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Das Erbe des Zauberers

Das Erbe des Zauberers

Titel: Das Erbe des Zauberers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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wahr?«, erwiderte Granny spöttisch.
    »Aber er war sicher, es sei ein Sohn!«
    »Sieht mir ganz und gar nicht nach einem Söhnchen aus, du Dummkopf.«
    Der Schmied ließ sich ächzend auf den Stuhl sinken und schlug die Hände vors Gesicht.
    »Was habe ich getan?«, stöhnte er.
    »Du hast der Welt die erste Zauberin gegeben«, stellte die Hebamme fest. »Pudiepudiepuh.«
    »Wie?«
     
    Die weiße Katze schnurrte und krümmte den Rücken, so als striche sie um die Beine eines alten Freundes. Was man nur als seltsam bezeichnen konnte, denn es war niemand da.
     
    »Ich glaube, mir ist ein schwerer Fehler unterlaufen«, sagte eine Stimme, die kein Sterblicher zu hören vermag. »Ich habe mich darauf verlassen, die Magie wisse schon, was richtig sei.«
    VIELLEICHT STIMMT DAS AUCH. »Wenn ich doch nur eingreifen könnte …«
    ES GIBT KEIN ZURÜCK, KEIN ZURÜCK, lautete die dunkle, hohl klingende Antwort. Es hörte sich an, als schließe sich langsam die Pforte einer Gruft.
    Der aus reinem Nichts bestehende Dunsthauch namens Drum Billet dachte nach.
    »Aber sie wird eine Menge Probleme bekommen.«
    PROBLEME SIND DAS GEWÜRZ DES LEBENS. BEHAUPTET MAN JEDENFALLS. ICH SPRECHE NATÜRLICH NICHT AUS EIGENER ERFAHRUNG.
    »Wie wär’s mit einer Reinkarnation?«
    Der Tod zögerte.
    DAS GEFIELE DIR BESTIMMT NICHT, GLAUB MIR, erwiderte die Grabesstimme.
    »Und doch scheint so etwas seit einiger Zeit in Mode gekommen zu sein.«
    MAN MUSS DIE ENTSPRECHENDE TECHNIK BEHERRSCHEN. DIE MEISTEN FANGEN GANZ UNTEN AN UND ARBEITEN SICH LANGSAM HOCH. ACH, DU HAST JA KEINE AHNUNG, WIE SCHRECKLICH ES IST, EINE AMEISE ZU SEIN!
    »Üble Sache, was?«
    NOCH WEITAUS SCHLIMMER, ALS DU DIR VORSTELLEN KANNST. UND MIT DEINEM KARMA WÄRE DIE WIEDERGEBURT ALS AMEISE NOCH SEHR GROSSZÜGIG.
    Inzwischen weilte das Baby wieder bei der Mutter. Der Schmied saß betrübt in seiner Werkstatt und starrte in den Regen hinaus.
    Drum Billet kraulte die Katze hinter den Ohren und erinnerte sich an sein Leben. Es war recht lang gewesen – einer der Vorteile, ein Zauberer zu sein –, und er hatte viele Dinge angestellt, die er nun zu bedauern begann. Er hielt den Zeitpunkt für gekommen, seine guten Vorsätze endlich ernst zu nehmen …
    WEISST DU, ICH HABE NICHT DEN GANZEN TAG ZEIT, sagte der Tod ein wenig vorwurfsvoll.
    Der Magier blickte auf die Katze herab und bemerkte erst jetzt, wie komisch sie aussah.
    Die Lebenden begreifen nur in den seltensten Fällen, wie merkwürdig die Welt anmutet, wenn man sie aus der Perspektive eines Toten betrachtet. Der Tod befreit den Geist zwar aus der Zwangsjacke dreier Dimensionen, aber er trennt ihn auch von der Zeit, bei der es sich um eine weitere Dimension handelt. Die Katze, die nun an Billets unsichtbaren Beinen entlangstrich, war zweifellos jenes Tier, das er vor einigen Minuten gestreichelt hatte. Gleichzeitig aber sah er ein noch blindes Junges, eine greise Katzendame und alle Stadien dazwischen, was, gelinde gesagt, verwirrend wirkte. Das hypertemporale Geschöpf begann klein und endete dick, erweckte somit den Eindruck einer Karotte vom Typ Felis domestica – eine Beschreibung, die genügen muß, bis irgend jemand vierdimensionale Adjektive entwickelt.
    Die knöcherne Hand des Todes klopfte Billet sanft auf die Schulter. KOMM JETZT, MEIN LIEBER!
    »Kann ich ihr überhaupt nicht helfen?«
    DAS LEBEN IST FÜR DIE LEBENDEN. WIE DEM AUCH SEI – DU HAST IHR DEINEN ZAUBERSTAB GEGEBEN.
    »Ja, das stimmt.«
    Die Hebamme hieß Granny ›Oma‹ Wetterwachs und war eine Hexe. Daran hatten die Bewohner der Spitzhornberge nichts auszusetzen. Sie begegneten Hexen mit freundlichem Respekt, denn sie wollten morgens in der gleichen Gestalt erwachen, in der sie abends zu Bett gingen.
    Der Schmied starrte noch immer finster in den Regen, als Granny in die Werkstatt zurückkehrte und ihn mit warziger Hand am Arm berührte.
    Er blickte zu ihr auf.
    »Was soll ich nur tun, Oma?«, fragte er und versuchte erst gar nicht, das Flehen aus seinem Tonfall zu verbannen.
    »Wo befindet sich die Leiche des Zauberers?«
    »Ich habe sie in den Schuppen gebracht. Ist das in Ordnung?«
    »Ich denke schon«, entgegnete Granny Wetterwachs energisch. »Wir kümmern uns später darum.«
    Sie holte tief Luft. »Du mußt jetzt den Zauberstab verbrennen.«
    Sie drehten sich beide um und beobachteten den dicken Stab, den der Schmied in die dunkelste Ecke des Zimmers gestellt hatte. Er schien ihre Blicke zu erwidern.
    »Aber er ist magisch«, flüsterte

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