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Das Erbe Der Loge: Roman

Das Erbe Der Loge: Roman

Titel: Das Erbe Der Loge: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hef Buthe
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und drückte den Empfangsknopf.
    »Ja?«
    »Kommissar, sind Sie es? Wo stecken Sie?«
    So wie diese wenigen Worte gesprochen wurden, war es unverkennbar Susannes Stimme. Mein Blutdruck begann mit den Gefühlen Fangen zu spielen. Woher hatte sie diese Telefonnummer? Das wurde immer undurchsichtiger. »Bin auf Dienstreise«, versuchte ich Kögels Stimme zu imitieren. »Was ist los?«
    »Wir haben einen Toten. Graf Schweinitz hat sich erhängt...«
    Ich hielt das Mikrofon zu und sah Kornbluth an.
    »Was ist los?«, richtete er sich ganz auf.
    »Graf von Schweinitz ist tot.«
    »Gut. Sehr gut«, nickte der alte Herr. »Fragen Sie, ob es einen Abschiedsbrief und eine Tarotkarte gibt.«
    »Hat der Kerl etwas hinterlassen?«, konzentrierte ich mich auf Kögels Sprechweise.
    »Ja. Wie ich vermutet habe, hat er gestanden, die Bayer-Werke bestohlen und die Informationen an Goldrausch verkauft zu haben. In seiner Tasche hat das LKA eine Tarotkarte gefunden.«
    »Welche?«
    »Die mit der Eins.«
    »Danke. Bin bald wieder zurück«, beendete ich das Gespräch und steckte das Handy irritiert in Kögels Tasche zurück.
    Die Karte des Gauklers bei einem toten Zwerg. War das Zufall oder Absicht?
    Odilo, der angebliche Großmeister der Loge, der sich vehement über den Wissensklau beschwert hatte, war ein Doppelagent, und ausgerechnet ich hatte ihm die letzten Informationen der Ur-Loge zur Identifikation geliefert. Hatte er die Mikroverfilmung absichtlich zerstört?
    Kornbluth war auf die Sesselkante gerutscht und hatte die Hände über dem Stockknauf verschränkt. Sein Kopf wiegte sinnierend hin und her.
    »Dann ist Ihr Partner nicht der Tarot-Mörder«, deutete er auf den inzwischen schnarchenden Hauptkommissar. »Das erleichtert die Sache auf der einen Seite, verkompliziert sie aber auch auf der anderen.«
    Mühsam stemmte er sich aus dem Sessel hoch und begann eine Wanderung durch den Raum. Seine Augen schienen die Umgebung nicht mehr wahrzunehmen. Wie in Trance zog er seine Kreise über Zebra- und Löwenfelle, nickte und schüttelte den Kopf. Obwohl sich seine Lippen bewegten, sprach er kein Wort. Eine stille Zwiesprache mit einem Geist.
    »Kapitän Schlüter wollte sich freikaufen«, setzte er nach mehreren Runden unvermittelt seine Erklärung fort. »Die Papierrollen, die die Drachenfels in ihren Laderäumen gebunkert hatte, waren zum Drucken von Banknoten bestimmt. Sie hatten alle Merkmale, um darauf die jeweilige Währung zu prägen. Kein Falschgeld. Echte Banknoten. Niemand konnte anhand des Papiers feststellen, dass es nicht von der ausgebenden Notenbank kam. Aber um Geld zu drucken, braucht man bekanntlich Druckplatten ... und die hatte Kapitän Schlüter hinter der Wandverkleidung seiner Kajüte versteckt. Mehr noch, Goldrausch fand nicht nur die Platten für Englische Pfund, sondern auch für amerikanische Dollar, Schweizer Franken und ... für englische Kriegsanleihen in Milliardenhöhe. Alles war für Indien bestimmt, um an das Geld der Maharadschas zu kommen und die Kolonien wie Singapur und Hongkong mit frischen Devisen zu versorgen.«
    Kornbluth stoppte seine Wanderung und baute sich, mit beiden Händen auf den Stock gestützt, vor mir auf.
    »Verstehen Sie jetzt, um was es geht? Nicht um Diamanten. Nicht um irgendwelche dubiosen Informationen. Wer die Druckplatten besaß, hatte die Lizenz zur unbegrenzten Geldvermehrung. Solang das Papier reichte. Die Firmen, die sich vor dem Krieg die Vermögen der Loge angeeignet hatten, brauchten nach Kriegsende — und zwar möglichst noch vor der Währungsreform — dringend neues Kapital, um sich die Lizenzen der Alliierten sichern zu können. Dazu waren frei konvertierbare Devisen nötig. Dollar, Pfund, Schweizer Franken. Goldrausch besaß alles im Überfluss. Er konnte es einfach drucken lassen. Dass diese Devisen von keinem Staatshaushalt, von keiner Notenbank gedeckt waren, konnte in den Nachkriegswirren niemand nachvollziehen.«
    Erschöpft ließ er sich an seinem Stock wieder in den Sessel gleiten und schüttelte den Kopf, als sei das alles ein Albtraum.
    Meine Gehirnzellen rasten. Mit dieser Information waren die vorangegangenen Makulatur. Der Tarot-Mörder war einzig hinter dieser immer noch unerschöpflichen Geldquelle her ... Wozu? Um sie zu nutzen oder um sie zu vernichten?
    »Es gab damals schon Krach zwischen uns und Goldrausch, als bekannt wurde, dass er dem Kapitän für diese Platten die Freiheit versprochen hatte«, fuhr Kornbluth seufzend fort. »Major

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