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Das Ende der Nacht: Horror-Roman (German Edition)

Das Ende der Nacht: Horror-Roman (German Edition)

Titel: Das Ende der Nacht: Horror-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nikolas Preil
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deiner Freundin.“
    Das war das Stichwort. Christina hielt ihren linken Arm nach hinten und deutete Michelle, zu ihr zu kommen. Widerwillig ging sie nun zur Tür. Michelle hoffte, er würde nicht auf ihr Gesicht achten, auf die Blessuren, die aufgeplatzten Lippen. Sie blieb hinter Christina stehen, im Schatten, wie sie hoffte, und grüßte kurz. Xaver war jünger, als sie ihn sich vorgestellt hatte, kaum dreißig, und gutaussehend. Einen Fick würdig, einen Fick bevor ich ihm das Messer in den Hals ramme.
    „Jetzt hast du geklingelt, und nun?“, fragte Christina und klang ungeduldig. Michelle fragte sich, ob ihre Freundin Ähnliches dachte. Xaver lächelte kurz.
    „In Steilshoop habe ich vorhin einen Jungen aufgelesen“, sagte er, „der hatte sich verirrt. Und jetzt ist er irgendwie verschwunden. Ich war nur kurz in unserem Haus und wollte ihn dann nach Hause fahren. Ich hatte ihn im Wagen gelassen. Als ich wiederkam, war er fort. Ich wollte nur sicher gehen, ob er nicht vielleicht bei euch geklingelt hat.“
    „Nein, hier hat kein Junge geklingelt, Onkel Xaver.“
    Michelle nickte.
    „Okay. Stört es euch, wenn ich hier draußen ein bisschen herumlaufe und nach ihm suche? Der Regen kann jede Minute wieder einsetzen. Ich muss ihn finden.“
    „Kein Problem“, sagte Christina, „wir wissen ja, dass du es bist.“
    Xaver drehte sich um, da fiel ihm noch etwas ein. Er drehte sich erneut.
    „Sind Günther und Clara schon zurück?“, fragte er.
    „Nein, die wollten heute nicht mehr zurückkommen. Nur Michelle und ich sind hier.“
    „Okay“, gab Xaver knapp zurück, „bis dann, Christina. Und viel Spaß noch.“
    „Danke“, sagten Christina und Michelle gleichzeitig. Plötzlich war wieder dieser Drang da zu lachen. Zu lachen und zu schreien. Xaver drehte sich weg und ging, ohne ein weiteres Wort zu sagen. Michelle wurde das Gefühl nicht los, dass etwas nicht stimmte. Dasselbe Gefühl, das sie bei Steven und Maik gehabt hatte, und bei sich selbst und Christina noch immer hatte. Und wenn sie darüber nachdachte, verfolgte sie dieses Gefühl, seit sie den Krankenwagen gesehen hatten.
    Christina und Michelle schauten Xaver noch kurz nach, dann schlossen sie die Tür. Für einen Moment blieben sie stehen und starrten sich an.
    „Das ging ja nochmal gut.“
    „Gut?“, fragte Michelle, „ich glaube, es ist noch nicht vorbei, Tini.“
    „Wie meinst du das?“
    „Keine Ahnung.“
    Sie gingen zurück ins Wohnzimmer und die Leiche ignorierend nahmen sie sich erst einmal Zigaretten und zündeten sie an. Als wollten sie ihren Videoabend fortsetzen, ließen sie sich auf dem Sofa nieder und starrten auf den zerstörten Fernseher. Blauer Dunst stieg über ihre Köpfe wie Michelles Gedanken von Mord.
    „Wir müssen weiter machen“, sagte Christina schließlich, als sie ihren Stummel im Aschenbecher ausdrückte, und Michelle nickte. Weitermachen, dachte sie, klingt nach einer alltäglichen Arbeit, in einem Lager vielleicht, wo Pakete von einem Regal in das nächste gebracht wurden. Als sie sich erhob, merkte sie ihre schwere Nüchternheit. Und diesen Drang, Maiks Leiche ein paar zusätzliche Hiebe zu verpassen. Einfach so, zum Spaß, das wollten sie doch an diesem Abend haben. Spaß.
    Ihren Impuls unterdrückend, trug sie zusammen mit Christina Maiks Leiche in die Küche zur Kellertür. Dort blieben sie kurz stehen, um zu verschnaufen.
    „Steven war nicht so schwer“, grunzte Christina.
    „Maik war ja auch dein Freund, Tini.“
    Sie grinsten sich an.
    „Nur noch das kleine Stück. Das schaffen wir schon. Wir können ihn ja die Kellertreppe hinunter stoßen.“
    „Eine gute Idee.“
    In diesem Moment hielten die beiden inne. Aus dem Keller drang eine Stimme an ihre Ohren, eine Kinderstimme.
    „Scheiße. Das ist wohl der Junge, nach dem Onkel Xaver sucht.“
    „Scheiße. Und die Leiche liegt einfach so im Keller herum.“
    Sie stiegen über Maiks Leiche und gingen langsam die Treppe hinab. Auf halbem Weg konnten sie nun deutlich hören, was der Junge sagte. Sie blieben stehen.
    „Der ist tot, ich weiß.“ Pause. „Nein, ich habe keine Angst, Benny. Ich habe schon Tote gesehen.“ Pause. „Das weiß ich nicht mehr.“ Pause. „Glaube ich auch.“ Pause. „Durch das Fenster kann ich aber nicht mehr steigen. Ist zu hoch.“
    Michelle sah zu Christina, die denselben verwirrten Blick trug. Langsam stiegen sie weiter hinunter, bis sie einen kleinen, blonden Jungen erblickten, der vor Stevens Leiche saß und

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