Das Erbe der ersten Menschheit (German Edition)
Türen, orientierte sich an den Anzeigetafeln und zog dann weiter zu den Check-in Schaltern.
Anne war froh, dass niemand sie beachtete, was nicht selbstverständlich war. Die ganze Welt interessierte sich für die Entdeckung auf dem Mond, und über jeden Schritt der geplanten Expedition wurde ausführlich berichtet. Aber Anne hatte darauf bestanden, dass ihr Abflugtermin von Frankfurt nach Florida geheim gehalten wurde. Trotzdem hatte es noch einiger Tricks bedurft, die Presseleute abzuschütteln. In dieser Hinsicht hatte sie keine Mühe gescheut, denn die letzten Minuten in Deutschland sollten ihrer Familie gehören.
Olaf legte seinem Sohn die Hand auf die Schulter. "Ja, Benny, deine Mutter ist die beste Navigatorin der Welt, aber der Weltraum ist gefährlich und der Mond erst recht. Der Mond ist eine fremde Welt und niemand weiß, welche Gefahren es dort gibt."
"Der Mond ist meine Berufung", sagte Anne. "Ich muss dort hin. Und was wir dort suchen, ist ein Schatz, wie ihn die Menschen noch nie erlebt haben. Wir müssen alles daran setzen, um ihn zu bergen."
Olaf ließ den Ansatz eines Lächelns erkennen. "Es ist ja nur, dass ich will, dass du heil wiederkommst."
"Meine Mutter wird niemals auf dem Mond sterben", sagte Benny. "Sie wird das Erbe der Menschheit finden. Ich bin stolz auf sie."
Benny lief einige Schritte rückwärts und rempelte dabei eine Stewardess an, die auf dem Weg zu ihrem nächsten Flug war. Sie warf ihm einen bösen Blick zu und murmelte etwas, das man wegen der allgemeinen Hintergrundgeräusche nicht verstehen konnte. Benny schien das alles nicht zu bemerken. Er justierte sein iPhone, sagte "Bitte lächeln" und war schon fertig, ehe seine Eltern reagieren konnten.
"Das poste ich jetzt auf Facebook. Die Elite-Astronautin startet wieder im Auftrag der Menschheit."
"Lass das sein, Benjamin", schimpfte Anne. "Du sollst nicht so übertreiben."
Benny grinste frech. "Wenn du auf dem Weg zum Mond bist, kannst du mir das gar nicht verbieten."
Anne sah zu Olaf in der Hoffnung auf Schützenhilfe.
Der grinste jetzt auch. "Wo er recht hat, hat er recht. Er ist eben genauso stur wie seine Mutter."
"Ich bin nicht stur. Es ist nur , weil ..." Anne zögerte kurz. Dann machte sie eine Handbewegung, als ob sie etwas wegwischen wollte. "Ach, lassen wir das. Ich weiß, dass ihr mich liebhabt und ich habe euch auch lieb. Das ist doch das Wichtigste."
Anne bückte sich und nahm Laura, die Kleine, auf den Arm. Laura konnte nichts mit dem Weltraum anfangen. Sie wusste nur, dass er groß und weit weg war, und dass ihre Mutter sich anschickte, dort hinzufliegen. Deshalb war sie still.
Anne drückte sie fest. "Du bist mein Goldschatz und du musst jetzt nicht traurig sein. Papa wird auf euch aufpassen. Er macht das ganz toll. Und in ein paar Wochen bin ich wieder zurück."
Dann kam Benny dran, der viel zu groß war, als dass Anne ihn hätte auf den Arm nehmen können. Das hätte er auch mit Sicherheit nicht mehr gewollt. "Treib's nicht zu doll auf Facebook, wenn ich weg bin."
"Ich werde jeden Tag etwas über dich posten. Da kriege ich über tausend Fans."
Bestimmt noch mehr, dachte Anne. Wenn die Presse herausfand, dass ihr eigener Sohn als Nachrichtenquelle dienen konnte - und das würde sie herausfinden - dann war es um die Ruhe der Familie schlecht bestellt. Aber darum konnte sich Olaf kümmern. Der hatte schließlich Kommunikationswissenschaften studiert und war im Blick auf die Presse Profi.
Zum Schluss der Verabschiedung kam Olaf dran. "Danke, dass du auf die Kinder aufpasst. Das ist eine große Erleichterung für mich."
"Ist schon okay. Ich habe kein Verlangen mehr, auf den Mond zu fliegen. Das eine Mal hat mir gereicht. Wenn ich mich daran erinnere, mondisch zu denken, wird mir jetzt noch schlecht."
Seine erste und einzige Mondexpedition hatte tatsächlich Spuren bei ihm hinterlassen. Olaf kam aus der Schweiz, er liebte die Berge, und Höhe hatte ihm nie etwas ausgemacht. Aber seit seinem Sprung über die Mondschlucht konnte er in kein tieferes Loch mehr sehen.
"Wir haben überlebt", erinnerte ihn Anne.
"Ja. Aber noch mal brauche ich das nicht."
"Dieses Mal wird alles ganz anders. Wir werden keine Feinde im Team haben. Wir haben alle EIN Ziel."
"Anders muss nicht bedeuten 'besser'. Niemand weiß, was euch erwartet." Olaf strich Anne eine Strähne aus dem Gesicht. "Komm einfach gesund wieder. Das reicht mir schon."
"Das werde ich." Anne gab Olaf einen Kuss. Dann sah sie auf die Uhr. "Ich muss
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