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Das Erbe Der Loge: Roman

Das Erbe Der Loge: Roman

Titel: Das Erbe Der Loge: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hef Buthe
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Fleckchen Erde.«
 
    »Kneif mich! Das kann ich nur träumen«, zerbiss Kögel sein kaltes Zigarillo und fuhr mit dem Finger die Positionen der Grabinventarliste ab.
    »Eine Urne. Der Kerl ist demnach eingeäschert worden. Ein Stahlkasten ohne Schloss. Inhalt: vergilbte englische Kriegsanleihen. Ein Stahlkasten ohne Schloss. Inhalt: mehrere Schatullen mit geschliffenen Diamanten. Ein Stahlkasten ohne Schloss. Inhalt: Pläne zum Bau von Industrieanlagen. Eine Bleikassette mit Schloss. Inhalt: unbekannt...
    »... und eine handschriftliche Verfügung auf einem Briefbogen«, fügte ich an, »die in der Fußnote darauf hinweist, dass die Bankverbindung des Senators die Bank Leumi Israel, eine Kooperationsbank der AB SA-Bank, Südafrika, ist.«
    Es dauerte zwei Ampeln, bis Kögel diesen Hinweis von mir verstand. Dann polterte er los:
    »Das können doch nur wieder Weiber in der Verwaltung gewesen sein, die solch eine Fracht als normale Grabbeigabe betrachten und so etwas außer Landes lassen. Los. Drück aufs Gas. Wir müssen diese Hannah auftreiben.«
    »Und wo bitte?« Für mich stand fest, dass unsere Nichte nicht mehr im Land war. Sie hatte alles, was sie gewollt hatte. Das Erbe der Loge und diejenigen, die sich daran bereichert oder ihr in die Quere gekommen waren, waren eliminiert. Durch wen? Selbst hatte sie es sicher nicht getan. Die noch ausstehende Tarotkarte machte mir Sorgen.
    »Fahr zum Hotel. Die können uns sagen, wann sie wohin ist. Sie hat sich alle Flüge über die Rezeption buchen und bestätigen lassen.«
 
    Dieser nervtötend langsame Mann hatte Dienst. Es dauerte geraume Zeit, bis wir die Auskunft hatten. Hannah war vor zwei Tagen in Begleitung von Sam nach Tel Aviv abgereist und hatte sowohl das Appartement wie auch die anderen von ihr angemieteten Räume gekündigt.
    »Hier ist aber noch Post für die Herren«, bemühte sich der Portier wenigstens um eine freundliche Ausdrucksweise, die im krassen Gegensatz zu seinen Bewegungen und seinem missmutigen Gesicht stand.
    Es war ein großer, versiegelter Umschlag. An die Onkels Stösser und Kögel war er mit einer schwungvollen Handschrift adressiert.
    Dieses Mal griff ich vor Kögel zu. Unschlüssig betastete ich das Kuvert und wog es in der Hand. Es war etwa hundert Seiten Papier schwer, schätzte ich. »Hat die Bar schon geöffnet?«
    »Du willst dich doch hoffentlich nicht schon am Mittag besaufen?«, zog Kögel die Augenbrauen hoch.
    »Warum nicht? Du kannst ja fahren. Ich fühle, dass wir hier die Antwort auf all unsere Fragen in der Hand halten, und das kann ich nicht nüchtern ertragen. Es ist wie das Ende, unwiederbringlich ...«
    »Schon gut«, seufzte Kögel entnervt, »bevor du sentimental wirst und das heulende Elend bekommst, betrinken wir uns eben. Es stimmt ja, wenn ich daran denke, dass ab jetzt nur noch meine Frau und tausend Kalorien auf mich warten ...«
    Die Bar war leer. Nur der Barkeeper, der Gläser polierte. Ich suchte uns die Sitzgruppe in der Ecke, in der alles mit Hannah angefangen hatte, und legte den Umschlag auf den Tisch. Kögel sagte nichts, zündete sich ein Zigarillo an und prüfte mit flinken Augen, ob er an irgendeiner meiner Regungen meine Gedanken lesen konnte.
    »Wenn du keine Nerven hast, dann mach ich das Ding auf«, murrte er nach zwei Whisky und einem Bier ungeduldig und riss das Siegel und die Lasche auf. »So bitte. Jetzt bist du dran.« Er hielt mir den Umschlag hin und führte zitternd sein Glas zum Mund.
    Die ausgefranste Öffnung des Kuverts grinste mich wie ein aufgerissenes Haifischmaul an und weckte in mir Erinnerungen. Schlechte Erinnerungen an meine Schulzeit, wenn mir der Lehrer kommentarlos die korrigierte Klassenarbeit gereicht hatte und ich genau wusste, dass ich sie versiebt hatte und mich nicht traute, mich mit dem Ergebnis zu konfrontieren.
    Ich nahm noch einen tiefen Schluck und riss mich zusammen. Mit einem Ruck schüttete ich den Inhalt auf dem Tisch aus. Heraus rutschten drei weitere, unterschiedlich große Umschläge, die mit den Ziffern I, II und III gekennzeichnet waren.
    »Junge, unsere Nichte macht es aber spannend«, stöhnte Kögel und wischte sich mit einem Taschentuch die feuchten Handflächen ab.
    Umschlag Nummer II war groß und schwer, Nummer I entsprach einem handelsüblichen, länglichen Briefumschlag, und Nummer III hatte das Format einer kleinen Glückwunschkarte, die man an Blumensträuße heftete.
    Einen Moment herrschte gespanntes Schweigen zwischen uns. Nur unsere

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