Das Echo der Flüsterer
Ich glaube, du hast Recht. Wir beide werden immer zusammenbleiben, egal was auch passiert.«
NACHWORT
Es ist schon seltsam. Als die Idee zum Echo der Flüsterer im Frühjahr 1997 in meinem Kopf zu reifen begann, hatte ich noch keine Ahnung, wie brisant der geschichtliche Hintergrund des Romans war. Im Untertitel seines Buches Dreizehn Tage erinnert Robert Kennedy an die Kubakrise 1962 als an eine Zeit, in der »die Welt beinahe unterging«. Am 4. Februar 1998 warnte der russische Präsident Boris Nikolaijewitsch Jelzin erneut vor einem dritten Weltkrieg. Er spielte damit auf die starre Haltung der Vereinigten Staaten im Irak-Konflikt an und erwähnte, heute könnten bereits äußerst unberechenbare Gruppen im Besitz von Atomwaffen sein. Drei Monate später zündete Indien einen nuklearen Sprengsatz. Pakistan folgte dem Beispiel des ungeliebten Nachbarn nur wenige Tage danach. Wie wenig sich doch seit dem Herbst 1962 geändert hat!
Schon im Januar 1998 berichteten die Medien ausgiebig von US-Präsidenten William (»Bill«) Jefferson Clinton und dessen Leidenschaft für ihm nicht angetraute Frauen. Angesichts all dieser verblüffenden Parallelen zu JFK stellte ein deutsches Boulevardblatt sinnigerweise die Frage, ob Clinton nicht eine Reinkarnation John F. Kennedys sein könnte.
Natürlich wissen es die Leser meines Buches besser: Die Malkits schlafen nicht. Obwohl deren Flüstererhöhle noch immer nicht wieder voll funktionsfähig ist, haben sie die Menschen doch lange genug mit ihren intriganten Parolen beschwatzt. Das Resultat können wir täglich sehen: Fremdenhass und Nationalismus, Ignoranz und Intoleranz, leichtfertiger Glaube an die Allwissenheit der Medien und der fatale Hang, lieber mit dem Strom zu schwimmen als dagegen anzukämpfen, sind nur einige der Blüten, die heute greller wuchern als zu irgendeiner anderen Zeit in der Geschichte.
Mit dem vorliegenden Roman möchte ich ein wenig mehr zum Nachdenken über das Drumherum unseres Lebens anregen und damit der nur allzu menschlichen Neigung entgegenwirken, einfach immer nur die bequemste Erklärung zu favorisieren. Menschen, die ab und zu innehalten, um sich ihres eigenen Willens bewusst zu werden, ecken zwar hier und da an… Aber wie sagte doch Christian Friedrich Hebbel so schön: »Es ist jedenfalls besser, ein eckiges Etwas zu sein als ein rundes Nichts.«
Das Echo der Flüsterer soll kein Geschichtsbuch zum Thema »Kubakrise« sein. Wäre das mein Ziel gewesen, hätte ich auf zahlreiche weitere Einzelheiten eingehen müssen, auf die ich im Laufe meiner Recherchen gestoßen bin. So aber dominiert die fiktive Handlung. Dennoch habe ich mich bemüht sowohl die historischen als auch die übrigen Details so genau wie möglich darzustellen. Das war nicht ohne Unterstützung möglich. Als Jonas in meinem Kopf Gestalt annahm, hatte ich nicht die geringste Ahnung, wie man einen Alligator bei Laune hält. Mein Dank gebührt deshalb Prof. F. Wayne King, dem Kurator für Herpetologie am Florida Museum of Natural History, und ganz besonders auch Dr. Kent Vliet von der Zoologischen Fakultät der University of Florida. Dr. Vliet gehört zu den wenigen Menschen, die zu den Alligatoren ins Wasser steigen, ohne gleich von ihnen gefressen zu werden. Es war sehr nett von ihm, mir sein Geheimnis zu verraten. Casie Regan vom Everglades National Park danke ich für ihren infor mativen Aufsatz: Swimming with Alligators – in Florida Bay.
Die historischen Dokumente um die kubanische Raketenkrise von 1962 sind der Öffentlichkeit bis heute noch nicht vollständig zugänglich. Zahlreiche Unterlagen werden unter Hinweis auf die nationale Sicherheit der Vereinigten Staaten immer noch geheim gehalten. Dennoch hat sich viel getan, seit die ersten dreißig Jahre nach der Kubakrise verstrichen sind. Mit Dankbarkeit möchte ich die Arbeit des National Security Archive, der John F. Kennedy Presidential Library, der Gelman Library und der George Washington University erwähnen, die es mir durch die Veröffentlichung zahlreicher Fakten und vieler ehemals als geheim klassifizierter Dokumente ermöglichten, ein klareres Bild der ganzen Geschichte zu gewinnen. Erst in den letzten Jahren sind auch mehrere russische Archive dem Forscher geöffnet worden, somit konnte ich in meinem Buch auch die Seite des »Bären« gebührend darstellen.
Die heute verfügbaren Dokumente beleuchten einige Aspekte des Herbstes 1962 vollkommen neu. In meinen Schilderungen ging es mir
Weitere Kostenlose Bücher