Das Ende - Alten, S: Ende
Eindämmungsmaßnahmen überwunden werden.«
»Admiral Willick?«
Steven Willick, Vorsitzender der Vereinigten Stabschefs, erschien auf dem Bildschirm. »Ich stimme mit General Folino überein. Nach Lage der Dinge sind unsere größte Sorge im Moment die hunderttausend Pendler, die in dem lahmgelegten Verkehr auf den Brücken und in den Tunnels von Manhattan feststecken. Wenn diese Herde in Panik gerät, stehen wir vor einem Massenexodus von Fahrzeugen, der unsere Postenketten überrollen wird. Sollte das passieren, bringen wir die Brücken zum Einsturz. Dann sind da noch die Fluchtwege über den Hudson, den Harlem und East River. Wir patrouillieren an den Uferlinien der Bronx und von Queens, und wir behandeln Roosevelt Island als Teil von Manhattan. Zwei weitere Küstenwachboote sind unterwegs, um die Wasserwege zu bewachen, zusammen mit einer Frachtmaschine, die mit unseren neuesten Luftkampfdrohnen beladen ist. Im Augenblick muss der Bürgermeister uns ausreichend Zeit verschaffen, damit wir unsere Einheiten in Stellung bringen können.«
»Wie viel Zeit brauchen Sie?«
»Zwei Stunden.«
Der Präsident massierte seine Schläfen und schloss die Augen, um nachzudenken. »Verbinden Sie mich mit Bürgermeister Kushner.«
Sunshine Cinema
Lower Manhattan, New York
14:47 Uhr
Shelby Morrison bediente sich aus dem Popcorneimer, der auf ihrem Schoß thronte. Ihre Freundin Jamie simste in dem dunklen Kinosaal. »Brent Tripp hat mich gerade eingeladen. «
»Der Stoppelkopf aus Georgia?«
»Er ist süß.«
»Shh!« Eine korpulente Frau zwei Reihen weiter hinten sah sie verärgert an.
Shelby senkte ihre Stimme. »Der ist doch Pfadfinder oder so was.«
»Eagle Scout. Na und? Der Typ ist cool. Er meint, er will Filmemacher werden.«
»Im Ernst?«
»Shh!«
»Ach, seien Sie selber still!« Shelby griff sich noch eine Handvoll Popcorn – und schrie auf, während sie beide Füße auf ihren Sitz zog. »Jamie, irgendwas ist gerade über meinen Fuß gerannt!«
»Ein Hund?«
»Ich glaube, es war eine Ratte.«
»Oh mein Gott.« Jamie Rumson zog ebenfalls die Füße hoch und sah nach unten, als eine kiloschwere Hausratte ihr Bein hochhuschte!
»Ahhh! Ahh!« Der von Entsetzen gepackte Teenager nahm den Popcorneimer und klatschte das Vieh in die
nächste Reihe, während eine Armee von Hausratten den Fußboden entlang und über die Sitze huschte und Wellen schreiender Kinobesucher auf den Gang hasten ließ.
»Lauf!« Shelby versuchte über die Sitze zu laufen, gab auf und trat auf den Rücken eines Nagers, wobei sie sich den Fuß verstauchte. Die Saalbeleuchtung ging an, und man sah die korpulente Frau, wie sie sich vor ihnen den Mittelgang hinunter mühte, während Ratten ihr hinten auf den Pelzmantel sprangen.
Jamie packte Shelbys Hand, und die beiden schoben sich durch die Menge in Richtung Leinwand auf einen Schimmer Tageslicht zu, der durch die offene Ausgangstür fiel. Von allen Seiten drängten Körper heran. Eingezwängt zwischen Wänden aus menschlichen Leibern, schlurften sie blind weiter, griffen hierhin und dorthin, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren, und beteten, nicht hinzufallen. Auf das graue Tageslicht folgte eine kalte Dezember-Bö, und im nächsten Moment standen sie in einer Gasse, wo sie an einem Müllcontainer vorbeihasteten, der von Plastik-Müllsäcken und einem Obdachlosen überquoll. Der Mann krümmte sich auf seiner Seite. Er war betrunken und redete wirres Zeug. Ein Dutzend Ratten strömte über seine zerlumpten Kleider und machte sich über sein Fleisch her.
Ununterbrochen schreiend, rannten die Teenager durch die Gasse und folgten der sich verlaufenden Menge über die Houston Street, wo sie den Verkehr aufhielten.
»Oh mein Gott, oh mein Gott … Ich werde krank werden. «
»Shelby, mein Bein blutet. Ich glaube, sie hat mich gebissen. «
»Im Ernst? Oh mein Gott, Jamie, du blutest.«
»Oh mein Gott, werde ich sterben?«
»Nein, schon gut. Leute werden die ganze Zeit von Ratten gebissen. Wir waschen es lieber ab oder so, bevor du Tollwut kriegst. Komm schon.«
Chinatown, Manhattan, New York
14:51 Uhr
Manhattans Chinatown war die Heimat von mehr als 160 000 Menschen, die in einem Labyrinth enger Straßen voller Straßenverkäufer und Obst- und Gemüsegeschäfte, Fischhändler und Schmuckläden und mit über zweihundert »authentischen« chinesischen Restaurants lebten und arbeiteten. Aber zu Chinatown gehörte mehr als Dim Sum und billiges Parfüm. Eine
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