Das Erbe - Das Tal - Season 2 ; Bd. 2
Niemand kann zu uns hinein.« Er lachte.
Dann blieb er abrupt stehen.
»Debbie, hast du Angst?«
Debbie gab ein unterdrücktes Schluchzen von sich. Es hörte sich an, als ob man einem Stofftier auf den Bauch drückte und es diesen quietschenden Laut von sich gab.
»Ich nehme mal an, das heißt Ja.«
Und Debbie nickte wie ferngesteuert.
Rose empfand plötzlich ungeheure Wut. Sie hatte den Eindruck, dass Tom das Ganze irgendwie genoss. Als sei es nur eine Szene in irgendeinem Theaterstück, in der sie alle eine Rolle zu erfüllen hatte.
»Mr Levinski!« Es war das erste Mal, dass Mrs Hill sich zu Wort meldete. Sie erwachte aus der Starre, die sie die ganze Zeit über gefangen gehalten hatte. »Legen Sie sich hin und befolgen Sie meine Anweisungen.«
»Wir sitzen alle in der Falle, Professorin. Wie fühlt sich das an?«
Draußen ertönte ein bellender Befehl. Wieder lachte Tom. »Sie jagen ihn, aber sie werden ihn nicht erwischen. Versteht ihr, die Schuldigen werden nie erwischt.«
Rose war klar, dass Panik verschiedene Reaktionen auslösen konnte. Von Starre bis zu einem hyperaktiven Verhalten, wie es offenbar bei Tom der Fall war. Jedenfalls hatte er erreicht, was er wollte. Niemand lauschte jetzt mehr auf die Geräusche draußen. Alle waren auf ihn konzentriert.
»Was willst du mit meinem Handy?« Chris erhob sich und stand nun vor Tom, dessen Gesicht sich erneut zu einem Lächeln verzog.
Mein Gott, dachte Rose, er ist dabei durchzudrehen.
»Bishop«, entgegnete Tom langsam. »Einer muss hier die Kontrolle übernehmen. Und wie die Sache aussieht, bin ich das. Also verzieh dich in deine Ecke und sei still.«
Die Rotoren des Hubschraubers ratterten. In dem Wind, den sie aufwirbelten, schlugen die Jalousien leise an die Fenster. Rufe von draußen drangen durch die Tür.
»Woher nimmst du das Recht, dich hier so aufzuspielen?« In Chris’ Stimme lag unverhüllte Wut. »Gib mir mein Handy zurück. Wir sollten Kontakt aufnehmen. Ich habe keine Lust, hier in der Falle zu sitzen.«
»Jeder rennt um sein Leben. Das ist es doch, was in so einem Fall passiert, oder? Jeder rennt um sein Leben und kümmert sich nicht darum, was mit den anderen geschieht.« Er legte den Kopf schief. »Und dann … dann gibt es noch die richtigen Feiglinge.« Er lachte. »Die, die sich verstecken. Sich in irgendeinen dunklen Winkel verziehen und abwarten. Sie harren aus. Zittern um ihr Leben, und wenn alles vorbei ist, kriechen sie aus ihren Löchern und danken Gott. Denn sie wurden verschont. Das ist das Wichtigste.«
Es war nicht seine eigene Stimme; Rose hatte den Eindruck, als hätte Tom das Ganze aus einem Actionfilm oder aus Büchern gestohlen. Und reagierte deshalb mit dieser Kälte.
Er machte keinerlei Anstalten, Chris das Handy zurückzugeben.
Die Spannung war unerträglich. Als kämpften die beiden, Chris und Tom, plötzlich um die Macht. Darum, wer hier im Raum das Sagen hatte.
Sie standen sich jetzt gegenüber. Doch im Gegensatz zu Chris schien Tom nicht in Gefahr, die Beherrschung zu verlieren. Rose fragte sich, wie er es aushalten konnte, diesen Mantel zu tragen. Sie selbst hatte das Gefühl, in ihrem Schweiß zu baden. Und Chris standen die Schweißperlen im Gesicht. Seine Haare waren nass und klebten an seiner Stirn.
»Was soll das, Tom? Wir sitzen alle in einem Boot, oder?«
»Aber wer ist der Steuermann, Bishop? Wer ist hier wohl der Steuermann?«
Rose wandte sich zu Mrs Hill um, doch Toms Auftritt hatte offenbar dafür gesorgt, dass sie kapitulierte. Sie hatte sich mit Isabel in die Ecke zwischen Schrank und Fensterwand verkrochen.
»He, ihr beiden, hört auf. Warten wir ab, bis alles vorbei ist«, zischte Katie halb laut.
Tom reagierte. Er reagierte tatsächlich. Er ließ Chris einfach stehen, ging geradewegs auf die Tür zu und im nächsten Moment erfüllte grelles Licht den Raum. Als ob man mit einer Taschenlampe Fliegen aufscheuchte, erwachten alle aus ihrer Starre. Die Angst stieg an die Oberfläche und wurde sichtbar auf den Gesichtern, von denen jedes auf seine Art zu einer Grimasse verzerrt war.
Und gleichzeitig, als sei all das auf die Minute geplant, hörten sie von draußen wieder Schreie und einen erneuten Schuss.
Tom lachte.
Er ging zurück zum Pult, ließ sich auf den Stuhl davor fallen und legte die Beine auf den Tisch.
»Setz dich, Bishop. Du wirst es nötig haben. Ich werde euch erklären, was hier eigentlich vor sich geht.«
Chris bewegte sich nicht, aber das schien Tom nicht zu
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