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Das Ende der Sterne wie Big Hig sie kannte

Das Ende der Sterne wie Big Hig sie kannte

Titel: Das Ende der Sterne wie Big Hig sie kannte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Heller
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einzige, und durch den Rest wurschtelte er sich mit notorischem Starrsinn. Auch eine Strategie. Er hatte mir immer den Rücken freigehalten. Ausnahmslos, ohne zu zögern. Und wie noch? Großzügig. Vor allem großzügig, oder? Hat mich nicht einmal wissen lassen, wie sehr er alles unter Kontrolle hatte. Er wusste genau, in welchem Ausmaß die Bedrohungslage sich verschärfen würde, sobald ich weg war. Vermutlich hatte er alles bis aufs letzte tödliche Grad vorausberechnet, so wie er Windgeschwindigkeit und Winkel für seine Distanzschüsse von der Plattform aus berechnete. Er wusste mit eiskalter Präzision, in welcher Gefahr er sich ohne mich und Jasper befand, und dann nur noch ohne mich, seine fliegende Alarmanlage. Ich hatte nicht bemerkt, wie tief unsere Symbiose ging. Umso gerührter war ich, als mir wieder einfiel, wie griesgrämig und dennoch kraftlos sein Widerstand gegen meine Abreise ausgefallen war. Der Korb mit den Granaten. Mir zu erzählen, ich sei seine Familie. Mir in seinen Worten eine gute Reise zu wünschen und eine sichere Heimkehr, nicht seinet-, sondern meinetwegen.
    Und all die anderen Ausflüge. Zum Jagen und zum Angeln, die meinem reinen Vergnügen gedient hatten, meinem Diensturlaub zur Psychohygiene, und die ihn einem tödlichen Risiko ausgesetzt hatten. Und er hatte mich jedes Mal ziehen lassen.
    Das hier war sein Zimmer. Irgendwie anrührend. Irgendwie seltsam.
    Ich drehte mich um. Pops auf der Schwelle ließ den Blick aus grauen Augen über die Kindermöbel schweifen, über die Waffen.
    Bangley, wie er leibt und lebt, sagte ich.
    Tja.
    Pops Augen wanderten zu den Sandsäcken am Fenster.
    Er starb nicht hier.
    Pops trat an das Loch, an dem sich früher die Dachgaube befunden hatte. Warf einen Blick nach oben, einen nach unten.
    Er wurde an dieser Stelle verletzt. Pops berührte den zerfetzten Vorhang.
    Er wusste, er konnte nicht hierbleiben, weil sie ihn ausräuchern würden. Er war verletzt, und er musste von hier weg. Standortwechsel und Angriff. Er war ein guter Soldat.
    War?
    Pops zuckte die Achseln.
    Wir standen stumm da. Ich konnte mich nicht bewegen. Ich war wie erstarrt.
    Und dann hörten wir zwei Schüsse und einen Schrei.
    Wir rannten durch den Flur, die Treppe runter, durch das verwüstete Untergeschoss, raus ins gleißend helle Sonnenlicht.
    Das Biest stand nur ein paar Meter entfernt auf der Rampe, die den Häusern nördlich der Rollbahn als Zufahrt gedient hatte. Cima hockte unter einer Tragfläche und versuchte, sich so klein zu machen wie ein Rad.
    Pops blieb wie angewurzelt stehen, und ich rannte ihn über den Haufen, schubste ihn fast zu Boden.
    Warte.
    Er schirmte sich die Augen ab und scannte die Umgebung. Cima unter der Tragfläche duckte sich und zeigte. Auf meinen Hangar mit dem geschlossenen Tor. Ich meine, geschlossen, wo es noch intakt war. Sie war unverletzt, hatte sich nur erschreckt.
    Und dann setzte Pops sich in Bewegung.
    Das war er, sagte er.
    Ich überholte ihn mit drei eiligen Schritten. Man weiß nie, wie man zu jemandem steht, bis er von den Toten aufersteht. Ich stieß die Hangartür auf, die kleine, für Menschen ins Rolltor eingebaute, ich stieß so fest dagegen, dass ich mit zu viel Schwung in meine alte Bleibe hineinstolperte. Ich taumelte in die Halle, die ich mit allen möglichen kostbaren Perserteppichen ausgelegt hatte, aus den anderen Häusern, ich stolperte so, dass ich mir den Rücken verdrehte, Scheiße, und ein Knie, aua, ich richtete mich unter Schmerzen auf und blieb stehen wie ein verkrüppelter Baum und kniff im Halbdunkel die Augen zusammen.
    Zwei lichtdurchlässige Plastikwellbleche waren als billiger Oberlichtersatz ins Dach eingesetzt, und sie erhellten die Halle mit Tageslicht, wenn die Hangartore geschlossen waren. Ich entdeckte unser Sofa, den Valdez, Jaspers Lieblingsplatz, die Werkbank, den Barhocker, die Küchenzeile an der Rückseite, wo ich kochte, den Tisch mit der roten Resopalplatte, an dem wir unsere Drei-Sterne-Menüs einnahmen. Sonst nichts. Aber ich hörte etwas. Ein Scharren wie von einer Maus in der Wand. Metallisch.
    Ich hatte einen Werkzeugschrank mit Schubladen, rot, aus massivem Stahl, zwei Meter breit. Ein Prachtstück. Bangley und ich hatten einen ganzen Vormittag gebraucht, um ihn aus dem Servicezentrum rüberzurollen, über die Schlaglöcher und Frostschäden im Asphalt zu ziehen, die wir mit Holzplanken abgedeckt hatten. Der Schrank hatte einen Ehrenplatz in der Mitte der Nordwand bekommen. Bangley

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