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Das Erbe des Zauberers

Das Erbe des Zauberers

Titel: Das Erbe des Zauberers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Ordnung, wenn ich ihn dir gebe«, meinte Esk. »Dagegen hat er bestimmt nichts einzuwenden.«
    »Wo war er eben?«
    »Vermutlich ist er selbst zu einer Vorstellung geworden.«
    Simon tastete behutsam nach dem Zauberstab und berührte glänzendes Holz.
    »Ha!«, platzte es aus ihm heraus, als er die typische Angriffshaltung eines rachsüchtigen Zauberers annahm. »Jetzt könnt ihr was erleben!«
    »Nein, völlig falsch.«
    »Was soll das heißen? Ich weiß um Magie Bescheid. Und der Stab verleiht mir Macht genug, um …«
    »In gewisser Weise sind die Schattenwesen … Spiegelbilder von uns«, erklärte Esk. »Du kannst sie nicht besiegen, denn ihre Kraft entspricht immer genau der deinen. Aus diesem Grund schleichen sie sich näher, wenn du Magie verwendest. Und sie ermüden nicht. Sie nähren sich von Zauberei, und deshalb ist es unmöglich, sie damit zu schlagen. Andererseits: Wenn du Magie nicht einsetzt, weil dich irgend etwas daran hindert, so bleibt die gewünschte Wirkung aus. Aber wenn du freiwillig darauf verzichtest, dann geraten jene Geschöpfe in Panik. Allein der Gedanke jagt ihnen einen enormen Schrecken ein. Denn wenn Menschen damit aufhören, Magie zu beschwören, müssen sie sterben.«
    Die Dinge vor ihnen waren sich gegenseitig im Weg, als sie sich zur Flucht wandten.
    Simon betrachtete den Zauberstab, musterte Esk, beobachtete die Schattenkreaturen und richtete den Blick wieder auf das magische Holz.
    »Darüber muß ich erst noch gründlich nachdenken«, erwiderte er unsicher. »Eine interessante Problematik, die eingehend untersucht werden sollte.«
    »Bestimmt gelingt es dir bald, eine gute Theorie zu entwickeln.«
    »Nach deinen Worten besteht die eigentliche Macht darin, die Tür der Magie zu durchschreiten, ohne auf der Schwelle stehenzubleiben.«
    »Und es klappt, nicht wahr?«
    Inzwischen waren sie allein in der kalten Wüste. Die Dinge zeichneten sich als winzige Schemen am Horizont ab.
    »Ich frage mich, ob so etwas gemeint ist, wenn man von kreativer Zauberei spricht«, überlegte Simon laut.
    »Keine Ahnung. Vielleicht.«
    »Ich freue mich schon darauf, erste Analysen vorzunehmen«, sagte der junge Mann und drehte den Stab hin und her. »Weißt du, wir könnten damit experimentieren, bewußt auf Magie zu verzichten. Wir geben sorgfältig acht, kein Oktagramm auf den Boden zu zeichnen, sehen davon ab, Zauberformeln zu intonieren und … Mir bricht der Schweiß aus, wenn ich darüber nachdenke!«
    »Ich glaube, zuerst einmal sollten wir nach Hause zurückkehren«, sagte Eskarina und betrachtete die gläserne Pyramide.
    »Das ist meine Vorstellung von der Welt. Also müßte ich eigentlich in der Lage sein, einen Rückweg zu finden. Wie machst du das mit den Händen?«
    Er hielt die Finger aneinander, und sofort materialisierte der Zauberstab zwischen ihnen. Einige Sekunden lang tanzte oktarines Licht übers Holz und verblaßte dann. Simon lächelte. »In Ordnung. Jetzt brauchen wir nur noch die Universität zu finden …«
    Knallwinkel zündete die dritte Selbstgerollte mit dem Stummel der zweiten an. Die Zigarette verdankte ihre Gestalt den schöpferischen Kräften nervöser Energie: Sie sah aus wie ein Kamel mit abgeschnittenen Beinen.
    Er hatte bereits beobachtet, wie der Zauberstab langsam von Esk fortschwebte und auf Simon liegenblieb.
    Jetzt stieg er wieder auf.
    Andere Magier drängten ins Zimmer. Der Bibliothekar hockte unterm Tisch.
    »Wenn wir nur wüßten, was überhaupt geschieht«, sagte der Erzkanzler. »Ich kann die ständige Anspannung nicht ertragen.«
    »Denk positiv, Mann!«, schnappte Oma Wetterwachs. »Und mach die verdammte Zigarette aus. Oder glaubst du etwa, Simon und Esk möchten in ein Zimmer zurückkehren, das wie ein rußiger Kamin stinkt?«
    Die versammelten Zauberer der magischen Fakultät drehten sich um und sahen Knallwinkel erwartungsvoll an.
    Der Erzkanzler nahm das qualmende Etwas aus dem Mund, starrte seine Kollegen so durchdringend an, daß es niemand wagte, seinem Blick zu begegnen – und zertrat die Zigarette.
    »Wird ohnehin Zeit, daß ich mit dem Rauchen aufhöre«, brummte er. »Und das gilt auch für euch. Manchmal riecht’s hier schlimmer als in einer Aschengrube.«
    Dann sah er den Zauberstab. Er …
    Knallwinkel konnte sein Verhalten nur folgendermaßen beschreiben: Er bewegte sich rasend schnell und verharrte gleichzeitig an Ort und Stelle.
    Faseriger Dampf zischte und löste sich auf – wenn es wirklich Dampf war. Der Stab gleißte wie ein

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