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Das Erbe des Zauberers

Das Erbe des Zauberers

Titel: Das Erbe des Zauberers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Tausende von kleinen Flüssen sahen sich in Kellern um und vergnügten sich in der Kanalisation. Dann und wann ertönte ein grollendes Donnern, wenn vergessene Magie in irgendeinem überfluteten Kerker um Hilfe rief und ertrank. Andere thaumaturgische Entitäten lernten schwimmen (besser gesagt: tauchen), und Treatle schauderte unwillkürlich, als er das Zischen und Fauchen und Blubbern hörte. Er vermied es klugerweise, nach den Ursachen dieser Geräusche Ausschau zu halten.
    Häufig stellte er sich vor, wie nett es wäre, ein Zauberer zu sein, der in einer kleinen Höhle lebte, Kräuter sammelte, wichtige Gedanken dachte und die Sprache der Eulen verstand. Aber vermutlich wäre die Höhle feucht gewesen, die Kräuter giftig. Und außerdem wußte Treatle nicht ganz genau, wodurch sich wichtige Gedanken von anderen unterschieden.
    Ungelenk kletterte er vom Tisch hinunter und watete durch die brodelnde Schlickmasse. Nun, er brauchte sich keine Vorwürfe zu machen. Zusammen mit den Magiern der höheren Ränge hatte er versucht, das Dach zu reparieren, aber eine anhaltende Diskussion darüber, welche Zaubersprüche verwendet werden sollten, verhinderte sofortige Maßnahmen. Darüber hinaus vertraten einige seiner Kollegen die Ansicht, solche Arbeiten fielen in den Zuständigkeitsbereich von Handwerkern.
     
    Er passierte einen Torbogen, der auf ihn herabzuspucken schien, erklomm eine steile Treppe, rutschte mehrmals aus und zwinkerte, wenn das grelle Licht zuckender Blitze durch die beschlagenen Fenster filterte. Zwar glaubte er, daß ihn niemand für die Ereignisse der vergangenen Stunden verantwortlich machen konnte, aber aus irgendeinem Grund zweifelte er kaum daran, daß alle auf ihn zeigen würden, wenn die Suche nach dem Schuldigen begann. Mürrisch hob er den Saum seines Mantels, wrang ihn aus und holte dann seinen Tabaksbeutel hervor.
    Er war grün und wasserdicht. Und das bedeutete, daß der Regen hineingeflossen war und jetzt nicht mehr heraus konnte. Als Treatle ihn öffnete, bot sich ihm ein unbeschreiblicher Anblick dar.
    Die Papierstreifen bildeten einen faserigen Klumpen, der aussah wie … Nun, man stelle sich eine Banknote vor, vergessen in der Tasche einer Hose, die gerade eingeweicht, geschleudert, durch die Mangel gedreht und gebügelt worden ist.
    »Mist!«, sagte der Zauberer. Es kam von Herzen.
    »Heda! Treatle!«
    Er hob den Kopf und sah sich um. Er hatte den Großen Saal, in dem nun einige Sitzbänke zu schwimmen begannen, als letzter verlassen. Kleine Strudel und zerplatzende Blasen kennzeichneten die Stellen, an denen Kellermagie aufstieg, aber abgesehen davon bemerkte er nichts. Niemand befand sich in der Nähe.
    Treatle drehte sich auf dem Treppenabsatz um, starrte argwöhnisch in die überschwemmte Halle und beobachtete die Statuen. Sie waren viel zu schwer, um sie fortzutragen, und es konnte ihnen sicher nicht schaden, gründlich gewaschen zu werden.
    Er musterte die steinernen Gesichter – und bereute es sofort. Manchmal entwickelten die Skulpturen längst verstorbener Großmagier mehr Eigenleben, als ihnen eigentlich zustand. Treatle bedauerte seinen lauten Fluch.
    »Ja«, fragte er und fühlte durchdringende Steinblicke auf sich ruhen. »Sieh nach oben, du Narr!«
    Er kam der Aufforderung nach. Ein Besen schwebte durch das breite Loch in der Decke des Großen Saals und setzte zitternd und schwankend zur Landung an. Etwa anderthalb Meter über dem Wasser verlor er seine aeronautischen Ambitionen und verschwand in einem Strudel. Es platschte laut, und irgendwo gurgelte es. Es klang fast wie ein genüßliches Schmatzen.
    »Steh nicht einfach so herum, du Schwachkopf!«
    Treatle spähte nervös in die Finsternis.
    »Irgendwo muß ich doch stehen«, erwiderte er unsicher.
    »Hilf uns endlich!«, sagte Knallwinkel scharf. Wie eine fette zornige Venus watete er durchs Wasser. »Die Dame hat natürlich den Vorrang.«
    Er wandte sich zu Oma Wetterwachs um, die in den dunklen Fluten herumtastete.
    »Ich habe meinen Hut verloren«, erklärte sie. Knallwinkel seufzte. »Spielt das jetzt noch eine Rolle?«
    »Eine Hexe kann nicht auf ihren Hut verzichten«, entgegnete Granny fest. »Woher sollen die anderen Leute sonst wissen, daß sie eine Hexe ist?«
    Sie griff nach einem schwarzen formlosen Gegenstand, der auf dem Dreck schwamm, stieß ein triumphierendes Krächzen aus und rammte sich den Hut aufs Haupt. Schlickwasser strömte herab, und der Stoff auf ihrem Kopf gehorchte den Gesetzen der

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