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Das Erbe Der Loge: Roman

Das Erbe Der Loge: Roman

Titel: Das Erbe Der Loge: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hef Buthe
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sich zu ziehen.
    Kornbluth öffnete die Augen einen Spalt, nickte zufrieden, als käme ihm das Desinteresse meines Begleiters recht, und fuhr fort:
    »Die Drachenfels, das Schiff, das uns nach Südafrika gebracht hatte, sollte das Schicksal der Loge werden ... aber als wir das erfuhren, ahnten wir nicht, welche brisante Fracht sie an Bord hatte. Es war im Mai 1940, ich erinnere mich genau. Major Kögel, der damals einen jüdischen Decknamen trug, den ich vergessen habe, war mit der Kriegserklärung der Engländer an Deutschland in ein Internierungslager gebracht worden. Das war übrigens genau hier, wo meine Lodge steht.«
    Langsam öffnete er die Augen und rückte sich wieder im Sessel zurecht.
    Ich versuchte Kögel zu wecken, aber er reagierte nur mit einem Grunzen.
    »Lassen Sie ihn«, hob Kornbluth beschwichtigend die Hand. »Er wird ein paar Stunden schlafen und sich dann an nichts mehr erinnern.«
    »Sie haben ihn ...?«, keimte ein Verdacht in mir auf.
    Der alte Mann nickte lächelnd. »... ein wenig aus dem Verkehr gezogen. Stimmt. Wir wissen noch nicht, auf welcher Seite er steht. Auf der seines Adoptivvaters, der ihm eine ganze Menge erzählt haben kann, oder der seines eigentlichen Erzeugers. Solange wir dazu Ihre Meinung nicht haben, bleibt er so, wie er ist. Ja, wo war ich stehen geblieben?«
    »Mai 1940«, half ich ihm, den Faden wieder aufzunehmen, versuchte aber meine Gedanken wieder einzufangen, die verrückt zu spielen begannen.
    Kögel ist der Tarot-Mörder!, schrie meine Erkenntnis auf mich ein. Nur er konnte den abgeschlagenen Hühnerkopf und das blutende Päck chen in meine Wohnung bringen.
    »Im Mai  1940 wurde die Drachenfels von einem englischen Kriegsschiff aufgebracht und in den Hafen von Kapstadt gebracht. Davor war sie als Versorgungsschiff für im Südatlantik operierende deutsche Kaperschiffe unterwegs gewesen. Ihre Ladung, mit der sie auf dem Heimweg nach Europa war, waren wertvolle Rohstoffe, die diese deutschen ›Seeräuber‹ aufgebrachten alliierten Schiffen abgenommen hatten. Darunter waren auch Ballen Papier, die für Indien bestimmt gewesen waren ...«
    Ich versuchte, Kögel wach zu bekommen. Er reagierte nicht, ließ nur unkontrolliert seine Arme von der Stuhllehne fallen.
    Der alte Mann quittierte meine Bemühungen mit einem bittersüßen Lächeln, so wie ein Gefängniswärter einem Ausbrecher amüsiert dabei zusieht, wie er vergeblich versucht, seinen wohl vorbereiteten Ausbruchsplan in die Tat umzusetzen.
    Inszenierung, dies ist eine bis ins Detail ausgeklügelte Inszenierung, hieb mein Instinkt auf mich ein. Du bist eine Puppe an Fäden, die du niemals lösen kannst, ohne mit einer Karte in der Tasche zu sterben.
    »... Das Papier stellte sich als unschätzbarer Wert heraus. Allerdings nur für Goldrausch«, zog Kornbluth seine Vorstellung durch. »Es war Original-Druckpapier der Bank of England. Aber das wussten wir zu dem Zeitpunkt nicht. Der Kapitän der Drachenfels war immer noch unsere damaliger Schiffsführer Schlüter. Er war inzwischen Kapitän der Nazi-Marine und kam in das Lager hier. Dort schaffte er es mit Kögels Hilfe, Kontakt zu Goldrausch aufzunehmen. Die beiden kannten sich ja noch von der Reise 1936 und hatten das gleiche Parteibuch. Goldrausch vermochte es mit seinem Einfluss, die Drachenfels für eine Weile mit ihrer Ladung beschlagnahmen und seine Leute das Schiff auf den Kopf stellen zu lassen.«
    Das Handy in Kögels Tasche machte sich mit der Ouvertüre der »Diebischen Elster« von Rossini bemerkbar. Kornbluth zog die Augenbrauen hoch und stemmte sich an seinem Stock in eine aufrechte Position.
    »Wollen Sie nicht drangehen? Vielleicht ist es wichtig.«
    »Für wen?«
    Der alte Mann zog die Schultern hoch. »Das müssen Sie wissen. Sie haben ihn mitgebracht. Vielleicht neue Erkenntnisse seiner Dienststelle. Wir wollen schließlich nicht, dass er Probleme bekommt.«
    Da war es wieder, dieses verdammte »Wir«. Wer waren »sie«? Die Stiftung? Kaum. Die hatte Joshua ausgeschaltet. Die Chesed? Konnte auch nicht sein, denn die Vorstellung von Odilo war mir reichlich dilettantisch vorgekommen. Mehr eine Schmierenkomödie. Wer zum Teufel steckte also hinter dem Ganzen und was wollten »sie«?
    »Was ist? Wenn die Mailbox vorgeschaltet ist, bekommen Sie die Informationen nur gefiltert. Gehen Sie endlich dran ...« Kornbluth wurde ungehalten und stieß mit dem Stock verärgert auf den Boden.
    Mit zwei Fingern angelte ich nach dem Telefon in Kögels Jacke

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