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Das Erbe der ersten Menschheit (German Edition)

Das Erbe der ersten Menschheit (German Edition)

Titel: Das Erbe der ersten Menschheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Seibel
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1.
     
    „Wenn Sie sich in eine fremde Umwelt begeben, müssen Sie sich in Ihrem Verhalten und vor allem in Ihrem ganzen Denken darauf einlassen.“
    Dr. Anne Winkler drückte auf einen Knopf und die nächste Folie ihrer Präsentation erschien. Die Studenten sahen an der Stirnwand des Vorlesungsraums ein riesiges Foto. Es zeigte einen vermummten Mann, der neben einem umgebauten Geländewagen mit riesigen Reifen stand. Dahinter breitete sich eine endlos scheinende Eisfläche mit Bergen im Hintergrund aus.
    „Nehmen wir an, Sie planen eine Expedition in die Antarktis. Dort ist es kalt. Also sagen Sie sich, dass Sie vor allem warme Kleidung einpacken müssen, um sich gegen die extreme Kälte zu schützen.“
    Während Anne redete, ging sie vor den Studenten auf und ab. Die Blicke folgten ihr, vor allem die Blicke der jungen Männer. Anne schmunzelte. Es hatte sich nichts geändert. Vor etwas mehr als zehn Jahren hatte sie selbst noch mitten unter Studenten gesessen und auch einen Dozenten angehimmelt. Jetzt stand sie vorne und unterrichtete angehende Astronauten. Es waren vorwiegend Männer, umso mehr stach sie als weibliches Wesen heraus. Anne war zwar mehr als zehn Jahre älter als der Durchschnitt, was aber kaum auffiel. Sie hatte sich angewöhnt, am Fitnesstraining der Astronauten teilzunehmen und war entsprechend gut in Form.
    Anne musste nicht mehr nachdenken, was sie sagen sollte, denn sie hatte diese Vorlesung schon oft gehalten. „Wenn Sie nun losziehen, schön warm eingepackt und mit ihrer gewohnten Ration an Essen und Trinken, was wird dann passieren? Sie werden nie wiederkommen. Jeder Atemzug, den Sie hier kaum spüren, bedeutet in der Umwelt der Antarktis eine Höchstleistung für Ihren Körper. Er muss die Luft von minus dreißig Grad auf plus 37 Grad bringen, und zwar in Sekunden und mehr als tausend Mal in jeder Stunde. Das ist eine enorme Heizleistung, die Ihre Energievorräte sehr schnell schrumpfen lässt. Dazu kommt, dass die Luft, die Sie einatmen, keinerlei Feuchtigkeit enthält, die Luft , die Sie ausatmen, aber jede Menge. Diese Feuchtigkeit kommt nicht aus dem Nichts. Sie müssen jeden Tropfen vorher trinken. Wenn Sie nicht viel mehr essen und trinken, als Sie es gewohnt sind, können Sie so warm angezogen sein, wie Sie wollen - Sie werden verhungern oder vertrocknen. Robert F. Scott trug bei seiner Antarktis-Expedition in sein Tagebuch ein: Großer Gott! Dies ist ein schrecklicher Ort.“
    Anne blieb stehen, drehte sich zu den Studenten und wartete, bis ihr alle in die Augen sahen. „Sie wollen nicht in die Antarktis, Sie wollen auf den Mond. Ich kann Ihnen versichern, gegenüber dem Mond ist die Antarktis eine gemütliche Kuschelecke.“
    Stille breitete sich aus.
    „Wenn Sie nicht schaffen, das in Ihrem Denken zu realisieren, werden Sie erst gar nicht fliegen, oder, falls doch, werden Sie nicht zurückkommen.“
    Fagott meldete sich. Er hieß eigentlich Jörg Schweitzer, aber alle nannten ihn nur Fagott, weil er so dünn war und tatsächlich Fagott spielte. Er wirkte immer etwas geistesabwesend, außer wenn Anne vor ihm stand, wie gerade jetzt.
    „Ja bitte?“
    Fagott räusperte sich. „Frau Dr. Winkler, wie sind Sie überhaupt auf das Konzept des „mondischen Denkens“ gekommen?“
    Ein Raunen ging durch die Reihen. Die Antwort konnte man doch überall im Internet nachlesen und erst recht stand es in Annes Buch, das zur Standardvorbereitung des Kurses gehörte.
    Anne beugte sich zu Fagott herunter und stützte sich mit den Händen auf der Tischplatte ab.
    „Herr Schweitzer, wenn Sie wissen, dass Sie ohne eine gute Idee nur noch zwanzig Minuten leben werden, dann glauben Sie gar nicht, wie schnell und kreativ selbst Sie dann denken werden.“
    Die anderen Studenten lachten, aber dann wurde ihnen bewusst, dass das nicht nur einfach so dahergesagt war. Ihre Dozentin hatte es genau so erlebt.
    Anne richtete sich wieder auf und klatschte zweimal in die Hände. „Fertig für heute. Bis zur nächsten Vorlesung stellt jeder fünf Punkte zusammen, was er bei einem Einsatz auf dem Mond an besonderen Umweltbedingungen zu beachten hat.“
    Fagott sah sie zweifelnd an.
    „Und wenn einer nur vier Punkte hat, lasse ich ihn den Kurs einer Sonde zum Pluto berechnen.“
    Als Anne hinter ihren Studenten den Seminarraum verlassen wollte, stellte sich ihr ein Mann in den Weg.

2.
     
    Eine Zehntelsekunde, und Anne wusste, dass ihr dieser Mann unsympathisch war. Er war etwa in ihrem Alter, also Mitte

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