Das Erbe der Jedi-Ritter 03 - Das Verderben
womit wir es gegenwärtig zu tun haben.«
6
Jacen Solo saß allein im Meditationsraum der Ralroost. In dieser Kammer im hinteren Teil des Bothan-Angriffskreuzers befand sich ein Bogenfenster aus Transparistahl, das freie Aussicht auf den Lichttunnel des Hyperraums gewährte. Jacen hatte diese Art Licht sein ganzes Leben lang gesehen, daher kam es ihm nicht mehr besonders beachtenswert vor, trotzdem konnte er sich nur schwer konzentrieren oder einen klaren Gedanken fassen.
Er hatte eine anstrengende Woche hinter sich, doch waren es nicht das Packen und die vielen Abschiede, die Einweisungen und Übungen, die auf ihm lasteten. Auch das kannte er zur Genüge, wenngleich er sich eingestand, dass der Aufbruch in eine derart ernste Gefahr einen großen Unterschied machte.
»Ich dachte mir, dass ich dich hier finde.«
Jacen drehte sich um und schenkte Jaina ein Lächeln. »Willst du mir Gesellschaft leisten?«
»Klar.« Zunächst war sie nur ein schwarzer Umriss im Eingang der Kammer. Als sich die Tür schloss und der Raum wieder in kontemplatives Zwielicht getaucht war, schwebte sie wie ein Geist auf ihn zu und ließ sich neben ihm nieder. »Bei den schwarzen Knochen des Imperators, Jacen, du kannst wirklich eine Auszeit zum Meditieren gebrauchen, wie? Ich kann mich nicht erinnern, dich schon jemals so aufgewühlt gesehen zu haben.«
»Anscheinend habe ich auch noch nie so sehr die Kontrolle über meine emotionale Ausstrahlung verloren.«
Jaina lachte, und Jacen genoss den vertrauten Klang. »Wir sind Zwillinge, Jacen. Wir haben uns schon gegenseitig durchschaut, als wir noch niemanden sonst kannten. Aber irgendwas scheint mir bei dir nicht zu stimmen. Was ist los?«
»Ich bin mir nicht sicher. Ich meine, wahrscheinlich ist mir mittlerweile bloß das wahre Ausmaß unseres Vorhabens klar geworden.« Er sah seine Schwester an. »Mom und Dad haben gegen das Imperium gekämpft, gegen einen sehr großen und mächtigen Gegner. Na ja, die Yuuzhan Vong sind unser Imperium, und sie sind auf den ersten Blick viel mächtiger als das, womit sich Mom und Dad herumschlagen mussten.«
Jaina nickte. »Früher konnten wir immer auf die Macht zurückgreifen. Doch jetzt sind wir auf uns selbst gestellt und müssen tun, was wir können. Natürlich gibt es für mich leuchtende Beispiele, denen ich nacheifern kann.«
»Colonel Darklighter?«
»Ja, er und all die anderen Renegaten. General Antilles, Colonel Celchu. Keiner von ihnen verfügt über die Macht, trotzdem sind sie Pilotenasse. Ich meine, mir fällt die Vorstellung schwer, ohne die Macht auskommen zu müssen, aber diese Jungs vollbringen große Taten, ohne sich auf sie zu verlassen.«
Jacen lachte leichthin. »Nicht mehr über die Macht zu verfügen, ist wahrscheinlich wie farbenblind zu sein, aber ihnen macht das nichts aus.« Er streckte die Hände aus und ballte sie langsam zu Fäusten. »Und genau das macht mir zu schaffen, Jaina. Wir sind von all diesen Leuten umgeben, die bereit sind, ihr Leben aufs Spiel zu setzen. Sie vertrauen auf ihre Vorgesetzten, auf die Traditionen, die sie leiten, und auf ihren Sinn für Richtig und Falsch. Auf ihren Mumm. Es ist eine ganze Armee, die das tut, die loszieht und die Bevölkerung von Welten verteidigt, deren Sonnen sie von ihren Heimatplaneten aus nicht mal sehen können. Für uns als Jedi ist das ganz normal, aber…«
Seine Schwester senkte den Blick und zupfte an ihren Fingernägeln herum. »… es hinterlässt vermutlich einen ziemlich überwältigenden Eindruck, wenn man es aus einem so weiten Blickwinkel betrachtet.«
»Wie kannst du es nicht so sehen?«
Sie warf ihm einen Blick zu. »Indem ich mir die Lage ansehe, die Verantwortung für die Dinge übernehme, die ich bewältigen kann, und mich darauf verlasse, dass andere ihre Last schultern. Ich bin bloß eine Staffelpilotin und für meinen Flügelmann verantwortlich. Ich bin Colonel Darklighter Rechenschaft schuldig. Ich führe, so gut ich kann, meine Befehle aus. Und falls ich versuche, darüber hinaus zu denken, werde ich nur abgelenkt und tauge zu gar nichts mehr.«
»Aber du gehörst zur Renegaten-Staffel, Jaina. Die ganze Tradition… wie kannst du das alles mit dir herumschleppen?«
»Weil ich gar keine Zeit dazu habe, Jacen. Ich konzentriere mich nur auf das, was ich im Augenblick tun muss, und zerbreche mir nicht den Kopf über die Vergangenheit oder über mögliche Ereignisse in der Zukunft.« Sie drehte sich zu ihm um, sodass der Lichtschein, der durch
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