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Das ewige Leben

Das ewige Leben

Titel: Das ewige Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf Haas
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hab ich beim Aufwachen gesagt?«, hat er den Putzmann gefragt, obwohl der es ihm schon zehnmal erzählt hat, weil das war schon fast wie bei den Kindern, die immer wieder dieselbe Einschlafgeschichte hören wollen, und der Brenner eben immer wieder dieselbe Aufwachgeschichte von seinem Putzmann.
    »Lustig samma, Puntigamer«, hat der Tomas gegrinst.
    »Ich weiß jetzt, warum«, hat der Brenner gesagt.
    »Weil du so einen pelzigen Geschmack auf der Zunge gehabt hast.«
    Du siehst schon, eine gewisse gegenseitige Sympathie durch das gemeinsame Erlebnis. Und der Brenner hat ihm jetzt erzählt, dass er am Abend vor dem Unfall beim Köck im Stadion vorbeigeschaut hat.
    »Unfall« hat der Brenner wieder gesagt, schön zwischen Mord und dings. Er hat dem Tomas erzählt, dass sie miteinander im Arnold-Schwarzenegger ein paar Flaschen Puntigamer geleert haben, und sogar, dass der Köck beim Anstoßen mit der fünften oder sechsten Flasche nicht »Prost« gesagt, sondern den idiotischen Werbespruch nachgeplappert hat.
    »Da hab ich dann die ganze Nacht die Melodie im Kopf gehabt«, hat der Brenner dem Putzmann erklärt.
    »Das ist schädlicher als die Kugel«, hat der Tomas gegrinst.
    Ganz Unrecht hat er damit bestimmt nicht gehabt. Weil die Melodie hat sich durch das wochenlange Koma hindurch im Hirn vom Brenner festgekrallt, quasi Ohrwurm, den der Chirurg nicht entfernt hat. Das war so ein Tick von seinem Unbewussten, das hat ihm öfter einmal über einen Ohrwurm einen guten Tipp gegeben. Meistens hat es nichts genützt, weil so einen Tipp musst du erst einmal verstehen. Aber dieses Mal hat die Melodie ihn schnurstracks zum Köck geführt.
    »Kannst du mir telefonieren helfen?«, hat der Brenner den Tomas gefragt.
    Er hat gewusst, er muss so schnell wie möglich den Köck im Arnold-Schwarzenegger-Stadion erreichen. Aber mit dem Telefonieren hat er sich noch schwerer getan als der angesoffene Köck, der sich eine Stunde nach Mitternacht dreimal verwählt hat, bevor er den Kripochef Aschenbrenner erreicht hat, aber der war nicht sehr begeistert von der Einladung auf eine Flasche Puntigamer. Selber zum Ohr hinhalten hat der Brenner jetzt schon gekonnt, aber selber wählen noch nicht. Das hat er erst üben müssen. Jetzt hat der Tomas für ihn die Nummer herausgesucht und gewählt.
    »Bitte, heb ab!«, hat der Brenner das Telefon angeschrien.
    Ich muss ehrlich sagen, so ungeduldig habe ich den Brenner gar nicht gekannt. Aber ein Koma verändert eben einen Menschen. Da geht der eine als herrischer ChefWichtigtuer in das Koma hinein, und heraus kommt er als die Geduld in Person. Und beim Brenner eben wieder umgekehrt. Der war sein Leben lang eher auf der geduldigen Seite, aber jetzt hat er es wissen wollen.
    Geholfen hat ihm seine Ungeduld natürlich auch nichts, weil der Köck ist nicht ans Telefon gegangen. Der Tomas hat ihm in den nächsten Tagen immer wieder geholfen und für ihn gewählt. Aber keine Chance.
    Inzwischen sind im Kopf vom Brenner die Erinnerungen erwacht, Explosion Hilfsausdruck. Weil ich sage immer, jeder Mensch ist ein kleines Universum, und besonders der Kopf, da ist pro Kopf immer ein kleines Universum drinnen, schon allein wenn du bedenkst, der Kopf ist bei den meisten Leuten rundlich, und das Universum auch rundlich, jetzt explodiert das Universum da ununterbrochen in die weite Welt hinaus, und wenn ein Kopf wieder anspringt, ebenfalls das Explodieren, ja was glaubst du.
    Darum hat ihn ja auch die Broschüre so fasziniert, die er in seinem Spitalsnachtkästchen gefunden hat. Unser Universum. Über die Planeten. Weil da dürfte ein früherer Patient aus dem Bett hinausgestorben sein, und der hat sein Planeten-Büchlein nicht mitgenommen, also mehr so eine Broschüre ist das nur gewesen. Aber alles drinnen, das ganze Universum, hochinteressant, und der Brenner hat es immer wieder studiert. Aufbau der Erde, schön die Schichten eingezeichnet, Erdmantel, Erdkern, dann Abstand zur Sonne, dann die Sternbilder, alles. Vielleicht hat ihn die Broschüre auch deshalb so fasziniert, weil man darin so schön gesehen hat, dass die Erde keine richtige Kugel ist, sondern abgeflacht. Und die Kugel, die ihm der Professor Hofstätter herausoperiert hat, hat ja einen ganz ähnlichen Fehler gehabt.
    Normalerweise ist eine Pistolenkugel natürlich rund. Aber die vier Walther-Pistolen, die der Köck damals in der Polizeischule organisiert hat, waren so fürchterlich verbaut, dass sie die Kugeln beschädigt haben. Darum haben

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