Vorzeitsaga 03 - Das Volk der Erde
VORWORT
Unser Roman Im Teichen des Wolfes handelte von der Wanderung der ersten Indianer in den unberührten Kontinent Nordamerikas gegen Ende der letzten Eiszeit vor ungefähr fünfzehntausend Jahren. In den folgenden Jahrtausenden wurde das Klima wärmer und trockener. Die zunehmende Hitze und die damit verbundene Dürre schränkten den Lebensraum der großen Wildtierherden ein.
Das bedenkenlos räuberische Jagdverhalten der Menschen und die Belastung durch feindliche Umweltbedingungen führten zum Aussterben vieler Tierarten wie dem Riesenfaultier, dem Wildpferd und Kamel. Vor ungefähr siebentausend Jahren wurde das Binnenland Nordamerikas von einer Trockenperiode heimgesucht. Die Prähistoriker bezeichnen diese Zeit als Altithermal. Der zweite Roman dieser Reihe, Das Volk des Feuers, ist in jener Zeit angesiedelt. Damals sammelten die Jägergruppen vorwiegend pflanzliche Nahrung.
Die wachsende, mit Nachdruck geführte Förderung und das auf Bundesebene gestiegene Interesse am Schutz des kulturellen Erbes führte verstärkt zu Ausgrabungen. Die intensivierte Forschung ergab eine Fülle neuer Informationen, die darauf schließen lassen, daß sich die Ausbeutung der Umwelt während des Altithermals mehr und mehr spezialisiert hat. Zu den Aufsehen erregenden Entdeckungen zählen die Überreste von Lehmkonstruktionen, die darauf hindeuten, daß etliche Stämme der Ureinwohner ihren Lebensraum einschränkten, ein halbnomadisches Leben zu führen begannen und ihr Überleben durch intensive Nutzung der Pflanzen- und Tierwelt in einem abgegrenzten Raum sicherten. Die Entstehung derartiger Konstruktionen vor fünftausendfünfhundert Jahren (viertausend Jahre vor den entsprechenden Bauten der prähistorischen Bewohner im Südwesten, der Korbflechter) und deren Entdeckung verliehen unserem Wissen über die frühe archaische Kultur völlig neue Aspekte. Zuvor gingen wir davon aus, daß die Menschen der frühen archaischen Kulturen am Rande des Verhungerns dahinvegetierten, heute wissen wir, daß sie die in ihrer Umwelt vorhandenen Möglichkeiten in vollem Umfang nutzten.
Vor fünftausend Jahren wurde der Westen Nordamerikas von einer größeren Gruppe besiedelt. Die Menschen verteilten sich dort über das ganze Land. Heute wissen wir durch die Ähnlichkeit ihrer Sprachen, daß sie alle der Gruppe der Uto-Azteken zuzuordnen sind. Für Das Volk des Feuers stellten wir die Wanderung der Uto-Azteken nach Süden an das Ende der frühen archaischen Zeit.
Die im Zusammenhang mit unseren prähistorischen Büchern sicher am häufigsten gestellte Frage lautet: »Haben die Menschen jener Zeit tatsächlich so geredet?« Die Vorstellung, unsere prähistorischen Vorfahren seien grunzende Wilde gewesen, ist weit verbreitet. Zum größten Teil liegt das an Filmen, in denen die Indianer als halbmenschliche Barbaren dargestellt werden, die sich mit gestammelten Halbsätzen zu verständigen suchen. Dieses Bild ist schlichtweg falsch. Unsere gründlichen linguistischen Studien, in denen alle neueren Indianersprachen untersucht wurden, um auf die »Stammsprachen« zu stoßen die ursprüngliche Sprache oder Sprachen, aus denen die heutigen Versionen hervorgingen , deuten darauf hin, daß die prähistorischen Menschen in Nordamerika ebenso differenziert gesprochen haben wie wir gegenwärtig. Die Eindrücke der ersten Weißen in diesem Land bestärken diese Theorie. So berichteten zum Beispiel französische Missionare, die im siebzehnten Jahrhundert bei den Huronen lebten, daß die europäischen Sprachen es mit der komplexen und schwierigen Sprache der Huronen nicht aufnehmen konnten. Die Hopi gebrauchen noch heute komplizierte Verbformen, die es im Englischen nie gegeben hat, und die Arapaho kommunizieren in zwei Sprachen, eine dient dem alltäglichen Gebrauch, die andere ausschließlich zeremoniellen Zwecken, ähnlich dem Latein, das von der katholischen Kirche eingesetzt wurde.
Die Figuren in unseren Büchern sprechen in verständlichen, kultivierten Sätzen, da die meisten wissenschaftlichen Theorien dies als erwiesen ansehen. Uns ging es beim Schreiben dieser prähistorischen Buchreihe in erster Linie darum, dem Leser und der Leserin so genau wie möglich die prähistorische Lebensweise in Nordamerika zu schildern, wie wir als Archäologen sie sehen. Wir haben nicht auf irgendwelche gängigen Klischees zurückgegriffen.
Sollten die Bücher Ihr Interesse am prähistorischen Amerika angeregt haben, können Sie sich in Bibliotheken oder in
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