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Das Ende - Alten, S: Ende

Das Ende - Alten, S: Ende

Titel: Das Ende - Alten, S: Ende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Alten
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und Äpfel. Einer der Besitzer des Ladens steckte sich das angezündete Ende einer Zigarre in den Mund und blies aus dem anderen Ende Rauchwolken auf die Puppe, die den Schrein ausfüllten.
    Mary trat näher heran und spürte, wie die Menge sie anstarrte; weil sie Amerikanerin war, nahm sie an. Dann hörte sie das Geflüster und schnappte ein paar wiederkehrende spanische Wörter auf.

    Pelirrojo? Rojo heißt rot … Sie starren meine Haare an.
    Sie wartete, bis eine Familie mit ihrem Gebet fertig war, dann kniete sie sich vor das Schaufenster und blickte zur Gliederpuppe der Schnitterin empor. Das lange wellige Haar der Puppe war scharlachrot, genau wie ihre eigenen Haare.
    Sie nahm ein Bündel Hundert-Dollar-Noten aus ihrer Tasche und drehte sich dann zu einer kleinen korpulenten Mexikanerin um, deren dunkles Haar sich durch einen weißen »Stinktierschwanz« auszeichnete. »Ich habe ein Anliegen für die Heilige. Wie trage ich es am besten vor?«
    »Kommen Sie mit mir, Señorita .« Enriqueta Romero führte Mary durch ihren Laden zu einem Vorratsraum hinter dem Haus. »Sie sind Amerikanerin, ja?«
    »Ja.«
    »Dann sind Sie einen langen Weg gereist, um hier an diesem Allerheiligsten zu sein. Die Dünne hat heute Abend die gleiche Haarfarbe wie Sie, das ist kein Zufall. Sie werden demnächst zu einer ganz besonderen Reise aufbrechen. Habe ich recht?«
    »Der Mann in meinem Leben – ich muss wissen, ob er mich wirklich begehrt. Ich bin schon einmal verlassen worden …«
    »… und Sie wollen nicht noch einmal verlassen werden. Diesbezüglich kann La Santisima Muerte helfen. Dafür müssen Sie eine Statue kaufen. Zu der Statue gehört eine siebenfach geknotete Schnur. Bestreichen Sie die Schnur mit dem Samen Ihres Geliebten, legen Sie sie dem dünnen Mädchen in der Einkerbung um den Hals, sprechen Sie dann in neun aufeinanderfolgenden Nächten das Ejakulationsgebet. Die Heilige wird die Absichten im Herzen Ihres Mannes deutlich machen.«

    »Und wenn er mich anlügt?«
    »Dann wird die Heilige auf ihn warten – in der Hölle.«
     
     
    176 Johnson Street
Brooklyn, New York
20:12 Uhr
     
    Erbaut im Jahr 1929, war das achtstöckige Sechstausend-Quadratmeter-Gebäude ursprünglich eine Spielzeugfabrik gewesen, deren Verkaufsschlager das erste elektrische Fußballspiel gewesen war. Heute besaßen die Toy Factory Lofts Dreieinhalb-Meter-Decken und zweieinhalb Meter hohe Fenster von Wand zu Wand.
    Doug Nelson folgte seiner Frau und dem Hausverwalter widerwillig den Flur in der vierten Etage hinunter zur letzten Tür auf der rechten Seite. »Ziemlich ungewöhnlich, dass ein Vermieter ein Apartment so lange für einen Soldaten verfügbar hält.«
    Joe Eddy Brown, den Bewohnern der Lofts als »Brown Man« bekannt, fummelte herum, um den richtigen Schlüssel zu finden. »Die meisten dieser Apartments sind Eigentumswohnungen. Mr. Shepherd hat seine 2001 gekauft. Und bar bezahlt.«
    »Was ist mit seiner Exfrau? Kommt sie jemals vorbei? «
    Brown hielt einen Moment inne, bevor er den Hauptschlüssel ins Schloss steckte, während er sich mit einer wettergegerbten Handfläche über seinen sauber rasierten Schädel fuhr. »Hab die Gnädigste ’ne Weile nicht gesehen hier in der Gegend. Verdammte Schande, sie sah gut aus. Ach, na ja, wissen Sie, ich sage immer, besser geliebt und verloren als überhaupt nie geliebt.«

    »Eigentlich hat Tennyson das gesagt«, erwiderte Doug. »Und der Mann verbrachte den größten Teil seines Lebens mittellos und endete in einem Sanatorium.«
    Leigh warf ihrem Mann einen strafenden Blick zu.
    Das Loft war klein und bestand aus einem 55-Quadratmeter-Wohnbereich, einem Badezimmer und mehreren großen Wandschränken. Von einer modernen Küche hatte man einen Blick auf die Williamsburg Bridge. Das französische Bett stand in einer Ecke des Raumes, die Matratze lag auf dem Boden, Bettdecken und Laken waren ungemacht. Die Wände waren vollkommen schmucklos, es gab weder Fotografien noch Kunstwerke – als ob der Besitzer die Wohnung bewohnt, sie aber nie sein Zuhause genannt hatte.
    »Ich weiß, was Sie denken: Es gibt nicht viel anzusehen. Mr. Shepherd – er verbrachte seine Tage größtenteils damit, durch die Straßen zu irren. Er kam immer spätabends nach Hause, öfter betrunken. Hab ihn mehr als einmal bewusstlos auf der Treppe vorm Haus gefunden. Wir dulden diese Art Verhalten in Brown Town nicht, aber da er ein Kriegsheld war, hab ich’s irgendwie durchgehen lassen. Wenn er vorhat, wieder

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