgendwie gelang es ihnen, die Bombe zu bauen.«
»Wer finanzierte das?« fragte der Präsident.
»Wir – das heißt, unsere Leute – mußten das mit Gewalt aus ihnen herausholen. Sir, das ist streng genommen illegal -«
Nun kam wieder Leben in Fowlers Augen. »Ich vergebe ihnen! Weiter!«
»Sir, sie sagten aus, die Operation sei von Ajatollah Mahmoud Hadschi Darjaei finanziert und unterstützt worden.«
»Iran.« Das war keine Frage, sondern eine Feststellung. Fowlers Augen begannen wieder zu glänzen.
»Korrekt. Wie Sie wissen, ist der Iran über den Ausgang des Golfkrieges nicht gerade begeistert. Unseren Agenten zufolge sagten die Terroristen folgendes aus:
Der Plan sah zwei Operationen vor, die Bombe in Denver und den Zwischenfall in Berlin. Beteiligt war auch Günther Bock, ehemals RAF, dessen Frau im vergangenen Jahr in Deutschland verhaftet wurde und sich später im Gefängnis erhängte. Die Absicht war, uns und die Russen in einen nuklearen Schlagabtausch zu treiben oder zumindest unsere Beziehungen so zu vergiften, daß die Golfregion wieder ins Chaos zurückverfiele. Angeblich glaubt Darjaei, dies sei den Interessen des Irans förderlich.«
»Wo hatten sie die Waffe her?«
»Sie behaupten, es sei eine israelische Bombe gewesen, die offenbar 1973 verlorenging. Wir müssen das noch mit den Israelis abklären, aber ich halte es für plausibel. Das Plutonium stammte aus der Anlage Savannah River, wo vor einigen Jahren eine große Menge spaltbaren Materials abhanden kam. Wir vermuteten schon immer, daß die erste Generation der israelischen Kernwaffen mit dem von dort beschafften Material hergestellt wurde.«
Fowler stand auf. »Sie sagen, daß dieser verfluchte Mullah dahintersteckte? Daß ihm hunderttausend tote Amerikaner nicht genügten? Daß er einen Atomkrieg vom Zaun brechen wollte?«
»So lauten unsere Informationen, Sir.«
»Wo ist der Kerl?«
»Mr. President, wir wissen allerhand über ihn. Er unterstützte mehrere terroristische Gruppen. Er war die lauteste islamische Stimme gegen das Vatikan-Abkommen, verlor aber viel an Prestige, als es Wirkung zu zeitigen begann, und das verbesserte nicht gerade seine Laune. Er lebt in Ghom im Iran. Seine Fraktion hat an Macht eingebüßt, und es gab bereits einen Anschlag auf ihn.«
»Halten Sie die Aussagen für plausibel?«
»Jawohl, Mr. President.«
»Glauben Sie, daß Darjaei zu so etwas fähig ist?«
»Unter Berücksichtigung seiner bisherigen Aktionen – ja.«
»Und er wohnt in Ghom?«
»Korrekt. Ghom ist ein Wallfahrtsziel der Schiiten mit über 100000 Einwohnern. Die exakte Zahl kenne ich nicht.«
»Und wo wohnt er genau?«
»Das ist das Problem. Seit er im letzten Jahr beinahe einem Attentat zum Opfer fiel, wechselt er täglich das Quartier. Allerdings bewegt er sich nur innerhalb eines bestimmten Stadtviertels. Eine genauere Position kann ich Ihnen nur mit einer Toleranz von plusminus einer Meile oder so geben.«
»Und er ist wirklich verantwortlich?«
»Unseren besten Daten zufolge sieht es so aus, Mr. President.«
»Aber Sie können ihn nicht punktgenau lokalisieren.«
»So ist es, Sir.«
Darüber dachte Fowler einige Sekunden lang nach, und als er wieder sprach, erstarrte Ryan das Blut in den Adern.
»Das ist genau genug.«
PRÄSIDENT NARMONOW:
WIR HABEN DIE TERRORISTEN FESTGENOMMEN UND DEN UMFANG DER OPERATION FESTGESTELLT...
»Kann das möglich sein?«
»Ich würde sagen, ja«, erwiderte Golowko. »Darjaei ist ein Fanatiker, der die Amerikaner abgrundtief haßt.«
»Diese Barbaren versuchten, uns ...«
»Überlassen Sie das den Amerikanern«, riet Golowko. »Sie sind diejenigen, die die schwersten Verluste erlitten haben.«
»Sie wissen, was Fowler vorhat?«
»Jawohl, Genosse Präsident, so gut wie Sie.«
PRÄSIDENT FOWLER:
BIS DIE BEWEISE UNTERSUCHT SIND, AKZEPTIERE ICH IHRE LETZTE NACHRICHT ALS DEN TATSACHEN ENTSPRECHEND. WIR WOLLEN MIT
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