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Das Erbe der ersten Menschheit (German Edition)

Das Erbe der ersten Menschheit (German Edition)

Titel: Das Erbe der ersten Menschheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Seibel
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dreißig, trug einen dunkelblauen Anzug mit korrekt sitzender Krawatte und dazu ein falsches Lächeln im Gesicht. Am meisten störte Anne der kaum sichtbare Ohrhörer.
    Ein Agent, dachte Anne sofort und trat einen Schritt zurück. Ihre Erfahrungen mit Agenten hatten ihr gereicht, mehr brauchte sie nicht.
    „Frau Doktor Anne Winkler?“
    „Was wollen Sie?“
    „Ich soll Sie abholen. Bitte folgen Sie mir.“
    „Ich folge Ihnen keinen Schritt, wenn Sie mir nicht sagen, wohin ich gehen soll und warum.“
    Anne blickte ihn kühl an und der Mann schien zu spüren, dass er so nicht weiterkam. Sie ließ sich weder überrumpeln noch einschüchtern. Sein Gesichtsausdruck wurde eine Spur verbindlicher.
    „Ich soll Sie zu einem Meeting abholen. Ihr Chef, Doktor Bardouin, wird auch dabei sein.“
    Das sollte Anne eigentlich beruhigen, tat es aber nicht.
    „Wenn Dr. Bardouin mich sprechen wollte, könnte er mich einfach anrufen.“
    „Das kann er Ihnen selbst erklären. Ich habe nur meine Anweisung, dass ich Sie holen soll, und zwar so schnell wie möglich. Wir werden das Gebäude nicht verlassen, falls Sie das beruhigt.“
    Das tat es tatsächlich.
    „Gehen Sie vor.“
    Im Gebäude der ESA fühlte Anne sich sicher, aber diese Behandlung war sehr ungewöhnlich. Dieser Mann war nicht vom Sicherheitsdienst der ESA, die kannte Anne alle. Warum ließ Dr. Bardouin sie von einem Fremden abholen?
    Es ging in einen Gebäudetrakt, den Anne nicht kannte. Er gehörte zu dem Komplex, der wegen der starken Ausweitung der Raumfahrtaktivitäten nach ihrem Fund auf dem Mond neu gebaut worden war. Zu Beginn eines neuen Gangs blieb der Mann stehen.
    „Geradeaus bis zum Ende, dann die letzte Tür rechts.“
    Anne ging allein weiter. An den Wänden hingen noch keine der sonst allgegenwärtigen Bilder von Weltraummissionen. Alles war jungfräulich weiß, die Namensschilder neben den Bürotüren waren leer.
    Die letzte Tür rechts befand sich in einer etwa zwei Meter tiefen Nische. Davor stand ein Mann, der der Zwilling dessen hätte sein können, der Anne abgeholt hatte. Sie war offensichtlich per Funk angemeldet worden, denn er war weder überrascht, noch fragte er nach ihrem Namen. Er zeigte nur auf eine Ablage, auf der Handys lagen.
    Damit man uns nicht abhören kann. Anne wusste um die Manipulationsmöglichkeiten und Gefahren von Handys. Trotzdem - sowas hatte es bei der ESA noch nie gegeben. Was ging hier vor? Die Antwort lag hinter dieser Tür, die der Mann jetzt für sie öffnete.
    Anne trat in einen Besprechungsraum für etwa zehn Leute. In der Mitte stand ein ovaler Tisch, der an der gegenüberliegenden Stirnseite abgeschnitten war. Dort waren keine Stühle vorgesehen, weil darüber an der Wand ein überdimensionaler Flachbildschirm hing.
    Anne erkannte zuerst Dr. Bardouin, der sich erhob, als sie eintrat. Seine Anwesenheit hätte normalerweise beruhigend auf Anne gewirkt, wenn sein Gesicht nicht so einen besorgten Ausdruck gezeigt hätte. Er begrüßte Anne mit ein paar freundlichen Worten und bedankte sich, dass sie sofort gekommen war. Dann stellte er die Anwesenden vor. Anne hatte sie alle schon gesehen - im Fernsehen.
    Links von ihm saß Romano Gonzales, der die NASA und damit gleichzeitig die USA repräsentierte. Anne hatte gehört, dass er Sohn mexikanischer Einwanderer war, der sich dank seiner hohen Intelligenz bis in diese Führungsposition hochgearbeitet hatte. Neben ihm saß Nelson Fernandez für Brasilien. Auf der anderen Seite des Tisches saßen Anila Kumar für Indien, Nandi Ludo als Vertreterin der Afrikanischen Union und Wang Cui für China. Und zuletzt, gegenüber von Dr. Bardouin , saß General Kowalev. Anne kannte ihn gut und würde ihn auch nie vergessen. Er hatte es ihr ermöglicht, als Vertreterin der russischen Astronautin zum Mond zu fliegen, denn die hatte sich kurz vor dem Start unglücklich verletzt. Kowalev leitete das russische Astronautenzentrum im Sternenstädtchen und hatte Anne öfter zu Vorträgen eingeladen.
    Kowalev freute sich offensichtlich, Anne zu sehen, wie sie an einem kurzen Aufblitzen in seinen Augen erkannte, aber der ernste Ausdruck kehrte sofort zurück.
    Anne war beeindruckt von dieser Runde. Sie hatte mit vielem gerechnet, aber nicht damit. Hier war die Elite des Lantis-Projekts versammelt. Nur Scheich Al-Qummi vom arabischen Block fehlte. Dieses Projekt sollte das Erbe der Vormenschen, die sich Lantis nannten, auf dem Mond bergen. Jede Person in diesem Raum war befugt, weitreichende

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